17.08.2017

Meine Arbeit ist den Preis wert!

René Krombholz erklärt, weshalb es für Friseure so wichtig ist, mit den Kunden über den Preis einer Leistung zu reden.

Auch Kunden irren, haben Vorurteile, und sind nicht immer richtig informiert. Manches davon kann Ihrem Salonerfolg abträglich sein. Lernen Sie und Ihre Mitarbeiter, darüber zu reden und solche Themen anzusprechen. So denken etwa nicht wenige Kunden (aber auch Mitarbeiter), dass der Preis des Haarschnitts doch wenigstens 70 Prozent Gewinn beinhalten müsse. SIE müssen kundtun, dass allein 45 Prozent Ihrer Einnahme für Steuern und Sozialabgaben weitergereicht werden. Und dass Sie von dem verbleibenden Rest auch noch Personal, Miete, Waren, Energie und viele anderen Kosten begleichen.

Vorsicht vor falschem Mitgefühl

Solche Informationen stehen nicht im Widerspruch zum erwünschten Wohlbefinden Ihrer Kundin und müssen auch nicht lange diskutiert werden. Ein, zwei Sätze reichen, um der Kundin ein anderes Bild zu vermitteln. Und: Ihre Mitarbeiter sollten das ebenfalls wissen und können!
Wenn Kunden seufzend erzählen: „Wer soll das noch bezahlen, schon wieder teurer, kann ich mir nicht mehr leisten ...“, ist nicht selten damit auch der Friseurbesuch gemeint. Wir nehmen das zur Kenntnis und fühlen mit, das ist gefährlich. Einfühlungsvermögen ist im Friseurberuf zwar positiv, besonders wenn es um die Wünsche unserer Kunden geht – schnell kann sich diese Eigenschaft aber ins Gegenteil umkehren, wenn wir uns davon zu sehr beeinflussen lassen. Fakt ist: 75 Prozent der Menschen um uns herum haben ein höheres Einkommen als Sie und ich, die wir im Friseurberuf gute Arbeit leisten, aber in der Gehaltsklasse nicht bevorzugt sind.
Dienstleistung und Arbeit am Menschen wird in unserem Land nicht ausreichend gewürdigt und entsprechend mäßig entlohnt. Da sind wir Friseure unter anderem auch selbst schuld.
Wenn die Bank bekannt gibt, dass die Gebühren steigen oder im Supermarkt alles teurer wird, dann ist das so! Wenn Benzin, Lebensmittel oder Urlaubsreisen teurer werden, wird trotzdem weiter konsumiert. Wenn wir Friseure aber die Preise den gestiegenen Kosten angleichen müssen, fangen wir selber an, uns zu entschuldigen, zu erklären, zu diskutieren. Das schlechte Gewissen (Ich kann dir doch nichts wegnehmen!) kommt zum Vorschein.

Konkurrenz aus anderen Branchen

Alles wird teurer. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre sind die Ausgaben für den Friseurbesuch um 100 Prozent gestiegen. Erschreckend? Nein, das ist gering, denn Sie müssen wissen, dass die Steigerungen im Bereich der Telekommunikation bei 600 Prozent und bei Reisen bei 450 Prozent lagen. Unsere wirkliche Konkurrenz ist nicht unbedingt nur der Billigfriseur um die Ecke, sondern das sind ganz besonders die Märkte mit neuen Technologien, Reiseportale oder die Gastronomie, die viele neue Angebote geschaffen hat.
War es eine Generation früher nur den Besserverdienern vorbehalten, öfters auswärts essen zu gehen, so ist dieses heute für viele an der Tagesordnung – dank einer verlockenden Vielzahl an Angeboten. Genau diese fehlen oftmals im Friseurhandwerk. Hier muss nachgebessert werden. Wenn wir es schaffen, unsere Leistung passend zu den Kundenwünschen und wirklichen Bedürfnissen unserer Kunden darzustellen und zu praktizieren, werden auch die Preisdiskussionen aufhören und Friseure sich den Preis wert sein.

 

Checkliste

–      Sind Ihre Mitarbeiter in der Lage, Preisangleichungen positiv zu verkaufen?

–      Kennen Ihre Mitarbeiter die Kosten/Gewinn-Situation Ihres Betriebes?  

–      Reden Sie mit Kunden über Kosten und Preise?

–      Kontrollieren Sie in der Kasse eingegebene Preisreduzierungen hinsichtlich einer Begründbarkeit?

 

 

Dieser Beitrag entstammt dem Konzept des fairen Salons. „Der faire Salon“ ist eine Wertegemeinschaft im Friseurhandwerk, in der sich über 240 Friseurunternehmen (Stand: August 2017) zusammengefunden haben, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stellen. TOP HAIR International ist Kooperationspartner dieser Initiative.