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10.03.2022

Finanzen: umsichtiges Vorgehen in schwierigen Zeiten

Die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine haben Anlegern in drastischer Weise vor Augen geführt, wie schnell Wertpapierbörsen in Verlustzonen geraten können. Es finden Entwicklungen statt, die vorher kaum denkbar waren. Unser Finanzexperte Michael Vetter rät, umsichtig zu handeln.

Das Kriegsgeschehen in der Ukraine erschüttert die Wertpapierbörsen. Angst vor Engpässen in der Energieversorgung, steigende Energiepreise, aber auch Unsicherheiten in der Zinsentwicklung tragen dazu bei, Unwägbarkeiten auf den Aktienmärkten zu verstärken. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse erreichen mich Nachfragen von Unternehmer*innen, wie darauf finanziell zu reagieren ist“, sagt TOP HAIR-Finanzexperte Michael Vetter. Wenn Anlageformen, wie Aktien oder Investmentfonds einen wesentlichen Baustein der finanziellen Altersabsicherung darstellen, stellt das Unternehmer*innen derzeit vor Herausforderungen, weiß er.

Es gibt keine Ideallösung

Eine Patentlösung, mit diesen Unsicherheiten umzugehen oder sie sogar weitgehend zu vermeiden, gibt es nicht. Gehen Sie jedoch mit Ihren Banken und Investmentgesellschaften ins Gespräch. Machen Sie eine Bestandsaufnahme der verwahrten Aktien und Investmentfonds mit den Schwerpunkten auf folgende Fragestellungen:

  • Welche derzeit verwahrten Wertpapiere haben über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren eine stabile Wertentwicklung erreicht?
  • Werden diese Wertpapiere von renommierten Finanzanbietern angeboten und entsprechend professionell gemanagt?
  • Befinden sich die Gesamtkosten wie Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschläge auf einem vertretbaren Niveau oder haben sie die bisher erzielten Wertzuwächse überdurchschnittlich reduziert?
  • Befindet sich der Anteil an Aktien, also an der Beteiligung einzelner Unternehmen, in einer vertretbaren Quote zu Investmentfonds, die versuchen, das Anlagerisiko durch die Beteiligung an einer Vielzahl unterschiedlicher Aktien möglichst zu verringern?
  • Müssen Sie über eine Streuung der bisher bevorzugten Anlagealternativen nachdenken? Eine solche Streuung kann sich beispielsweise auf eine
  1. Erweiterung oder Reduzierung der Ländergrenzen (etwa Aktien oder Investmentfonds von weltweit statt deutsch oder EU-weit operierenden Unternehmen bzw. Fondsmanagern),
  2. Erweiterung oder Reduzierung der Anlageschwerpunkte (zu herkömmlichen Bereichen alternative Investitionsmöglichkeiten, wie Rohstoffe, erneuerbare Energien, medizinische Entwicklungen, Ernährungsaspekte etc.),
  3. Risikostreuung in unterschiedlichen Währungen anstelle oder in Verbindung mit dem Euro beziehen.
  • Besitzen Sie als Anleger die Nerven, auch einen Zeitraum fallender Wertpapierkurse „auszusitzen“ oder zehrt eine Negativentwicklung, die nun einmal dazugehört, letztlich doch zu sehr am eigenen Selbstvertrauen und schürt nahezu täglich Unruhe?

     

    Das persönliche Anlageprofil betrachten

    Ein ebenfalls wichtiger Punkt bei der Bestandsaufnahme ist das persönliche Anlageprofil. Ist der Gesamtumfang der Vermögenswerte strukturell ausgewogen? Wer später zum Beispiel mit sicheren Renten- oder Pensionszahlungen und/ oder mit Mieteinnahmen kalkulieren kann, toleriert wahrscheinlich einen größeren Anteil an risikobehafteten Wertpapieren als Unternehmer*innen, die fast ausschließlich auf Aktien oder Investmentfonds setzen müssen oder wollen. Wie sieht Ihre persönliche Risikobereitschaft aus? Meist wird dann gefährlich, wenn die persönliche Risikobereitschaft bewusst außer Kraft gesetzt und versucht wird, zusätzliche Renditen durch spekulativere Anlageformen um nahezu jeden Preis zu erzielen. Wägen Sie sorgfältig ab, ob diese Bereitschaft tatsächlich besteht oder ob sie lediglich auf Grund der aktuellen oder ähnlich schwieriger Situationen entstanden ist.

    Es ist sicherlich nicht einfach, sich diesen Fragen zu stellen. Bevor Sie aber übereilt über Verkäufe auch nur nachdenken, kann es sich lohnen, Ihre Situation zunächst einmal weitgehend nüchtern zu analysieren und danach mögliche Konsequenzen in die Wege zu leiten. Eine solche Konsequenz kann dann durchaus darin bestehen, das Meiste so zu belassen wie bisher und auf eine Stabilisierung der jeweiligen Kurse zu setzen. Das soll Sie aber auch zukünftig nicht daran hindern, bisher erreichte Wertzuwächse bzw. Kursgewinne einmal „mitzunehmen“, also durch Verkäufe zu realisieren und danach mit der entsprechenden Gelassenheit erneut zu investieren.