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03.03.2021

Nervige Belästigung am Telefon: bei Anruf Betrug

Am Telefon oder per E-Mail versuchen Betrüger, Schindluder zu treiben. Wer gut vorbereitet ist, kann sich schützen.

Doreen Anderle ist sauer. Sauer auf Betrüger, die ihr immer wieder mit dubiosen Anrufen und Hinweisen auf Zahlungsverpflichtungen Geld aus der Tasche ziehen wollen. Ihrem Ärger machte die Inhaberin des Frankfurter Salons New Hair Style kürzlich auf Facebook Luft. Ein Anrufer hatte Anderle erklärt, sie habe zwei Jahre zuvor einen Vertrag mit einem regionalen Branchenportal und Google abgeschlossen. Der würde sich jetzt verlängern. Sollte sie das nicht wünschen, bekomme sie eine Rechnung zugesandt. „Ich habe dem direkt mal die Hölle heiß gemacht und unmissverständlich erklärt, ich hätte vor zwei Jahren keinen Vertrag abgeschlossen und würde direkt meinen Anwalt einschalten, wenn eine Rechnung komme“, schildert die seit zwölf Jahren selbstständige Friseurmeisterin die Situation.

Betrugsmaschen ähneln sich

Anrufe wie diesen erhält Anderle regelmäßig, die Betrugsmaschen seien immer ähnlich. Auch falsche Rechnungen oder E-Mails, mit denen Betrüger das schnelle Geld machen wollen, lagen bereits auf ihrem Tisch. „In den vergangenen drei Jahren haben die Anrufe zugenommen“, so ihr persönlicher Eindruck. Und: In Jahreszeiten, wo der Druck hoch ist, etwa vor Ostern oder Weihnachten, häufen sie sich. „Das können dann schon mal zehn Anrufe pro Monat sein. Die werden teils sehr dreist, pampig und versuchen Druck auszuüben.“ Bei einer befreundeten Saloninhaberin hätten Betrüger gedroht, den Computer zu sperren, bis eine Rechnung bezahlt sei. Auch stellten die Anrufer Fragen, die man mit Ja oder Nein beantworten muss. Etwa so etwas wie: „Frau Anderle, sind Sie selbst dran?“ Sie vermeide darauf zu antworten, seitdem sie gehört habe, die Gespräche würden mitgeschnitten.

Viel Stress: mehr Anrufe

Anderles Erfahrungen sind kein Einzelfall. Das bestätigt Peter Solf, Geschäftsführer des Deutschen Schutzverbandes gegen Wirtschaftskriminalität. Betrügereien gegenüber kleinen und mittleren Handwerks- und Gewerbebetrieben seien sehr häufig. Betrüger setzten auf die Leichtgläubigkeit der Angerufenen, auf Unsicherheit, gerade bei Neueinsteigern, und auf Stresssituationen. Anrufer gaukeln den Ladeninhabern meist vor, sie müssten für einen Eintrag im Branchenverzeichnis bezahlen oder etwa eine Rechnung für die Gewerbeanmeldung begleichen. Getürkte Anrufe im Auftrag von Google seien genauso darunter wie der örtlichen Branchenverzeichnisse. „Laien denken dann gerne, sie müssten Forderungen sofort bezahlen.“ Solf weist ebenfalls darauf hin, dass aufgezeichnete Telefonate von Betrügern gerne neu zusammengeschnitten würden, sodass Betroffene an den richtigen Stellen „Ja“ sagten.

Gefälschte Nummern

Zurückverfolgen lassen sich Telefonbetrüger nur schwer. In der Regel nutzen sie gefälschte Nummern, oft sitzen sie im Ausland. Agierten eine Zeit lang Betrüger aus dem Großraum Köln, kämen momentan viele Anrufe aus der Türkei oder Spanien. Die Polizei verfolgt solche oft groß angelegten Betrugsringe durchaus. „Da sind schon Urteile gesprochen und Freiheitsstrafen verhängt worden“, sagt Solf. Das gelte selbst, wenn die Betrüger aus dem Ausland anriefen.

Schnell handeln

Doch was tun, ist man einem Betrüger auf den Leim gegangen? Auch dafür hat Solf Tipps parat: „Wenn eine Rechnung kommt, schicken oder mailen Sie diese zurück und fechten den Vertrag unverzüglich wegen arglistiger Täuschung an.“ Liegt etwa die Forderung eines Inkassounternehmens vor, reicht dieser eine Satz: „Diese Forderung wird bestritten.“ Alle Aktivitäten müssten dokumentiert werden. Gleichzeitig sollte bei der nächsten Polizeidienststelle Anzeige erstattet werden. Bei Betrugsopfern leitet die Polizei ein Ermittlungsverfahren ein. Bereits gezahltes Geld bringt sie allerdings nicht zurück. Sinnvoll sei zudem, den Vorgang der zuständigen Handwerkskammer zu melden. Diese leite die Informationen an den Deutschen Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität weiter, der sie zusammenführe. Einen Anwalt einzuschalten, sei erst nötig, wenn es zur Auseinandersetzung vor Gericht komme, sagt Solf. „Doch das geschieht selten.“

Vorbereitung zählt

Vermeiden, so seine Erfahrung, lassen sich die betrügerischen Anrufe nicht. „Jeder Gewerbetreibende möchte im Internet, in den Gelben Seiten oder auf GooglePortalen präsent sein und gefunden werden. Auf diesem Wege gelangen auch Betrüger an die Telefonnummern der Saloninhaber. „Am besten bereiten Sie sich und Ihre Mitarbeiter auf derartige Anrufe vor und legen dann einfach auf “, sagt Solf. „Versuchen Sie zu klären, wer tatsächlich anruft, und in wessen Namen der Anruf erfolgt.“ Wichtig sei zudem, sich von Drohungen oder bei Mahnungen nicht unter Druck setzen zu lassen, keine Kontoverbindung herauszugeben und keine Unterschrift zu erteilen.“ Anderle hat inzwischen gelernt, Betrugsmaschen zur erkennen und damit umzugehen. Ruft ein Betrüger an, droht sie mit dem Anwalt. Post und EMails kontrolliert sie genau, um nicht auf Fakes hineinzufallen. Ihre Mitarbeiterinnen hat sie klar angewiesen, betrügerische Anrufe abzuweisen. Das hat ihr bisher geholfen, finanziellen Schaden abzuwehren. Die ärgerliche Belästigung bleibt allerdings bestehen.

Text: Elke Reichenbach

Mehr dazu:

Weiterführende Infos zu unterschiedlichen Betrugsfallen und dem Umgang damit finden sich auf der Website des Deutschen Schutzverbandes gegen Wirtschaftskriminalität unter: www.dsw-schutzverband.de

 

So ist’s richtig!

Kriminaloberrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, rät:

  • Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen, legen Sie einfach auf!
  • Sperren / Blockieren Sie anschließend die Rufnummer.
  • Nie Auskunft zu persönlichen Daten, Konten, finanziellen Verhältnissen geben.
  • Bei einem Werbeanruf: Notieren Sie Datum, Uhrzeit und Grund des Anrufs sowie Namen, Unternehmen und Rufnummer des Anrufers und wenden Sie sich damit an den Deutschen Schutzverband für Wirtschaftskriminalität oder an die Bundesnetzagentur. Die Bundesnetzagentur verfolgt Rufnummernmissbrauch und unerlaubte Telefonwerbung.
  • Stimmen Sie nicht der Nutzung Ihrer Telefonnummer zu Werbezwecken zu. Falls Sie es doch tun: Ein gegebenes Einverständnis können Sie – auch telefonisch – widerrufen.
  • Vermeiden Sie, „Ja“ zu sagen, damit die angebliche Zustimmung nicht hinter andere Fragen geschnitten werden kann.