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17.11.2017

Von Analog auf Digital

Es soll sich einiges ändern: Telefongesellschaften stellen zum Teil ab 2018 bestehende ISDN- und Analog-Anschlüsse auf den neuen Anschlusstyp „Internet-Protokoll All-IP“ um.

Friseure sollten sich frühzeitig auf diesen Technikwechsel einstellen, rät IT-Fachjournalist Hannes Rügheimer von Content Company. Dank seiner Vielseitigkeit setzen die meisten Salons bislang auf das digitale Telefonnetz ISDN. Neben Telefongesprächen übertragen die digitalen Leitungen häufig auch die Daten von EC-Cash-Geräten oder anderen Abrechnungssystemen. Doch die Telefonnetzbetreiber stellen bestehende ISDN-Anschlüsse bald auf das neuere „All-IP“ um. Schon 2018 will zum Beispiel die Deutsche Telekom die letzten ISDN-Leitungen abschalten. Und auch die anderen Netzbetreiber verfolgen ähnliche Zeitpläne. Denn Unterhalt und Wartung der schon seit über 20 Jahren eingesetzten ISDN-Technik werden den Betreibern zu teuer. In Zukunft sollen ihre Kunden stattdessen übers „Internet-Protokoll“ (IP) telefonieren.
Typischerweise kündigen die Betreiber den Technikwechsel einige Wochen vorher per Brief an. Um nicht in Zeitnot zu geraten, sollten sich betroffene Salons rechtzeitig mit den auf sie zukommenden Veränderungen und in Frage kommenden Alternativen befassen.

Unkritische Kombi

Ist die bestehende Telefonleitung mit einem Internet-Anschluss kombiniert, fällt die Umstellung mit ein wenig Glück schmerzlos aus. Denn der „Router“ (das Internet-Anschlussgerät) dient in vielen Fällen auch als Adapter zwischen der neuen IP-Telefonie und bisherigen Analog-, ISDN- oder Schnurlos-Telefonen. Dies gilt zum Beispiel für die „Fritzboxen“ des Berliner Router-Marktführers AVM, die unter anderem auch 1&1 und Vodafone zu ihren Anschlüssen liefern. Auch die „Speedport“-Router der Deutschen Telekom bieten vergleichbare Möglichkeiten. Friseure sollten also prüfen, ob ihr bislang eingesetzter Router diese Adapter-Funktion bietet. Ist dies nicht der Fall, empfiehlt sich ein Neukauf. Geeignete Modelle gibt es für 200 bis 300 Euro. Einige Netzbetreiber beteiligen sich sogar an den Kosten für so eine Modernisierung, sofern sie durch die All-IP-Umstellung erforderlich wurde.

Was ist möglich?

Salons, die bislang kein Internet gebucht haben, stehen vor der Wahl: Entweder der Friseur bucht Internet zum bestehenden Telefonanschluss dazu, was dann zum Beispiel auch die Möglichkeit eröffnet, Salonbesuchern ein kostenloses Kunden-WLAN für ihre Smartphones anzubieten. Oder der Salon belässt es beim Telefonanschluss ohne Internet.
Wer sich so entscheidet, muss einen anderen Weg gehen, um seine vorhandenen Geräte an den neuen Leitungstyp anzuschließen: Dazu kommt entweder ein ISDN-auf-IP-Adapter in Frage, wie ihn etwa die Deutsche Telekom als „Speedport ISDN Adapter“ zum Preis von 70 Euro anbietet. Oder der Friseur ersetzt eventuell vorhandene ISDN-Telefone durch IP-Telefone. Solche Geräte sind für etwa 80 bis 150 Euro erhältlich. Ihr Vorteil: Mit solchen Telefonen lassen sich die Funktionen und Möglichkeiten IP-basierter Anschlüsse optimal und besonders komfortabel nutzen.

Besonderheit EC-Cash und Co.

Komplexer wird die Umstellung bei Spezial­lösungen wie Kreditkarten- und EC-Karten-Abrechnungsgeräten. Ob die bestehende Lösung auch am IP-Anschluss funktioniert, sollte man den Hersteller oder Betreiber dieser Systeme fragen. Manche Modelle lassen sich an der internen ISDN-Schnittstelle entsprechender Router oder am erwähnten ISDN-auf-IP-Adapter betreiben. Andere kann der Hersteller durch ein Software-Update oder ein Zusatzgerät für All-IP nachrüsten. Bei wieder anderen muss die ISDN-Variante jedoch durch ein neues, IP-kompatibles Modell ersetzt werden.

Praktische Vorteile

Bei allem Aufwand, den die Umstellung verursacht, hat sie aber auch positive Aspekte: Einer der wichtigsten ist die an den neuen IP-Anschlüssen nutzbare „HD-Telefonie“. Wenn sowohl der Salon als auch der Anrufer über ein IP-Telefon verfügen, finden Telefongespräche in erheblich verbesserter Sprachqualität statt. Dies erhöht gerade in lauten Umgebungen die Verständlichkeit und vermeidet Missverständnisse beispielsweise bei Namen und Termin­vereinbarungen.
Typische IP-Telefone bieten zudem die Möglichkeit, Rufnummern direkt aus dem PC- oder Mac-Adressbuch zu wählen. Sie unterstützen IP-typische Funktionen wie netzbasierte Anrufbeantworter oder die Anzeige von E-Mails. An IP-fähigen Routern wie den bereits erwähnten Fritzboxen von AVM lassen sich auch Smartphones als zusätzliche interne Nebenstellen anmelden. Und wer – beispielsweise über mehrere Salon-Filialen – mit räumlich verteilten Kollegen zusammenarbeitet, kann an den voll digitalisierten Anschlüssen auch Funktionen wie Chats oder Präsenzinformationen nutzen. Präsenzinformationen sind Anzeigen darüber, welche anderen Gruppenmitglieder gerade beschäftigt oder verfügbar sind. Diese Beispiele zeigen, dass die Umstellung auf IP-Telefonie sogar die Basis für die Digitalisierung weiterer Prozesse und Kommunikationsfunktionen in Unternehmen sein kann.

Daher lautet das Fazit: Wenn die IP-Umstellung Sie schon zur Anschaffung neuer Geräte zwingt, sollten Friseure diese Gelegenheit nutzen, um dann auch von den Vorteilen der moderneren Technik zu profitieren.