Foto: Melanie Fredel

02.05.2021

Friseurausbildung: Prekäre Lage

Im Interview mit TOP HAIR schildert Sylvia Weyrauch, Ausbilderin für Berufsschullehrer der Körperpflege, die vielen Herausforderungen, vor denen die Ausbildung im Friseurhandwerk derzeit steht.

TOP HAIR: Wo sehen Sie derzeit die größten Probleme/Herausforderungen für die Ausbildung im Friseurhandwerk?
Sylvia Weyrauch: Die Berufsausbildung hat sich in den letzten Jahrzehnten so stark verändert, dass es meines Erachtens nach sehr wichtig ist, hier genau hinzuschauen, um die Situation im Friseurhandwerk genau zu betrachten, zu bewerten und Lösungswege zu generieren, die in beide Richtungen gehen müssen: Lösungswege für besonders engagierte, talentierte und starke Lernende und Lösungswege für noch nicht motivierte, schwächere Schüler*innen mit Entwicklungsoptionen.

Sehr oft ertappe ich mich dabei, dass ich mir wünsche, ich könnte einen Fachunterricht so durchführen, dass alle Lernenden, individuell, fachlich partizipieren und sich motiviert mit fachlichen Themen und kreativen Prozessen kontinuierlich auseinandersetzen, die der Friseurberuf anbietet. Leider geht das in den meisten Fällen nicht ohne Herausforderungen für alle: Lernende und Lehrende und gelingt nur in kleinen Schritten.

Lehrkräfte stehen heute vor Herausforderungen, die sich durch Zuwanderung, Akademisierung der Bildung und Digitalisierung sowie den damit verbundenen sichtbar werdenden sozialen Ungleichheiten herausbilden und sich in den letzten Jahren weiter und stärker ausdifferenziert haben. Diese Herausforderungen verändern nicht nur die Ausbildungssituationen in Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb sondern haben auch einen wesentlichen Einfluss darauf, welche Aspekte in der Lehrkräfteausbildung berücksichtigt werden müssen.

Ich möchte nur auf einige Dinge eingehen, die bereits vor der Corona Pandemie die Ausbildungssituation entscheidend beeinflusst haben:

Seit etwa 12 Jahren ist die Anzahl der Ausbildungsplätze enorm zurückgegangen. Während es 2008 noch 40.000 Auszubildende im Friseurhandwerk gab, hat sich die Anzahl mittlerweile halbiert.

Der Vergleich zum Jahr 1998 verdeutlicht das Problem noch deutlicher: Dort hatte das Friseurhandwerk noch 60.000 Auszubildende. Das hat hauptsächlich demographische Ursachen: weniger Schulabgänger, weniger potentielle Auszubildende.

Der Wunsch vieler junger Menschen eine akademische Ausbildung zu absolvieren verstärkt das Problem, so dass es insgesamt weniger Interessenten für eine duale Ausbildung und damit resultierend für das Handwerk gibt. Zudem interessieren sich immer weniger junge Menschen für den Friseurberuf, was nicht zuletzt mit der Einordnung des Berufes als „Frauenberuf“ im Niedriglohnsektor und den Diskussionen um den Mindestlohn in der Branche festzumachen ist, die schlussendlich den Beruf gesellschaftlich abwerten. Auch Ausbildungsbedingungen, Arbeitsbedingungen, gesundheitliche Belastungen und damit einhergehend fehlende Perspektiven führen zu einem Wegbruch von fast 50 Prozent der Gesell*innen für das Friseurhandwerk im Dienstleistungssektor. Des Weiteren können Ausbildungsplätze nicht immer mit passenden jungen Menschen besetzt werden, das dazu führt, dass Betriebe die Ausbildungsaufgaben ganz einstellen. Die andere Seite der Medaille ist, dass sich Jugendliche, die sich für den Beruf Friseur*in entschieden haben, innerhalb der Ausbildung feststellen, dass sie sich die Ausbildung ganz anders vorgestellt haben. Dieses sogenannte Passungsproblem verschärft die beschriebene Ausbildungssituation.

Das hat große Auswirkungen auf alle an der Ausbildung beteiligten Akteure: Ausbildungsbetriebe generieren zu wenig Nachwuchs, Berufsschulstandorte werden zusammengelegt, Lehrkräfte sind teilweile gezwungen in jahrgangsübergreifenden Klassen oder fachfremd zu unterrichten, den Friseurbetrieben fehlt Fachpersonal, den Innungen Mitglieder. Die Studierenden in den Universitäten, die sich für das Lehramt in der Körperpflege entscheiden, fehlen Perspektiven.

Im berufsschulischen System haben es Lehrkräfte mit einer sehr hohen Heterogenität an Auszubildenden zu tun. Diese Unterschiede beziehen sich auf sprachliche, kognitive, motivationale, personelle und kulturelle Aspekte, die unmittelbar Auswirkungen auf die personellen Lernvoraussetzungen Einfluss haben und damit die Lernbedingungen in den Schulen beeinflussen. Aber auch fachliche Aspekte spielen eine weitere Rolle, da die Ausbildungsbetriebe unterschiedliche Schwerpunkte in der Ausbildung setzen oder Ausbildungslücken in Kauf nehmen, was nicht zuletzt auch mit dem Überleben im marktwirtschaftlichen System zu tun hat, in der der Friseurbesuch für den Großteil der Menschen in unserem Land zwar etwas mit Wohlbefinden zu tun hat aber nicht so viel kosten darf.

Die deutliche Zunahme an Auszubildenden mit Fluchterfahrungen stellt eine weitere, sehr massive Herausforderung dar, die meines Erachtens nach auch dafür verantwortlich ist, dass sich immer mehr junge Männer für den Beruf Friseur*in entscheiden. Einerseits ist es diesen jungen Menschen schwer zu verdeutlichen, welche kulturell-gesellschaftlichen Unterschiede der Beruf Friseur*in in den verschiedenen Ländern der Welt und damit Kulturen besitzt. In den wenigsten Fällen gelingt es, den Auszubildenden klar zu machen, dass eine Ausbildung zum Barber nicht möglich ist und das frauenaffine Tätigkeitsbereiche wie die dekorative Kosmetik und die Maniküre zu den friseurspezifischen Dienstleistungen gehören und damit ausbildungsrelevant sind. Da die Auszubildenden auch in Barbershops ausgebildet werden oder in den Salons aufgrund der oftmals bestehenden Vorerfahrungen und Fähigkeiten, die sie aus den Herkunftsländern besitzen, ausschließlich im Herrenbereich eingesetzt werden, wird die Ausbildung weiterer Kompetenzen erschwert. Zudem sind die sprachlichen Defizite gravierend und können trotz Zusatzmaßnahmen selten ausgeglichen werden, so dass es zu so verschiedenen Anforderungsstufen im Unterricht kommt, das es nach meinen Erfahrungen schwierig ist, insbesondere den guten Lernenden besondere Angebote zu machen, da sich Schule meistens auf die Fördermaßnahmen und nicht auf Fordermaßnahmen konzentriert.

TOP HAIR:  Wie steht es um die Situation in den Berufsschulen, z.B. im Hinblick auf digitales Lernen, digitale Prüfungsvorbereitung und die Verzahnung mit der praktischen Vorbereitung?
Sylvia Weyrauch: Digitalisierung als strukturelle Voraussetzung ist wichtig, um digital zu lernen. Digital Lernen ist wiederrum abhängig von den personellen Voraussetzungen der am Lernprozess Beteiligten: denen der Lernenden und denen der Lehrenden. Hier bestehen auch Unterschiede.

Schulen im Allgemeinen sind in Bezug auf digitale Ausstattung unterschiedlich ausgestattet. Ich kenne berufliche Schulen, in denen der digitale Unterricht schon vor Corona gelang, aber auch Berufsschulen, in denen die Auszubildenden während der Schulschließungen oder im Wechselunterricht ihre Aufgabenblätter im Sekretariat abholen. Das hat nicht immer nur was mit den Akteur*innen in den Schulen zu tun sondern ist auch abhängig von Schulträgern, Schulämtern, Kultusministerien und zeigt sich demnach auch schulamtsspezifisch und länderabhängig. In der Lehrkräfteausbildung haben wir an der TU Darmstadt schon vor einigen Jahren begonnen, sukzessive Digitalisierung in die fachdidaktische Ausbildung zu integrieren, so dass es meines Erachtens insbesondere den Lehrer*innen im Vorbereitungsdienst (Referendariat) immer besser gelingt digitale Medien in den Unterricht zu integrieren. Hier werden die digitalen Kompetenzen weiterentwickelt.

Besonders schwer haben es die Lehrer*innen, die ohne technischen Support an Schulen oder WLAN Auszubildende unterrichten müssen, die zu Hause nur mit einem Handy am Unterricht teilnehmen können.

Zudem tut sich das Friseurhandwerk an sich mit dem Digitalisierungsthema schwer. Im Zusammenhang mit einer Recherche, die Frau Prof. Alexandra Karentzos und ich im Rahmen der Hochschultage Berufliche Bildung 2019 durchgeführt haben, konnten wir feststellen, dass Digitalisierung und Friseurhandwerk sich nicht ausschließen, obwohl die körpernahen Dienstleistungen am Menschen zunächst erst einmal nichts mit Digitalisierung zu tun haben.

Dem Friseurhandwerk stehen bereits in mehreren Kontexten digitalen Tools zur Verfügung:

  • bei der Inszenierung und Präsentation von Profession, Trends, Mode und Schönheit in Social Media,
  • bei der Nutzung von Beratungs-und Diagnosetools, beim Einsatz von Webbinaren, Tutorials und Apps zur fachlichen Fortbildung,
  • dem Nutzen des digitalen Berichtsheftes in der Ausbildung,
  • der Integration von Lernplattformen diverser privater Anbieter in den Unterricht
  • sowie der Etablierung digitalen Entwicklungen, die die Kosmetikindustrie maßgeblich vorantreiben, wie der Friseursalon der Zukunft als Virtual Reality oder Technologien zur personalisierten Dienstleistung, wie sie auf der Top Hair 2019 bei fast allen Großen der Branche zu finden waren.

Digitale Unterrichtsmaterialien und Bücher für den Körperpflegeunterricht werden bisher wenig im Unterricht eingesetzt bzw. werden nicht häufig bei den Verlagen angefordert, wie mir eine Lektorin eines großen Schulbuchverlages mitteilte. Ob diese Absätze sich in der Corona Situation erhöht haben, kann ich nicht sagen. Ich persönlich konstruiere die Aufgaben für Schule, Seminar und Universität ob analog oder digital selbst. Da Berufsschulen nach dem Prinzip der Lernfelddidaktik unterrichten, sollten theoretische und praktische Handlungsfelder im Unterricht zusammen betrachtet werden. Ich denke auch hier, dass die Schulen das fachdidaktische Konzept trotz gemeinsamer Vorgaben unterschiedlich umsetzen.

Im Hinblick auf die Verzahnung von Theorie und Praxis, der sogenannten Lernortkooperation zwischen den Institutionen, die die Ausbildung in Berufsschule und Betrieb im Sinne des dualen Systems verantworten, und damit meine ich auch Schulverwaltung, Handwerksorganisationen und Kultusministerkonferenzen etc., gibt es noch immer ein großes Potential einer gemeinsamen Verantwortung und Zusammenarbeit auf allen Ebenen. In einzelnen Bereichen, Gebieten, Innungsbezirken und Projekten zwischen Berufsschulen und Betrieben existieren meines Wissens nach vielfältige gute Zusammenarbeiten aber auch Entwicklungspotentiale. Auch ich habe in meiner Tätigkeit als Lehrerin Ausbildungsbetriebe kennengelernt, die sehr intensiv mit der Berufsschule zusammen arbeiten aber auch welche, die eher Kritik äußern als sich auf einen konstruktiven und lösungsorientierten Diskurs einzulassen. Insgesamt sehe ich da auf allen Ebenen einen großen Handlungsspielraum, den wir alle nutzen sollten, um die Kommunikation und Kooperation im Hinblick auf die Verbesserung der Ausbildungssituation zu nutzen.

TOP HAIR: Welche Lösungen würden Sie sich wünschen, von der Politik, von den Betrieben, von den Schulen?
Sylvia Weyrauch: Okay, ich habe also mehrere Wünsche frei:
Von der Politik wünsche ich mir im Allgemeinen einen stärken Fokus auf Bildung sowohl finanziell, strukturell als auch gesamtgesellschaftlich.

Schulen insgesamt und damit auch berufliche Schulen haben eine große Verantwortung für die Ausbildung und Bildung von Menschen, die zukünftig global agieren sollen. Dabei sehe ich nicht nur die fachliche Ausbildung, sondern auch die allgemeine Bildung ist äußerst wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.

Hier sehe ich enormen Handlungsbedarf, weil beide Ausbildungspartner hier eine große Verantwortung tragen. Damit meine ich z.B. die Diskussionen um die Aufgaben, die Bedeutung und den Wert von Deutsch-, Sozialkunde,- Sport oder Religionsunterricht. Außerdem wünsche ich mir Unterricht mit mindestens zwei Lehrkräften in den beschriebenen oft sehr heterogenen Klassen in gut ausgestatteten offenen Lernräumen, Ressourcen für Zusatzangebote in der Berufsschule, modulartige Unterrichtsstrukturen und Unterricht ohne 45 oder 90 min Rhythmus, digitale Endgeräte für alle und WLAN sowie angemessenen Datenschutz.

Im Rahmen der Lernortkooperation wünsche ich mir mehr gemeinsame schulische und außerschulische Projekte sowie Kommunikationsstrukturen und -veranstaltungen mit den ausbildenden Betrieben,… außerdem eine kontinuierliche Kontrolle über die Leistungen und Anwesenheiten in der Berufsschule inklusive Sanktionierung von Fehlverhalten gegenüber den Auszubildenden aber auch wertschätzende Kommunikation und gegenseitiger Respekt und Anerkennung der jeweiligen Ausbildungsarbeit. Viele Betriebe arbeiten in der Ausbildung vorbildlich aber von anderen wünschte ich mir, dass sie sich doch endlich in die „neue“ Ausbildungsordnung von 2008 einarbeiten würden. Von den Kammern und Innungen wünsche ich mir eine intensivere Unterstützung der Auszubildenden bei Problemen, die in der Berufsausbildung auftreten, wie z.B. beim Leisten von Mehrarbeit auch nach der Berufsschule. Schön, wäre es wenn die Leistungen der Auszubildenden im Gesellenabschluss eine Rolle hinsichtlich der Gesamtbewertung einnehmen würden.

Vom Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks wünsche ich mir innovative, zukunftsorientierte Ideen zur Weiterentwicklung des Friseurberufes, die meines Erachtens nach nur in der Partizipation aller an der Ausbildung beteiligten Institutionen als gleichberechtigte Partner und Ideengeber möglich sein kann.

Von den Institutionen der Lehrkräfteausbildung wünsche ich mir eine intensive und fachlich fokussierte Vernetzung und Zusammenarbeit, die auf die Bedürfnisse der beruflichen Fachrichtung Körperpflege ausgerichtet ist und ein Denken in Inhalten und nicht in Strukturen und Vorgaben. Hierzu gehört auch ein intensiver und perspektivischer Austausch sowie eine enge Kooperation mit der kosmetischen Industrie im Rahmen von Ausbildungs- und Fortbildungsmaßnahmen, um das dort entwickelte Knowhow insbesondere durch die Lehrkräfte in die Ausbildung zu integrieren.

TOP HAIR: Können Sie Beispiele für gelungene Lösungen aus der Praxis nennen?
Sylvia Weyrauch: Obwohl ich noch nicht in Hamburg an der Berufsschule war, bin ich mir durch Gesprächen mit Kolleg*innen und Einblicken aufgrund von schriftlichen Berichten sicher, dass hier mein Ideal einer Berufsschule initiiert wird: Geteilte Klassen nach Niveau, Zusatzangebote für Lernende, digitaler Unterricht, sehr gut ausgestatte Unterrichtsräume, einen Lernsalon, den die Lernenden selbst verwalten etc. Das gelingt auch deshalb gut, da sich diese Schule als großes System mit Friseurschwerpunkt in diesem Zusammenhang auch spezialisieren kann und Hamburg als Stadtstaat besondere politische Vorteile ausnutzen kann, wie z.B. kleinere Verwaltungsstrukturen.

Außerdem bin ich sicher, dass es überall in Deutschland Initiator*innen, Akteur*innen, Ausbilder*innen, Lehrer*innen, Innungen und Berufsschulen gibt, die konstruktiv, fachlich und auf hohem Niveau zusammenarbeiten und gemeinsam die Ausbildung im Friseurhandwerk weiterentwickeln. Diesen Projekten gilt es mehr Aufmerksamkeit und eine Plattform zu geben, auch um die vielen einzelnen positiven Erfahrungen zu nutzen, um Verallgemeinerungen zu entwickeln.

TOP HAIR: Inwiefern sind Sie mit der Ausbildung im Friseurhandwerk verbunden? Welche verschiedenen Aufgaben verantworten Sie?
Sylvia Weyrauch: Ich bin selbst Gesellin im Friseurhandwerk und habe in meiner Lehrzeit eine gut strukturierte und fachlich professionelle Berufsausbildung in Thüringen genossen, für die ich sehr dankbar bin. Durch mein Studium der Körperpflege im Rahmen des Lehramtsstudiengangs für berufliche Schulen an der Technischen Universität Darmstadt habe ich mich weiter dem Friseurhandwerk verpflichtet, um meine Kompetenzen im Kontext der Ausbildung von Friseur*innen in den beruflichen Schulen weiterzuentwickeln und für eine professionelle Berufsausbildung einzusetzen.

In meiner Studienzeit habe ich weiterhin als Friseurin in einem Familienbetrieb in Darmstadt gearbeitet und blieb nicht zuletzt durch das Engagement der Saloninhaber für das Friseurhandwerk und die Ausbildung von Fachkräften eng mit dem Friseurhandwerk verbunden. Später entwickelte sich aus diesem intensiven Austausch sogar im Rahmen meiner Arbeit in der Lehrkräfteausbildung ein Modellprojekt der hessischen Lehrkräfteakademie, der Technischen Universität Darmstadt und des Innungsverbandes für das Friseurhandwerk. So haben wir im Projekt KORA von 2014-2016 zusammen an einem fachdidaktischen Konzept gearbeitet, um die Ausbildung für Friseur*innen auf die heterogene Schülerschaft auszurichten (https://kultusministerium.hessen.de/presse/infomaterial/9/neue-lernkultur-im-berufsfeld-koerperpflege).

Da der Studiengang Körperpflege von Wella im Rahmen einer Stiftungsdozentur bzw. Stiftungsprofessur strukturell und fachlich sowie durch die Firma Goldwell/KAO fachlich unterstützt wurde, hat sich bereits im Studium eine enge Zusammenarbeit mit beiden Firmen entwickelt. Diese Unterstützung besteht bis heute, so dass wir im Rahmen der Lehrkräfteausbildung von beiden Firmen fachlichen Input bekommen, damit aktuelle Trends, Entwicklungen und kreative Prozesse in Studium und Ausbildung integriert werden können und damit das Studium mit praktischen Impulsen bereichern.

Nach meinem Studium und dem Referendariat war ich zunächst als Berufsschullehrerin in Rheinland Pfalz tätig, konnte aber wieder nach Hessen wechseln. Bis heute unterrichte ich als Lehrerin an einer hessischen beruflichen Schule. Ich nehme seither Gesellenprüfungen im Friseurhandwerk ab.

Seit 2008 bin ich im Vorstand des hessischen Verbandes der Lehrer*innen im Berufsfeld Körperpflege und arbeite in dieser ehrenamtlichen Tätigkeit eng mit dem Landesinnungsverband in verschiedenen Bereichen der Ausbildung an gemeinsamen Projekten zu Weiterentwicklung der Berufsausbildung. Zu den Aufgaben des Verbandes gehört zum Beispiel die Erarbeitung von Prüfungsaufgaben. Zudem bin ich Delegierte Hessens im Bundesverband der Lehrer im Berufsfeld. Hier steht der Austausch mit den Vertreter*innen der anderen Bundesländer im Mittelpunkt, während unser Vorstand auf Bundesebene mit dem Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks kooperiert.

2010 begann für mich ein neuer beruflicher Abschnitt: als abgeordnete Lehrerin für Fachdidaktik an die Technische Universität Darmstadt habe ich mit Frau Prof. Alexandra Karentzos, Professorin für Mode und Ästhetik, den Studiengang Körperpflege neu gestaltet. Hier konnten wir vor allem die Studienbereiche Mode und Ästhetik und Fachdidaktik Körperpflege weiterentwickeln. Ganz nebenbei: es ist deutschlandweit die einzige Professur in diesem Forschungsfeld. In Deutschland gibt es nur vier Universitäten, in denen man Körperpflege studieren kann. Seither arbeite ich sehr intensiv in der ersten Phase der Lehrkräfteausbildung und versuche hier immer wieder neue fachliche und fachdidaktische Impulse zu setzen.

Aus dieser Tätigkeit entwickelten sich weitere Aufgaben: die Verantwortung für die Lehrkräftefortbildung in Hessen für die berufliche Fachrichtung Körperpflege und die Übernahme von Ausbildungsaufgaben in der zweiten Phase der Lehrkräfteausbildung. Heute bin ich Ausbilderin für Körperpflege am Studienseminar und in allen drei Phasen der Lehrkräfteausbildung in Hessen im Bereich Körperpflege involviert, was mir sehr viel Freude bereitet. Die Synergien die sich aus den verschiedenen Arbeitsbereichen ergeben, das vernetzte Arbeiten am gleichen Ziel mit verschiedenen Akteuren, nämlich fachlich versierte Friseur*innen und kompetente Lehrkräfte auszubilden, sind die Voraussetzungen dafür, dass es uns (in Hessen) meines Erachtens nach, trotz widriger Umstände, sehr gut gelingt, die verschiedenen Aufgaben, die die Facetten der Fachkräfteausbildung erfordern, zu meistern. Der Dank gilt allen Kolleg*innen, die dabei einen wesentlichen Beitrag, oftmals im Ehrenamt, dazu leisten und auch meine Arbeit sehr unterstützen und bereichern.