07.02.2018
Was sind Direktzieher?
Tönungen und Colorationen unterscheiden sich grundlegend. Ein Überblick über Farbstoffe in Haartönungen.
Direktzieher – was ist das?
Direktzieher sind sogenannte Fertigfarbstoffe, direktziehende Farbstoffe oder auch Nuancierungsfarbstoffe, die in erster Linie in Tönungsprodukten eingesetzt werden. Sie tragen diesen Namen, da sie bereits farbig sind und sich nicht erst bilden müssen, so wie die Oxidationsfarbstoffe.
Wie wirken Direktzieher, und worin unterscheiden sie sich?
Sie ziehen quasi direkt auf das Haar auf, wie der Name schon sagt. Wobei die Wirkung auf einem physikalischen Wirkprinzip beruht. Dabei lagern sie sich an der Schuppenschicht an oder dringen bis in die Faserschicht vor. Je nach Größe des Farbstoffs. Es lassen sich zwei gängige Farbstoffgruppen unterscheiden: Die sogenannten kationischen und nichtionischen Farbstoffe. Die kationischen haben eine positive Ladung und sind etwas größer als die nichtionischen Direktzieher, die keine Ladung tragen. Aufgrund der Größe und der Ladung lagern sich die kationischen Farbstoffe an der Schuppenschicht an und verbinden sich mit den negativen Ladungen des Haarkeratins. Diese Anziehungskraft zwischen zwei unterschiedlichen Ladungen wird elektrostatische Anziehungskraft genannt. Man spricht daher umgangssprachlich auch vom „Aufziehen der Fertigfarbstoffe“. Die nichtionischen Farbstoffe ohne Ladung können aufgrund ihrer geringen Größe leicht bis an die Cortex, also den Faserstamm des Haares vordringen. Sie haften aufgrund ihrer Keratinaffinität zum Haar, das heißt, sie fühlen sich vom Haar angezogen und lagern sich deshalb dort an.
Worin sind Direktzieher enthalten?
Direktziehende Farbstoffe sind in Tönungspräparaten aller Art enthalten. Dabei gibt es unterschiedliche Anwendungsformen. Vom farbgebenden Shampoo bis hin zu Spülung, Creme, Schaum, Liquid, Gel oder der flüssigen Form in Farbfestigern oder Tonspülungen. Gemeinsam ist allen Produkten, dass sie sofort anwendbar sind, ohne mit einer zweiten Komponente gemischt zu werden. Auch in einigen Colorationsprodukten sind Direktzieher enthalten, so z. B. in den Intensivtönungen, wobei es sich chemisch betrachtet um Colorationsprodukte handelt, da ein geringer Wasserstoffperoxidanteil beigemischt werden muss. Erkennen kann man den Einsatz in farbgebenden Produkten daran, dass das zu verwendende Produkt bereits eine Eigenfarbe aufweist, bevor es auf das Haar aufgetragen wird.
Was können Direktzieher?
Tönungspräparate mit Direktziehern können für leichte bis intensive Farbauffrischungen genutzt werden. Sie sind in der Lage, leichte bis starke Nuancierungen hervorzurufen, die unter anderem sehr leuchtend sein können, vorausgesetzt die Ausgangshaarfarbe ist hell genug. Es lässt sich ein Weißanteil von bis zu 30 Prozent abdecken. Auch kann eine Farbkorrektur, z. B. nach einer Blondierung, durchgeführt werden. Hierbei kann beispielsweise ein unerwünschter gelb-oranger Farbton mit dem Einsatz von asch-violetten Farbstoffen ausgeglichen werden. Durch das physikalische Wirkprinzip sind sie schonend fürs Haar, wobei sie gleichermaßen in der Lage sind, Glanz zu geben.
Was können Direktzieher nicht?
Mit dem Einsatz von direktziehenden Farbstoffen lässt sich kein hoher Weißanteil im Haar abdecken, da die angelagerten Farbstoffe nicht ausreichen, um ein komplett unpigmentiertes Haar abzudecken. Die Farbtiefe lässt sich mit Direktziehern auch nur sehr gering verändern, da es sich um Nuancierungsfarbstoffe handelt, die, wie gesagt, insbesondere die Farbrichtung verändern können. Allerdings darf das Haar dabei nicht zu dunkel sein. Bei asiatischem oder afrikanischem Haar beispielsweise ist die Anwendung oft enttäuschend, da die Farbstoffe auf so dunklem Haar schlecht sichtbar werden. Eine Aufhellung der Haarfarbe ist mit diesen Farbstoffen nicht möglich, da sie lediglich aufziehen und nicht in der Lage sind, bereits vorhandene Farbstoffe im Haar abzubauen. Eine permanente, dauerhafte Farbveränderung ist mit dieser Farbstoffart ebenfalls nicht möglich. Die Direktzieher lassen sich, je nach Haarqualität und -zustand, eingesetzter Farbstoffart und -konzentration, Dauer der Einwirkzeit und Produktanwendung, nach ein bis zehn Haarwäschen wieder entfernen.
Gibt es besondere Direktzieher?
Es gibt noch eine weitere Farbstoffart: die anionischen Farbstoffe. Diese werden seltener eingesetzt und lassen sich aufgrund ihrer Haltbarkeit mit einer Haarfarbe vergleichen. Anionische Farbstoffe sind negativ geladen und stoßen sich aufgrund ihrer Ladung normalerweise von der negativen Ladung im Haar ab. Wird aber im sauren Bereich gearbeitet, weist das Haar mehr positive Ladungen auf, wodurch die negativ geladenen Farbstoffe gut und tief ins Haar eindringen können. Wird das Produkt danach abgewaschen, findet durch das Wasser eine pH-Verschiebung in den neutralen pH-Bereich statt, die angelagerten Farbstoffe werden quasi gefangen und können dauerhaft angelagert werden.
Worauf ist beim Auftragen zu achten?
Grundsätzlich müssen Produkte, die lediglich Direktzieher enthalten, nicht mit Wasserstoffperoxid angemischt werden. Immer sollten jedoch Handschuhe getragen werden! Zum einen ist dies Vorschrift des Hautschutzplanes, um berufsbedingten Krankheiten wie Ekzemen oder Allergien vorzubeugen. Zum anderen färben diese Produkte Haut und Nägel an und lassen die Hände somit unschön aussehen.
Basic Facts: Inhaltsstoffe
Was ist eigentlich drin in einer Tönung? Hier die wichtigsten Stoffe auf einen Blick:
Direktzieher: Zumeist kationische oder nichtionische Fertigfarbstoffe, die sich am Haar anlagern.
Trägersubstanzen: Lösungsmittel wie z. B. Alkohol oder Wasser, worin die Pigmente gelöst werden.
Netzmittel: Tenside, die als Emulgatoren wirken und als Verbindung zwischen den wasserlöslichen und nicht wasserlöslichen Pigmenten fungieren.
Verdünnungsmittel: z. B. Wasser, verdünnt das Präparat.
Duftstoffe: verbessern den Geruch des Präparates.
pH-Wert-Regulator: hält den pH-Wert stabil, sodass das Produkt perfekt wirken kann.
Antistatika: verhindern das Fliegen der Haare.
Konservierungsstoffe: machen das Produkt länger haltbar.
Verdickungsmittel: verdicken das Produkt, z. B. bei Tönungscremes.
Aerosole: Treibgase, die z.B. bei Schaumtönungen für die Schaumbildung sorgen.