29.05.2020
Weniger ist mehr
Um die Plastikflut einzudämmen, setzt Andreas Wienand in seinem Kölner Salon auf ein Refill-System.
Im Sommerurlaub war es soweit: Beim Anblick der unzähligen Plastik-Fläschchen im Hotelbad entschied Andreas Wienand, jetzt ist Schluss! Wenigstens im eigenen Salon wollte er so weit wie möglich plastiklos agieren. Doch wie umsetzen? Schnell war die Idee geboren, ein sogenanntes Refill-System einzuführen. Dabei bekommen Kunden die gekaufte Haarkosmetik in mitgebrachte Flaschen abgefüllt.
Unterstützer gesucht
Wienand hat in seinem Salon ein Multi-Marken-Konzept, wobei zwei Marken besonders stark im Abverkauf sind. Bei deren Außendienst fragte er nach Unterstützung für seine Refill-Idee. „Bei Paul Mitchell haben wir mit unseren nachhaltigen Gedanken offene Türen eingerannt. Uns wurden bereitwillig Pumpen und große Gebinde von rund vier Litern zur Verfügung gestellt – perfekt für unsere Refill-Station“, so Andreas Wienand.
Lösungen gefunden
Außer Paul Mitchell und Kérastase können sich die Kunden auch andere Marken im Salon abfüllen lassen. Leider eignen sich dazu nicht alle Produkte. Bei einigen lässt sich der Verschluss nicht abdrehen und so keine Pumpe draufsetzen. Oder die Gebinde sind zu klein. Auch Tuben und Tiegel sind problematisch. Doch Andreas Wienand gibt nicht so leicht auf. Um den Kunden auch solche Produkte zum Abfüllen anzubieten, kauft er große, stabile Plastikflaschen. Er reinigt und desinfiziert diese und füllt die Produkte dort ein.
Ein langer Weg
Doch nicht alle Hersteller sind davon begeistert, ihre Haarkosmetik in einer unscheinbaren Mehrweg-Flasche zu sehen – ohne schicker Markenoptik. „Ich finde das Verhalten mancher Hersteller da sehr widersprüchlich“, so Wienand. „Es wäre doch leicht, die Flaschen mit einem Drehverschluss zu produzieren und größere Verpackungseinheiten zur Verfügung zu stellen. Aber das ist nicht von allen gewollt – zumindest noch nicht.“
Gute Argumente
Für die Kunden ist das Refill-System auch aus finanziellen Gründen attraktiv. Wenn diese zum Nachfüllen kommen, zahlen sie vom Ausgangspreis zwei Euro weniger. Darüber hinaus gibt Wienand 20 Prozent Rabatt auf seine Ware, um sich gegen das Internet zu wehren. Auch ein guter Grund, sich eine Refill-Station anzuschaffen: Das Web kann nicht nachfüllen.
Korrekter Ablauf
Wer sich mit dem Thema Refill beschäftigt, stößt schnell auf den Punkt Hygiene. Andreas Wienand hat das Problem gelöst, indem er die Kunden die Nachfüll-Fläschchen selbst mitbringen lässt und diese dann vor deren Augen auffüllt. „So können Sie für die Sauberkeit der Fläschchen nicht haftbar gemacht werden“, so Wienand. Übrigens ist es ihm egal, welches Logo auf der Nachfüll-Flasche prangt. Seine einzige Vorgabe ist, dass eine Maßeinheit auf der Flasche steht, damit der Preis entsprechend der Befüllmenge angepasst werden kann. Mittlerweile nutzen rund 30 Prozent seiner Kunden die Nachfüllmöglichkeit.