Foto: Vladimir Melnikov/Shutterstock

22.12.2020

Hoffen auf 2021

Was bringt uns das neue Jahr? Wir haben Branchenkenner und Friseurunternehmer um einen Ausblick gebeten.

Selbstkritik und klares Konzept

WOLF DAVIDS

„Was sind die Erfolgsfaktoren für die Zukunft? Auf den kürzesten Nenner gebracht hat das für mich in einem einzigen Satz unsere Kollegin Mandy van den Bosch-Macri von PAM Hair Style in Mannheim: ‚Bei uns bekommst du Schönheit, Sicherheit und eine liebevolle Auszeit von der Alltagswelt.‘
Aber Vorsicht! Wer jetzt vorschnell sagt, ‚gab es bei uns immer schon!‘, dem empfehle ich unbedingt einmal selbstkritisch zu hinterfragen: Können bei uns wirklich alle und immer diese drei elementaren Kundenwünsche erfüllen? Jede dieser Grundanforderungen für zukünftigen Erfolg erfordert ein klar definiertes Konzept und verbindliches Handeln aller für das Wohlbefinden des Kunden während und nach der Behandlung. Und natürlich ebenso selbstverständlich: absolute Sicherheit für das Ergebnis und bei der Hygiene. Meine Empfehlung ist also: Investieren Sie in ein klares Konzept zur Positionierung des Salons als ‚Hair and Mind-Dienstleister!‘“

Silke Wagner, Inhaberin Friseur Wagner in Bad Säckingen >< Foto: Martin J. Breuer

Blick nach vorn

SILKE WAGNER

„Die Menschen müssen im Moment und bestimmt auch in naher Zukunft auf vieles verzichten. Umso wichtiger werden kleine Auszeiten für Körper und Seele. Wir Friseure können das bieten und werden deshalb auch in Zukunft geschätzt und gebraucht, da bin ich mir sicher. Denn wir sind ein Handwerk und bieten einen Service, den kann man nicht einfach bei Amazon bestellen. Natürlich beobachte ich auch die gesamtwirtschaftliche Situation. Also, wie hoch werden Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland noch werden? Und wie viel Geld bleibt den Menschen dann übrig, um sich einen Friseurbesuch zu leisten? Man muss positiv denken und nach vorn blicken. Bei uns läuft es gut, es gibt aber auch andere in der Branche, die schon deutlich spüren, dass weniger los ist. Ich glaube, nach jedem ‚Down‘ kommt wieder ein ‚Up‘. Wir haben für dieses Jahr und bereits auch für 2021 einen Lehrling eingestellt. Mit unseren Hygienemaßnahmen haben wir alles dafür getan, dass wir offenbleiben können. Und die Kunden kommen, auch, weil sie sich sicher fühlen. Und wir werden auch weiterhin alles tun, um einen erneuten Lock-down im Salon zu verhindern.“

Situativ agieren

MANUELA HÄRTELT-DÖREN

„Ich hoffe, dass wir 2021 weitere Corona-Lockerungen bekommen. Obwohl man sagen muss, dass es für uns Friseure noch relativ gut läuft. Aufgrund unserer hohen Arbeitsschutzstandards sind wir zum Glück in der Lage, unsere Geschäfte geöffnet zu haben. Diese hohen Standards werden wir auch nächstes Jahr einhalten müssen, denn ich glaube schon, dass uns die Corona-Pandemie noch ein gutes Stück begleiten wird, trotz Impfungen. Dennoch blicke ich positiv in die Zukunft, auch was den Umsatz angeht. Und wir werden nächstes Jahr auch wieder einen Azubi einstellen. Meine Preise werde ich übrigens, wie bisher jedes Jahr, auch 2021 erhöhen. Mein Rat: Wenn man flexibel als Unternehmer agiert, kann man vieles auffangen. Wir haben z. B. unsere Öffnungszeiten an die neue Situation angepasst. Wenn möglich, arbeiten wir im Zwei-Schicht-Betrieb von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends. Je nachdem, wie die Kundennachfrage ist, werden dann die Mitarbeiter eingesetzt. Für die Zeit nach Corona wünsche ich mir, dass uns unsere Kunden treu bleiben und uns die neue Wertschätzung für unsere Arbeit erhalten bleibt.“

Robert Holz ist Geschäftsführer von Mad Cut in Schwerin >< Foto: ANDRA

Klare Visionen erschaffen

ROBERT HOLZ

„Ich erwarte, dass unser Salon 2021 einen großen Schub nach vorn macht. Mein Ziel: Unsere Mitarbeiter sollen im oberen Drittel der Gehaltstabellen sein, denn da gehören Friseure hin! Auch 2020 sind wir gewachsen. Der Lockdown war wie eine Schocktherapie, in der wir uns auf Themen konzentriert haben, für die wir sonst wenig Zeit haben: Wir haben Online-Beratung intensiviert, uns um den Online-Shop gekümmert, Instagram bespielt und tolle neue Mitarbeiter über Online-Bewerbungsgespräche gefunden – was wir übrigens beibehalten. Als wir wieder öffnen durften, ging der Umsatz durch die Decke.
Für die Branche sehe ich die Chance, sich durch klare Visionen, Spezialisierung und Positionierung positiv zu entwickeln. Ich glaube, viele Unternehmer haben die Zeit genutzt, um sich zu hinterfragen. Doch ich fürchte auch, dass 20 Prozent der Betriebe mit diesen Anforderungen nicht mehr mithalten können.“

 

Hinweis der Redaktion: Die Statements wurden bereits im November gegeben.