Grafik: Wild Beauty GmbH

01.02.2021

Bundesweit Klagen eingereicht: Wild Beauty unterstützt Partnerfriseure

In nun allen 16 Bundesländern haben Friseure mit Unterstützung der Wild Beauty GmbH Klagen eingereicht, um gegen die Schließung der Salons und die unzureichenden Finanzhilfen rechtlich vorzugehen. Ziel sei es, Präzedenzfälle für die Branche zu schaffen.

„Wir wollen der unkontrollierten und undokumentierten Schwarzarbeit am heimischen Spülbecken Einhalt gebieten und Frisuren wieder in geregelte und sichere Bahnen zurückzuführen: In den Salon, mit bewährten Hygiene-Konzepten und fundierter Gefährdungsbeurteilung, die durch die BGW Ende Dezember 2020 nochmals präzisiert und aktualisiert wurde. Friseure haben es verdient, fair und verlässlich behandelt zu werden. Dafür haben wir in unserem Rechtsstaat die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen und so politische Entscheidungen unabhängig gerichtlich überprüfen zu lassen“, so Noah Wild. 

Wild Beauty übernimmt die Anwaltskosten der Kläger. Über diesen Weg verspricht sich das Unternehmen mehr und schneller etwas zu erreichen als mit Appellen, Petitionen und Briefen.

Update vom 3.2.2021:

In Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen wurden inzwischen ebenfalls Klagen von Friseuren eingereicht. Damit wurden nun in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen Eilanträge bei den zuständigen Verwaltungsgerichten und Oberverwaltungsgerichten gestellt. Da jedes Bundeslang eine eigene Corona-Verordnung erlassen hat, gehen die Friseure gegen die jeweilige Landesverordnung vor.

Die Kläger argumentieren folgendermaßen: Die Schließung der Friseursalons stelle einen erheblichen Eingriff in die Grundrechte der Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 Grundgesetz) und des Rechtes am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb (Art. 14 Abs. 1 Grundgesetz) der Friseure dar. Der Gesetzgeber rechtfertige dies damit, dass so das Leben und die körperliche Unversehrtheit Dritter geschützt würden. Offenbar betrachte der Gesetzgeber Friseurbetriebe als Infektionsschwerpunkt, was nicht der Fall sei. Damit die Corona-Verordnungen rechtens sei, müsse die Schließung der Friseurbetriebe gleichzeitig erforderlich und angemessen sein. Dies bezweifeln die Kläger. Ihrer Meinung nach würde es ausreichen, den Salons strenge Hygienevorschriften vorzuschreiben. Das Betriebsverbot ist nach Meinung der Kläger darüber hinaus auch unangemessen. Friseure trügen zum Wohlbefinden ihrer Kunden bei, weil sie neben ihrer eigentlichen Arbeit psychische und soziale Aufgaben wahrnähmen. Diese zwischenmenschlichen Kontakte seien gerade in Zeiten der Pandemie sehr wertvoll für die Kunden der Friseure.

„Wir tragen die Politik einer konsequenten Bekämpfung des Covid-19-Virus aus voller Überzeugung mit“, sagen Noah Wild und Mira Wild, Geschäftsführer der Wild Beauty GmbH. „Allerdings halten wir eine weitere Schließung der Friseursalons für überzogen, da sich das Virus erwiesenermaßen nicht über Friseursalons verbreitet. Die kontrollierte Öffnung der Friseursalons im Sommer und Herbst 2020 mit strengen Auflagen für Sicherheit, Abstand und Hygiene hatte sich bewährt. Wir sollten zu einer Öffnung der Friseursalons unter Auflagen zurückkehren.“

Update vom 8.02.2021:

Mittlerweile haben in allen 16 Bundesländern Friseure Klage vor dem jeweiligen höchsten Verwaltungsgericht eingereicht.

"Am Ende klagen wir, weil wir uns gerade nicht nur beklagen wollen. Wir wollen die Durchsetzung unserer Interessen aktiv vorantreiben", so Noah Wild, Initiator der Aktion #FriseureInNot. Wer gar nicht erst klage, habe von Anfang an verloren. Insofern sei Untätigkeit für ihn keine Alternative. "Dass dabei auch und gerade für uns die Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle steht, ist selbstverständlich."

Wer steckt hinter den Corona-Klagen?

Isabelle Krauss, Haarladen Isabelle Krauss, Baden-Württemberg

„Es gibt Salons, die bereits aufgeben müssen bzw. nicht wieder öffnen werden. Wie unsere Kollegen haben auch wir vor der Schließung teilweise 16 Stunden pro Tag gearbeitet, haben Kunden vorgezogen, um noch etwas Umsatz zu erwirtschaften. Das Ergebnis: Den ‚benötigten‘ Rückgang von mehr als 30 % des Umsatzes zum Vorjahr haben wir nicht erreicht – und bekommen jetzt keinen Cent.“

Update 15.2.221: Klage gescheitert

André Amberg, André Amberg Friseure, Freistaat Thüringen

„Ich bin seit über 20 Jahren selbstständig – und das mit Erfolg. Wir haben immer gut zu tun und Wartezeiten von vier bis sechs Wochen. Am 18. Januar habe ich Hartz IV beantragt. Meine Eltern, die unseren Familienbetrieb einst führten, müssen das nun miterleben. Am meisten frustriert mich, dass ich nicht mehr selbstständig über meine Lebens- und Arbeitssituation entscheiden kann. Ich bin ausgeliefert.“

5.2.21 Klage gescheitert

Chris Exner, Kluge Junx by Chris Exner, Berlin

„‘Übung macht den Meister‘ hat man früher einmal gesagt. Geübt werden darf bei uns schon lange nicht mehr. Die duale Ausbildung lebt vom theoretischen Lernen und praktischen Umsetzen. Wenn wir unsere Mitarbeiter nicht praktisch schulen dürfen, verlieren wir eine komplette Generation Nachwuchsfriseure.“

Update 15.2.221: Klage gescheitert

Giuseppe Petrelli, Giuseppe Petrelli, Hessen
Konstantin Schick, Schick Friseure, Hessen

„Im Verborgenen wird gefärbt, geschnitten und gestylt. Abstands- und Hygieneregeln? Fehlanzeige. Mit jedem weiteren Tag der Schließung fördert die Politik die Schwarzarbeit und das unkontrollierte Infektionsgeschehen in privaten Haushalten. Die einzig richtige Lösung muss heißen: kontrollierte Öffnung der Betriebe unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Dass wir die einhalten können, haben wir letztes Jahr glaubhaft bewiesen. Wir Friseure sind Hygienebotschafter.“

Update 05.02.2021: Die ►Klage von Konstantin Schick vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof Kassel ist gescheitert.

11.2.21 Klage von G. Petrelli gescheitert.

Guido Wirtz, Guidos Haarladen, Rheinland-Pfalz

„Es wird auf die heimische Küche ausgewichen und dort gibt es in der Schattenwirtschaft weder Mindestabstände noch Masken oder Kontaktdaten-Dokumentation. Eine gut gemeinte Idee, die verheerende Folgen hat – und zwar nicht nur in Form von Wettbewerbsverzerrung und Steuerverlust, sondern vor allem im Hinblick auf den Schutz unserer Gesundheit und das Abflachen der Pandemie-Welle.
Unsere Kunden wissen sich nicht zu helfen und pilgern reihenweise über die Grenze [nach Luxemburg]. Hier dürfen Salons arbeiten, das verführt natürlich. Ich kann nur hoffen, dass meine Kunden auf lange Sicht zu mir zurückkehren, sonst droht auch meinem Familienbetrieb der Existenzverlust.“

Christa Meier und Kathrin Zellner, Hairstyling Bayerwald, Freistaat Bayern

„Für das Friseurhandwerk sprechen wir von 14 Meldungen einer vermuteten oder tatsächlichen SARS-CoV-2 Infektion, wovon 7 ein positives Testergebnis hatten. Setzt man diese Zahlen zu den Friseurbetrieben und Mitarbeitern in ganz Deutschland ins Verhältnis, ist das Fazit klar: unauffälliges Meldegeschehen für die Friseurbranche!“

Wolfgang Schwan, Wolfgang Schwan Frisör, Saarland

„Uns gibt es nicht ‚zum Mitnehmen‘ und auch nicht per Fernwartung, wir sind Vollblut-Handwerker. Natürlich können wir das eine oder andere Produkt online verkaufen oder einen Gutschein ausstellen. Aber das hält uns nicht über Wasser. Unser Beruf ist alternativlos.“

Update 15.2.221: Klage gescheitert

Andre Albers, Hauptsache der Friseur, Bremen

„Es geht nicht nur darum, dass Menschen in schwieriger Zeit ein letztes kleines Glück haben – schöne Haare. Menschen vereinsamen und werden gesellschaftlich allein gelassen. Wir Friseure sind ganz entscheidende Botschafter, die in sicherer Art und Weise nah an den Menschen arbeiten. Der Wunsch nach einem gepflegten Äußeren ist ein Grundbedürfnis, das wir nicht länger ignorieren dürfen.“

19.2.21 Klage gescheitert

Klaus-Dieter Schäfer, Haarstudio Schäfer, Schleswig Holstein

"Die viel versprochene Überbrückungshilfe III war bislang nur heiße Luft. Alles, was ich von der Bundesregierung höre ist: ‘Bitte warten Sie.‘ Ich frage mich: Wieviel wird kommen? Und wann? Viel Zeit bleiben mir und meinem Geschäft nicht mehr.“

Update 15.2.221: Klage gescheitert

Sandra Stiemert, Déja Vu, Sachsen-Anhalt

„Vorbild sein heißt auch, selbst Ansatz zu zeigen. Warum tun das unsere medialen Vorbilder nicht? Sie nutzen alle Schlupflöcher und lassen sich in der Maske oder von der ‚Assistenz‘ färben und schneiden. Ich jedoch darf meine Kunden nicht hygienisch bei mir im Salon bedienen. Wir sind doch keine Zweiklassengesellschaft!"

18.2.21 Klage gescheitert

Petra Feuerhack, Goldhaar, Freistaat Sachsen

„Der durchschnittliche Kunde kommt alle sechs Wochen zu mir in den Salon. Jetzt sind schon sieben Wochen Lockdown rum. Meine Kunden stehen unter Druck, wissen sich nicht zu helfen. Mit jedem Tag, den mein Salon geschlossen bleibt, gehen mir die Umsätze unwiederbringlich verloren."

Susanne Wurmbach, Friseursalon Susanne Wurmbach, Nordrhein-Westfalen

„Dass Salons sicher sind, zeigt auch ein Blick in unsere südlichen
Nachbarländer: In der Schweiz sind die Friseure auf, in Österreich
läuft die Wiedereröffnung heute an. Aber was ist mit uns? Wieso
dürfen wir nicht wieder arbeiten?“

23.2.21 Klage gescheitert

Matthias Dübbelde und Mike Niemeyer, Club Ramsloh, Niedersachsen

„Wir sind Handwerker und haben unseren Auszubildenden gegenüber einen Ausbildungsauftrag. Wenn wir diesem nicht gerecht werden, bleibt eine ganze Auszubildenden-Generation auf der Strecke!“

Update 17.02.21: Klage gescheitert
 

Iris Regenthal-Labahn, Salon Haaresbreite, Mecklenburg-Vorpommern

„Wie soll ich es mir leisten können, über Wochen und Monate hinweg Kurzarbeitergeld vorzufinanzieren? In Deutschland sind wir Ankündigungsweltmeister, aber Umsetzungszwerge. Verlässlichkeit und Berechenbarkeit haben uns immer ausgezeichnet. Doch genau dieses Vertrauen verspielt sich die Politik jetzt, indem sie viel und groß ankündigt, die Umsetzung dann aber nicht hinbekommt."

19.2.21 Klage gescheitert

Nadine Protafke, Frisör-Werkstatt, Brandenburg

"Die uns von der Berufsgenossenschaft auferlegten Hygienevorschriften suchen ihresgleichen. Das findet man in keinem Supermarkt! Die Schließungen sind unverhältnismäßig."

Update 15.2.221: Klage gescheitert

Arne Bayer, Hair Spa Hamburg

"Friseure sind sicher! Um sich davon zu überzeugen, kann das Ordnungsamt jederzeit bei uns vorbeikommen. Aber im Privathaushalt, da sieht die Sache anders aus: Keiner darf rein, keiner weiß was. Für Schwarzarbeit gibt es kein Hygienekonzept."

18.2.21 Klage gescheitert