Foto: Miklas Spohr

11.07.2017

Trendfrisuren für Männer

Was kommt, was geht, was bleibt? Wir haben bei Trend-Experten für Männer nachgefragt, welche Frisuren, Schnitte und Techniken im Herrensalon angesagt sind.

„Höchste Präzision – das ist das Motto aller Herrenschnitte. Das gilt auch für alle Frisuren, die momentan angesagt sind und es noch eine Weile bleiben werden: bewährte Klassiker, akkurate Razor Fades, lässige „Out of bed“-Styles und elegante Façons, die sich durch ihre fein ausgearbeiteten Details auszeichnen“, so ­Eddine Belaid, Inhaber von vier Barber-Shops in Zürich. Auch wenn die Zahl angesagter Trends wächst und die Vielfalt der Looks mehr Raum lässt für Individualität, erlebt das handwerk­liche Können eine Renaissance: Akkurates ­Arbeiten ist, auch wenn das Haar insgesamt wieder länger wird, unerlässlich, so Yusuf ­Degerli, Leiter Fachtraining American Crew und American Crew All-Star.

Nacken und Seiten werden länger, meint Joost Mulleman, Barber-Experte bei Farouk Systems, und immer häufiger mit der Schere ausgearbeitet: „Insbesondere im Nacken werden scharfe und verlaufende Schnittlinien erstellt.“ Und Thomas Giller, Fachakteur der Firma Wahl, erwartet neben den Looks der 20er- und 30er-Jahre auch Inspirationen durch die Brit-Pop-Kultur „mit modernen, abgewandelten Mod-Looks oder Elementen des Crop Cuts, insbesondere bei den Ponypartien.“

Die Renaissance der Klassiker erwartet auch Benjamin Wellen, Trainer für Paul Mitchell, doch mit betont maskuliner Aussage: „Softe Schnitte, wie Emo-Looks etwa, bei denen das Haar ins Gesicht fällt, sind passé.“ Denn der Mann von heute unterstreicht seine Männlichkeit. So sagt Sylvio Kölbel, Trainer für Glynt: „Er stylt sich bewusst und inszeniert Frisur und Bart. Dies wird auch durch den rasant steigenden Verkauf von Männerkosmetika deutlich.“ Und deshalb bleibt auch der formvollendete Bart ein Thema, so Thomas Giller: „Jetzt aber eher in der Ausprägung der 80er-Jahre, mit Moustache und klassischer Nassrasur.“

Auch beim Styling zeigt sich Vielfalt. Mögen vor allem jüngere Kunden eher den zerzausten Grunge-Look, setzen die Klassik-Freunde auch beim Styling auf Exaktheit – „vor allem die Männer, die erfolgreich im Beruf stehen“, so Eddine Belaid. Joost Mullemann prophezeit spannende Kombinationen aus Surf- und Business-Look. Die Elvis-Tolle, davon ist Yusuf Degerli überzeugt, bleibt: „Zeitlos gut!“

Vorsicht bei Farbe

Colorationen bleiben ein sensibles Thema im Herrenfach. Zwar gibt es, so erfährt man bei American Crew, immer mal wieder ein paar ­Paradiesvögel, aber generell „bleibt der klassische Mann bei der Farbe zurückhaltend. Er ist bereit, sich das weiße Haar kaschieren zu lassen, aber es muss natürlich aussehen.“ Benjamin Wellen rät: „Männerhaarfarben sind prinzipiell am besten im kühlen oder Graubereich angesiedelt.“ Sylvio Kölbel dazu: „Ein plakatives Abdecken der Haare, sei es hell oder dunkel, ist bei Männern definitiv nicht mehr gefragt!“

Eddine Bellaid rät zu eher dezenten Schattierungen, nicht um partout jünger auszusehen, sondern um „Bart, Haare und das Gesamtbild harmonisch wirken zu lassen“. Bei Paul Mitchell beobachtet man gar, dass sich mancher junge Mann für künstlich grau akzentuierte Haarpartien entscheidet. Mehr Nachfrage dürften die Strähnentechniken der 80er- und 90er-Jahre erfahren, die Eddine ­Belaid als wieder en vogue sieht, die sich aber ganz im natürlichen Bereich bewegen, „mit weichen Farbübergängen“.

Vorbei sind extreme Undercuts, Männerdutt, Vokuhila und blonde Spitzen, im Kommen extrem präzise Klassiker und langes Haar mit viel Textur. Das verlangt vom Herrenfriseur mehr als den routinierten Umgang mit der Maschine.­ Die ­Experten sind sich einig, was jetzt nottut: „Lernen, Training, Weiterbildung!“ Ein Herrenspezialist muss mit Schere, Clipper und Razor umgehen können, Bartpflege und klassische Nassrasur beherrschen. Dann, so Yusuf Degerli, kann er jeden Haarschnitt kreieren und selbst Trends setzen, statt ihnen nur zu folgen.