Foto: Egbert Krupp

11.10.2018

Schnelle Veränderungen der Haarfarbe liegen im Trend

Low Commitment Colours: Nicht nur die klassische Tönung, sondern auch andere Möglichkeiten, seine Haarfarbe rasch und individuell zu verändern, sind gefragt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Quick-Colours, Tönungen und oxidativen Haarfarben.

Welche Möglichkeiten einer schnellen, nicht dauerhaften Farbveränderung gibt es?

Neben der klassischen Tönung gibt es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, die Haarfarbe­ schnell und einfach zu verändern. Hierzu zählen z. B. Haarkreiden, Haarmascara, Farbsprays bzw. Ansatzsprays sowie Haarfarbmasken, Tönungsshampoos und Farbfestiger oder auch Extensions (Clip-in oder Tape). 

Wie wirken diese Quick-Colour-Möglichkeiten?

Bei diesen Produkten werden, anders als bei der klassischen Tönung, die Farbpigmente lediglich auf das Haar gelegt, sodass sie je nach Haarstruktur und Möglichkeit bereits mit der nächsten Wäsche entfernt werden können. Hauptinhaltsstoffe der festen Haarkreide sind Kalk, Talkumpuder und diverse Farbpigmente. Diese werden, wie beim Malen, oberflächlich auf das Haar aufgebracht und können durch mehrmaliges Auftragen in der Intensität gesteigert werden. Durch den Einsatz von Wärme (Föhn oder Glätteisen) kann die Haltbarkeit etwas verlängert werden. Zum Schluss wird mit Haarspray oder Lack fixiert. Die Haarmascara wird vergleichbar einer Wimperntusche auf das Haar aufgetragen. Hierbei werden die Farbpigmente auf das Haar gelegt und durch z. B. enthaltene Harze am Haar „verklebt“. Auch bei Farb-/ Ansatzsprays sorgen die enthaltenen Harze dafür, dass die Farbpigmente auf dem Haar haften. Farbpackungen wirken aufgrund ihrer Zusammensetzung ähnlich wie klassische Tönungen und werden nach einer kurzen Einwirkzeit wieder ausgespült. Farbshampoos und Farbfestiger wirken ebenfalls wie klassische Tönungen, wobei das Farbshampoo zur Haarwäsche eingesetzt und wieder ausgespült wird, wohingegen der Farbfestiger auf das gewaschene Haar aufgetragen und nicht ausgespült wird. 

Wo liegt der allgemeine Unterschied zwischen einer klassischen Tönung und einer Haarfarbe?

Der Unterschied liegt in der Haltbarkeit des Farbergebnis, welches durch die verschiedenen Inhaltsstoffe (siehe hier) und die unterschiedlichen Wirkweisen zu erklären ist. Man unterscheidet zwischen non-permanenten Farbveränderungen, den sogenannten Tönungen und den oxidativen Haarfarben, den Intensivtönungen und der Haarfarbe. Auch die Bezeichnungen semipermanente Farben für Tönungen, demipermanente Farben für Intensivtönungen und permanente Farben für oxidative Haarfarben sind gebräuchlich. 

Wie ist die Wirkweise von Tönungen?

Tönungen wirken auf physikalische Weise. Hierbei unterscheidet man zwischen zwei direktziehenden Farbstoffarten: den ungeladenen, nichtionischen Farbstoffen und den positiv geladenen, kationischen Farbstoffen. Die kationischen Farbstoffe haften mit ihrer positiven Ladung an der negativ geladenen Schuppenschicht, da zwischen den beiden unterschiedlichen Ladungen eine elektrostatische Anziehungskraft besteht. Dies bedeutet also, dass sich die kationischen Farbstoffe um die Schuppenschicht herum anlagern, auf sie „aufziehen“.

Die ungeladenen, nicht ionischen Farbstoffe besitzen die Eigenschaft der Keratin­affinität, wodurch sie sich vom Keratin des Haares angezogen fühlen und sich dort anlagern. Das bedeutet, dass sie sich an der Schuppenschicht anlagern und zusätzlich aufgrund ihrer Größe zum Teil sogar bis zum äußersten Rand der Cortex vordringen können. 

Die beschriebenen Anlagerungsweisen der Fertigfarbstoffe führen zu einem nicht permanent haltbaren Farbergebnis, da die Direktzieher lediglich eine „lockere Verbindung“ mit dem Haar eingehen und so schneller wieder abgelöst werden können.Häufig wird in Tönungspräparaten eine Kombination aus beiden Farbstoffarten eingesetzt. Seltener finden die anionischen Farbstoffe Verwendung, die aufgrund ihrer negativen Ladung ein saures Milieu benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten. 

Worin unterscheidet sich die Wirkweise einer oxidativen Haarfarbe von der einer Tönung?

Der Unterschied liegt in den eingesetzten Farbstoffen(siehe hier). Neben den enthaltenen Direktziehern, die wie bei einer Tönung angelagert werden, sind überwiegend Farbstoffvorstufen für die entstehende Farbe verantwortlich. Diese kleinen farblosen Farbstoffvorstufen dringen tief in die Cortex ein und werden dort durch den Sauerstoff des beigemischten Wasserstoffperoxids zu großen, farbigen Farbstoffen gekuppelt, die sich in der Faserschicht anlagern und aufgrund ihrer Größe nicht wieder herausgespült werden können. Dadurch sind oxidative Haarfarben deutlich länger haltbar als Tönungen. Lediglich die durch die Direktzieher entstandene Farbnuance verblasst mit der Zeit. 

Welche Möglichkeiten und Grenzen haben Quick-Colours und klassische Tönungen?

Tönungen und auch Quick-Colours eröffnen einem vielfältige Möglichkeiten. Die meisten Quick-Colours eignen sich besonders dafür, farbige Akzente zu setzen, die schnell erstellt sind und nur kurzfristig, d.h. in der Regel bis zur nächsten Haarwäsche halten. Klassische Tönungen hingegen können je nach Präparat bis zu ca. zehn Haarwäschen halten. Hiermit ist es möglich, dem Haar mehr Glanz und Lebendigkeit zu verleihen, ausgeblichene Farben aufzufrischen, leichte Farbkorrekturen durchzuführen oder sich modischen Trends anzupassen. 

Auch eine Abdeckung des Weißanteils bis ca. 30 % ist möglich. Mit einer klassischen Tönung ist es allerdings nicht möglich, mehr als 30 % Weißanteil abzudecken oder das Haar aufzuhellen. Auch eine starke Veränderung der Farbtiefe Richtung Schwarz ist nur bedingt möglich. Grundsätzlich sind die Haarstruktur, die Ausgangshaarfarbe, die Haarstärke sowie das verwendete Präparat ausschlaggebend für die Haltbarkeit und das Farbendergebnis.

Wie lässt sich ein Farbergebnis möglichst lange erhalten?

Um ein Farbergebnis möglichst lange zu erhalten, gibt es mehrere Möglichkeiten, egal, ob das Farbergebnis durch eine Tönung oder eine oxidative Haarfarbe erzielt wurde. Zum einen können vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Das bedeutet, dass ein gesundes, nicht strukturgeschädigtes Haar zu einem optimalen Farbergebnis und einer optimalen Haltbarkeit führt. Daher sind die regelmäßige Anwendung sowie ein regel­mäßiger Spitzenhaarschnitt empfehlenswert.

Nach der Farbbehandlung sollte ein möglichst mildes Shampoo, im besten Falle ein Shampoo speziell für coloriertes Haar verwendet werden. Spezielle Inhaltsstoffe wie beispielsweise Antioxidanzien sorgen für eine längere Farbbrillanz. Zudem lassen sich bereits erzielte Haarfarben mit Farbshampoos bzw. Farbmasken wieder auffrischen.

Wie lässt sich ein Farbergebnis schnell loswerden?

Dies ist abhängig davon, ob das Farbergebnis durch eine Tönung oder eine oxidative Haarfarbe entstanden ist, und ob es sich um eine frische Farbveränderung handelt oder die Farbe bereits mehrere Wochen im Haar ist. Bei einem Tönungsergebnis lassen sich die direktziehenden Farbstoffe durch mehrmaliges Waschen, gegebenenfalls mit einem Tiefenreinigungsshampoo, beseitigen. Bei einem zu dunklen, oxidativen Färbeergebnis ist die Beseitigung der Farbstoffe schwieriger, da hier die gekuppelten Oxidationsfarbstoffe zerstört und ausgespült werden müssen. 

Handelt es sich um eine frische Haarfarbe, kann ein sauerer (reduktiver) Abzug durchgeführt werden. Hierbei werden spezielle Abzugsmittel verwendet, die nur die frisch angelagerten Oxidationsfarbstoffe aufhellen, indem die Oxidationsfarbstoffe durch ein Reduktionsmittel (z. B. eingesetzte Säuren) wieder in ihre Farbstoffvorstufen zerlegt werden. Diese werden aus dem Haar ausgespült. 

Gegebenenfalls kann es notwendig sein, noch im Haar verbliebene Farbstoffvorstufen wieder mit einer gering konzentrierten Wasserstoffperoxidlösung zu oxidieren, um einem Nachdunkeln im Laufe der nächsten Tage vorzubeugen. Die Naturpigmente und meist auch die Direktzieher werden hierbei, je nach Präparat, nicht verändert. Es werden von unterschiedlichen Firmen spezielle Farbreduzierer angeboten. 

Handelt sich um eine ältere Farbe, muss ein alkalischer (oxidativer) Farbabzug durchgeführt werden. Der Bekannteste ist die Blondierwäsche. Hierbei werden sowohl die Oxidationsfarbstoffe als auch die direktziehenden Pigmente und die natürlichen Pigmente abgebaut. Dafür wird Wasser mit Wasserstoffperoxid und Shampoo zu einer Blondierwäsche vermischt, wodurch eine Aufhellung von 1 bis 2 Tonstufen pro Durchgang möglich ist. 

Lesen Sie hier, welche Inhaltsstoffe in Tönungspräparaten, oxidativen Haarfarben und Intensivtönungen stecken.