Die Farbtheorie ist Grundlage des Haarefärbens, Foto: Jesus Cervantes / Shutterstock.com 

08.06.2020

Farbtheorie für den Friseur

Die Farbtheorie zählt zum Basiswissen des Friseurs. Dazu gehört der Farbkreis, das Wissen um Klarfarben, Pastelltöne, getrübte Farben, Komplementärfarben, Harmonie, Kontrast und die Farbwirkung. Wer die Grundlagen beherrscht, weiß wie Farbe wirkt, kann mit "Haare färben" Umsatz machen.

Warum sind Farbtheorien für den Friseur von Bedeutung?

Es gehört zum Allgemeinwissen eines jeden Friseurs, wie Farbe wirkt, welchen Einfluss diese auf die Stimmung des Menschen hat, welche optische Wirkung damit verbunden ist, aber auch welche Klischees mit bestimmten Haarfarben verbunden sind. Wichtig sind auch die Kenntnisse über den Farbkreis mit seinen warmen und kalten Farben und seinen Komplementärfarben sowie der Farbarten; welchen Einfluss Farben untereinander haben in ihren Harmonien, aber auch ihren Kontrasten – denn nur wer in der Theorie fit ist, kann dieses Wissen in der Praxis umsetzen.

Welchen Einfluss hat die Farbe auf Stimmungen und Gefühle?

Schon Johann Wolfgang von Goethe hat sich im 18. Jahrhundert mit der Wirkung von Farben beschäftigt und einen der ersten Farbkreise entwickelt. Darin teilte er die Farben in sympathische und unsympathische ein und erforschte, inwieweit die Farbe sich auf das Bewusstsein und die Gefühle auswirken. Heute steht Gelb beispielsweise für erheiternd, Orange für aktivierend, Rot für auffallend, anregend und aggressiv, Violett für feierlich, Blau für kühl und Grün für beruhigend. Die Assoziationen, die wir mit Farben verbinden, werden in die Produktentwicklung oder ­Salongestaltung einbezogen. So bekommt ein Kräutershampoo etwa die Farbe Grün, um den Zusammenhang mit den Inhaltstoffen der Kräuter herzustellen, oder die Wandfarbe eines Salons wird in einem eher warmen Farbton / Material gehalten, um das Wohlbefinden im Salon zu steigern.

Der Farbkreis – warum ist er für den Friseur so wichtig?

Im Farbkreis werden die Beziehungen zu den Farben untereinander verdeutlicht. So befinden sich auf der einen Hälfte die Farben des kalten Farbbereiches, zu denen Grün, Blau und Violett zählen, auf der anderen Hälfte die Farben des warmen Farbbereiches. Diese sind Gelb, Orange und Rot. Enthält eine Farbe überwiegend Gelbanteile gehört sie zum Bereich der warmen Farben. Enthält sie hingegen einen hohen Blauanteil, lässt sich die Farbe dem kalten Farbbereich zuordnen. Der rote und grüne Farbbereich sind Sonderfälle. Hier gibt es sowohl kalte als auch warme Farben. Diese Einteilung in kalt und warm hilft dem Friseur beispielsweise bei der Farbtypenberatung.

Abweichend von den oben genannten Farbbezeichnungen nutzen Friseure spezielle Farbbezeichnungen für die Nuancen. So spricht ein Friseur demnach nicht von einer gelben Haarfarbe, sondern von einer goldenen Nuance. Farben des Rotbereichs werden auch als Mahagoni, Purpur oder Kastanie bezeichnet. Erscheint ein weißes Haar beispielsweise leicht Violett, wird von einem Silberstich gesprochen. Grün wird als matt bezeichnet und für Blau werden Begriffe wie Asch, Perl oder Cendré verwendet. Diese Bezeichnungen wirken positiver auf den Kunden.

Fast am wichtigsten erscheinen allerdings für den Friseur die Wirkung der sich im Farbkreis gegenüberliegenden Farben. Diese sogenannten Komplementärfarben werden genutzt, um unerwünschte Farbnuancen auszugleichen. So kann man etwa nach einer Blondierung, die zu orange erscheint, eine aschige Tonspülung verwenden. Ist das Blondier-Ergebnis zu gelb geworden, lässt sich mit einem Silbershampoo (das violette Pigmente enthält) dieser unerwünschte Farbton abschwächen.

Klarfarben – getrübte Farben – Pastellfarben: Worin besteht der Unterschied?

In einem Farbkreis sind alle Farben Klar­farben. Diese haben eine starke Leuchtkraft und Farbintensität, da sie das reine farbige Pigment enthalten. Im Friseurbereich sind dies die Mixtöne, die in den Farbkarten häufig auch in der Anordnung eines Farbkreises zu sehen sind.

Getrübte Farben entstehen, wenn einer Klarfarbe Schwarz zugemischt wird. Je mehr Schwarz enthalten ist, desto dunkler wird die Farbe. Sowohl die natürlichen Haarfarben als auch die Haarfärbemittel des Friseurs sind getrübte Farben. Sie setzen sich aus verschiedenen Pigmenten zusammen.

Pastellfarben sind Klarfarben, die mit Weiß gemischt werden. Die Farbe wird heller und pastelliger, je mehr Weiß hinzugemischt wird, dabei nimmt die Intensität und Leuchtkraft der Farbe ab. Im Friseurbereich werden Pastellfarben immer wieder als Trendfarben eingesetzt.

Harmonie und Kontrast in Frisuren gezielt einsetzen

Von einer Harmonie spricht man, wenn zum Beispiel eine Kombination von warmen oder kalten Farben eine angenehme Wirkung auf den Betrachter erzeugt. So wirken Farben aus dem warmen Farbbereich des Farbkreises zueinander harmonisch. Ein Beispiel hierfür sind Ton-in-Ton-Strähnen. Allerdings ist es auch von der persönlichen Empfindung und den vorherrschenden Modetrends abhängig, was als harmonisch empfunden wird. Kontraste werden in der Friseurpraxis gezielt eingesetzt und beziehen sich nicht nur auf die Kombination bestimmter Haarfarben, sondern auch auf das Zusammenspiel mit der Augenfarbe, der Kleidung oder dem gewählten Make-up. Kontraste entstehen im Allgemeinen durch die Kombination von Farben mit deutlichen Unterschieden. So kann ein Hell-Dunkel-Kontrast hervorgerufen werden, indem eine sehr dunkle Farbe mit einer sehr hellen Farbe kombiniert wird. Beispielsweise platinblondes Haar mit schwarzer Undercolour oder stark unterschiedlich hellen und dunklen Strähnen.

Das Nebeneinander dieser verschiedenen Farben kann einer Frisur viel Lebendigkeit und Ausdruck verleihen. Durch die Kombination von kalten und warmen Farben, wie zum Beispiel violetten Strähnen in rotem Haar, lässt sich ein Kalt-Warm-Kontrast herstellen. Er wirkt spannungsgeladen und erregt Aufmerksamkeit. Wie stark ein solcher Kontrast empfunden wird, hängt allerdings von der persönlichen Empfindung ab.

Der Komplementär-Kontrast entsteht durch die Kombination von gegenüberliegenden Farben im Farbkreis. Wie z. B. die Kombination von Rot und Grün. So wirkt beispielsweise eine grüne Augenfarbe in Kombination mit einer roten Haarfarbe sehr auffällig.