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21.04.2023

Preise erhöhen? Fünf Beispiele aus der Praxis!

Erst Pandemie mit Lockdowns, jetzt Krieg in der Ukraine und damit einhergehend hohe Energiekosten. Inflation und steigende Lohnkosten verschärfen die Lage. Viele Saloninhaber*innen haben mittlerweile reagiert und ihrerseits die Preise erhöht.

Differenziert

Achim Kerner ist sehr zufrieden mit den Umsätzen in 2022: „Wir haben ein wunderbares Jahr hingelegt und 2019 getoppt.“ Die Preise für seine Dienstleistungen hat der Friseurmeister mit eigenem Salon in einem Bremer Altstadthaus in der Vergangenheit bereits stufenweise jährlich um ein bis zwei Euro angehoben. So verfuhr er in seinem Salon mit sechs Bedienplätzen auch 2022. Differenziert nach Dienstleistung und Energieaufwand erhob er Zuschläge: beim Herrenhaarschnitt etwa einen Energiezuschlag von 1,50 Euro, bei Farbe einen Waschzuschlag von drei Euro. Mehr gehe nicht, sagt er. Das Kund*innenverhalten habe sich sowieso schon geändert. Vorausschauende Planung hält der 59 Jährige für wichtig, deckte sich bei seinem Lieferanten Paul Mitchell frühzeitig und sehr reichlich mit Produkten ein, setzte dabei auf Angebote. Die Preiserhöhung kommunizierten Kerner und seine Mitarbeiterin aktiv während der Behandlung, wiesen dabei auch auf den Zusammenhang von fairen Preisen und Gehältern hin. Diese Transparenz sei von den Kund*innen gut aufgenommen worden. Auf Preiserhöhungen im Jahr 2023 gucke er „mit Bauchgefühl“. „Bisher ist der Terminkalender gut gefüllt, da gehe ich das Ganze gern ruhig an.“

Gutes Timing

Michael Ahlmeyer erhöhte in seinen zwei Kölner Salons die Preise im vergangenen Sommer. „Lieber in der Mitte des Jahres als zu Jahresbeginn, wenn alles teurer wird“, so sein Leitgedanke. Vier bis sechs Euro schlug der Friseurunternehmer auf alle Dienstleistungen drauf, das entspricht Steigerungen von fünf bis zehn Prozent. Auch im Produktbereich gab er die Preiserhöhungen der Lieferanten an seine Kund*innen weiter. Erste Überlegungen, die höheren Preise anzukündigen, verwarf Ahlmeyer mit seinem sechzehnköpfigen Team, um nicht „in eine Entschuldigungsspirale zu kommen“. Kund*innen bemerkten die Mehrkosten erst an der Kasse, „vergleichbar zum Einkauf im Supermarkt“. Seine Kund*innen hätten das akzeptiert, „zumal durch die Berichterstattung in den Medien klar war, dass sich etwas verändert“. Doch jetzt sei ein Punkt erreicht, wo weitere Preiserhöhungen schwieriger würden. Ahlmeyer registrierte einen schwächeren November und einen generell größeren Buchungsrhythmus. Auf weitere Preissteigerungen will sich der Unternehmer nicht festlegen, sondern erstmal die Strukturen ansehen und überlegen, wie es weitergeht.

Besser mit Erklärung

Drei Intercoiffure-Salons mit insgesamt 35 Mitarbeiter*innen führt Corina Hahn zwischen Koblenz und Mainz. Die Preissteigerungen gingen auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Bereits im März 2022 erhöhte die 52-Jährige die Preise für alle Dienstleistungen um zehn Prozent, schob zum 1. November Erhöhungen zwischen sieben und zehn Prozent auf Hauptdienstleistungen wie Coloration oder Strähnen nach. Beide Male hätten die Kund*innen die Erhöhungen kommentarlos mitgetragen. Kommunizierten Hahn und ihr Team die erste Preiserhöhung im Frühjahr 2022 nur auf Nachfrage, wurde im Herbst auf Bitten der Mitarbeiter*innen auf jeden Platz ein eigens formuliertes Kund*innen-Anschreiben gelegt. In dem „wertschätzend formulierten Text“ wies Hahn vor allem auf die um zehn bis 15 Prozent erhöhten Lohnkosten hin. „Wir müssen klar argumentieren“, sagt sie. „Meine Kolleginnen machen deutlich, dass auch sie von den Preis erhöhungen profitieren.“ Wie sich die Preise im Jahr 2023 entwickeln, kann die Unternehmerin bisher schwer einschätzen, schaut sich Umsätze und Kund*innenstruktur im Februar erneut an und hofft, auf eine „normale jährliche Preisanpassung von zwei bis drei Prozent“.

Preiserhöhung überrascht nicht

An Preiserhöhungen kam auch Nadine Zeitz in ihrem Salon „good feeling“ in der Landstadt Crivitz im Großraum Schwerin nicht vorbei. Zwischen drei und 25 Prozent hob sie im vergangenen Oktober die bis dahin geltenden Preise an, um gestiegene Lohn-, Energie- und Einkaufskosten auszugleichen. Die 35-Jährige unterschied dabei nach Aufwand und Produkteinsatz. Bislang kam sie damit aus. Die Kund*innen seien über die erhöhten Preise nicht überrascht gewesen, da bereits in den Medien viel berichtet worden sei. Zeitz und ihre fünf Mitarbeiter*innen suchten das of fene Gespräch und trafen auf Verständnis. Dennoch bleibe das Gefühl, dass manche Kund*innen auf kleine Dienstleistungen verzichten oder die Termine schieben. Für 2023 plant die Friseurmeisterin vorerst keine weitere Erhöhung in ihrem 180 Quadratmeter-Salon mit neun Bedienplätzen, den sie seit zehn Jahren führt.

Ende der Preisspirale

Gerne hätte Susanne Leyer 2022 auf eine Preiserhöhung verzichtet. Doch höhere Einkaufspreise, steigende Energiekosten und Lohnsteigerungen bei ihren fünf Mitarbeiterinnen zwangen sie in ihren drei Salons im Landkreis Görlitz zur einmaligen Preiserhöhung von fünf Prozent auf alle Leistungen. Damit, sagt die Friseurmeisterin, federe sie gerade mal die Mehrkosten ab, verdiene aber nicht mehr. Bei den zurückliegenden Preissteigerungen sei das ebenso gewesen. Ihre Kund*innen hätten Verständnis, doch sparten sie an anderer Stelle: „Die Abstände zwischen den Besuchen werden größer, manch einer verzichtet auf kleine Dienstleistungen.“ Die Obermeisterin fühlt sich allein gelassen von der Politik: „Es wird verlangt, dass wir im Handwerk alles mitmachen, doch wie wir das umsetzen sollen, bleibt unklar.“ Sie könne die Preisspirale in keinem Fall weiter nach oben drehen: „Dann stehe ich irgendwann ohne Kunden da.“