Wiederverwendbare und waschbare Textilien im Salon sind nicht automatisch nachhaltiger >< Foto: Melanie Fredel

02.04.2024

Nachhaltige Textilien im Friseursalon: Waschen versus Wegwerfen

Kolumnist Peter Gress geht der Frage nach, welche und wie Textilien im Friseursalon nachhaltig eingesetzt werden können.

Die Modeindustrie, bekannt für ihre ständigen Veränderungen und Trends, hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unser tägliches Leben. Doch hinter den schillernden Laufstegen und ständig wechselnden Kollektionen verbergen sich umweltzerstörende Praktiken. Immenser Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung stehen dabei an erster Stelle. Die Kleidung, die wir tragen, enthält oft schädliche Chemikalien, die nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch unsere Gesundheit gefährden. Auch unethische Arbeitspraktiken, niedrige Löhne, gefährliche Arbeitsbedingungen und mangelnde soziale Verantwortung sind in der Modebranche weit verbreitet. Doch wie sieht es in unseren Friseursalons aus? Wie weit gehen die Bemühungen unserer Lieferanten und unsere Bereitschaft, wenn es um echte Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung geht?

 

Einweg – eine Frage der Entsorgung

Während der Corona-Pandemie wurden wir auf Einwegumhänge und Einweghandtücher getrimmt. Alles, um die Pandemie einzudämmen. Für die Umwelt war dieses Verhalten jedoch eine Katastrophe. Bei meinen Recherchen zur Umweltverträglichkeit von Friseurtextilien wie Umhängen und Handtüchern konnte ich keine wirklich nachhaltige Lösung finden. Es gibt Einweghandtücher und Einwegumhänge, aber die Frage ist: Ist das sinnvoll? Städte und Gemeinden können frei entscheiden, was in die Biotonne darf. Bevor man sich also blind auf die Versprechungen der Anbieter verlässt, sollte man beim örtlichen Abfallwirtschaftsbetrieb nachfragen.
Wenn Einwegprodukte hingegen nur über den Gewerbemüll entsorgt und der thermischen Verwertung (Verbrennung) zugeführt werden können, ist dies definitiv nicht im Sinne einer Kreislaufwirtschaft. Der Cradle to Cradle-Gedanke besagt, dass jedes hergestellte Produkt wieder in den Nutzungskreislauf zurückgeführt werden soll. Wird ein Produkt verbrannt, ist es aus dem Nutzungskreislauf verschwunden. Der Rohstoff ist nicht mehr nutzbar.

Auch bei Umhängen sollte man auf Material und Verwendungsdauer achten. Foto: Melanie Fredel

Waschen – eine Frage des Materials

Die nachhaltigste Lösung ist der gute alte Umhang, den man nach jedem Gebrauch wäscht. Leider bestehen die meisten Friseurumhänge aus erdölbasierten Kunstfasern wie Polyester, PVC oder Nylon. Eine gute und nachhaltige Alternative zu diesen Fasern ist Bambus. Es gibt etwa 1.500 verschiedene Bambus-Arten, die täglich zwischen 30 Zentimetern und einem Meter wachsen. Bambus ist antibakteriell und verhindert das Wachstum von Bakterien auf der Faseroberfläche. Textilien aus Bambus werden also von Bakterien gemieden, was der Hygiene zugutekommt. Bambus-Textilien müssen daher nicht mit antimikrobiellen Chemikalien behandelt werden, was wiederum allergische Reaktionen beim Menschen vermeidet und die Umwelt nicht belastet. Und das Beste an Bambus ist, dass die Pflanze zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist. Das gilt natürlich nur, wenn der Rohstoff nicht mit anderen schwer oder gar nicht abbaubaren Materialien kombiniert wird.

Die Firma OceanSafe bietet Baumwollhandtücher an, die mit dem Cradle to Cradle-Label ausgezeichnet sind. OceanSafe-Textilien können nach Gebrauch an die Firma zurückgegeben werden. Die Textilien werden kompostiert, gelangen so wieder in den Kreislauf und werden zu Nährstoffen für neue Textilien. Auch die Etiketten und Verpackungen sind zu 100 Prozent kompostierbar. Solche Ansätze lassen hoffen, dass das Friseurhandwerk die Chancen einer Kreislaufwirtschaft erkennt und entsprechend zukunftsorientiert handelt.

Bewusster konsumieren

Positiv zu vermerken ist, dass Veränderungen in der Modebranche erkennbar sind. Ein Umdenken beginnt, bei Unternehmen und Konsumenten gleichermaßen. Die Zukunft der Mode und auch der Textilien im Salon kann und soll nachhaltig sein. Durch bewussten Konsum und die Unterstützung ethischer Praktiken können wir den Weg zu einer umweltfreundlicheren Modeindustrie ebnen.

 

Im Gespräch

Peter Gress
Der Friseurunternehmer hat 2022 den ersten TOP Salon Eco Future-Award gewonnen.