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20.11.2018

Gut abgesichert für das Alter?

Der Salonalltag ist oft turbulent. Da bleibt wenig Zeit, sich mit seiner Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Dennoch sei das überaus vorteilhaft, meint Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Denn, wenn man die Weichen frühzeitig richtig stelle, könne man aus dem hart Ersparten sogar das Doppelte herausholen. Natürlich bringt jeder ganz unterschiedliche finanzielle Voraussetzungen mit. Wir haben Niels Nauhauser hier zu einem fiktiven Fallbeispiel befragt. Lesen Sie hier, was der Vorsorgeexperte für überraschende Hinweise gibt.

Fallbeispiel:

  • Ein Saloninhaber bekommt mit 60 Jahren 50.000 Euro aus einer Lebensversicherung
  • Er kann weitere 1.000 Euro für seine private Altersvorsorge investieren
  • Der Salon befindet sich in der eigenen Immobilie, die vollständig abbezahlt ist
  • Sein Anspruch aus der gesetzlichen Rente liegt bei rund 550 Euro

TOP HAIR: Wie könnte er sich, neben seiner Immobilie, noch zusätzlich sinnvoll für das Alter absichern, und was müsste er dazu investieren?
Niels Nauhauser:
Viele Versicherungsverkäufer würden ihm eine Rürup-Rente anbieten, da hier dem Verkäufer eine hohe Provision winkt. Die Rürup-Rente ermöglicht Selbstständigen, bis zu 23.712 Euro jährlich einzuzahlen und davon 86 Prozent als Sonderausgaben geltend zu machen. Damit kann der Saloninhaber tatsächlich Steuern sparen, da sich die Steuerlast ins Rentenalter verschiebt und man als Rentner meist weniger Steuern zahlt als zuvor. Allerdings ist ein Rürup-Vertrag dennoch oft nicht empfehlenswert. Zum einen sind die Renditechancen sehr gering, wenn das Geld in einer Rentenversicherung landet. Hier liegt der Garantiezins bei max. 0,9 Prozent, wobei sich dieser Zinssatz nicht auf die Beiträge bezieht, sondern nur auf den Sparanteil. Das heißt, abzüglich der Provision und weiterer Kosten liegt die Rendite bei nahezu null Prozent. Und ob Überschüsse und in welcher Höhe ausgezahlt werden können, ist sehr ungewiss.

Was spricht noch gegen die Rürup-Rente?
Ein weiterer Nachteil ist, dass man das Geld nur als lebenslange Rente bekommt. Eine Einmal-Auszahlung ist nicht möglich, auch nicht zu Rentenbeginn. Auch eine Übertragung der Rente im Todesfall ist nur durch eine extra Zahlung möglich oder geht zulasten der Rentenhöhe. Ein weiterer Nachteil ist, dass Versicherer die Rente so kalkulieren, dass sie die Rente wahrscheinlich nicht aus eigenen Mitteln bezahlen müssen. Das heißt, dass die garantierte Rente oft so gering ausfällt, dass man bis zum Alter von 90 Jahren nur das eigene angesparte Geld zinslos wieder ausgezahlt erhält, es sei denn, man wird weit über 90.

Was wäre dann für ihn attraktiver?
Das kommt auf seine Pläne an. Will er den Salon später verkaufen? Dann kommt zur Lebensversicherung noch eine weitere größere Zahlung hinzu, vielleicht reicht das auch schon für die Rente? Oder möchte er ihn vermieten, was ebenfalls die Rente aufbessern wurde? Und ist vorher eine Renovierung geplant? Ein größerer Umbau kostet Geld. Reicht dazu die Summe aus der Versicherung, die mit 60 fällig wird?

Er möchte den Salon später weitermieten, muss diesen aber vorher für ca. 80.000 Euro renovieren. Wie kann er die 1.000 Euro möglichst gewinnbringend anlegen?
Dann bräuchte er in acht Jahren also eine bestimmte Summe verfügbar? Sollte diese sicher sein oder dürfen hier Wertschwankungsrisiken eingegangen werden? Denn mehr Rendite heißt immer auch mehr Risiko.

Was bedeutet das genau?
Stellen Sie sich vor, man bietet Ihnen zwei Anlage-Alternativen. Bei der einen bekommen Sie nur 0,5 Prozent Zinsen, dafür haben Sie aber keine Wertschwankungen, verlieren also kein Geld. Die andere Alternative ist, Sie legen Ihr Geld in ganz viele verschiedene Aktien an. Das geht auch mit kleiner Anlagesumme, wenn man dazu Aktien-Indexfonds nimmt, zum Beispiel solche, die den MSCI All Country World Index nachbilden. Dieser enthält rund 2.500 Aktien weltweit aus 47 Ländern und spiegelt deren Werteentwicklung wider. Durch diese breite Risikostreuung beschränkt sich das Risiko im Grunde nur noch auf Wertschwankungen von bis zu 50 Prozent. Mit solchen Fonds ist man an der Wertentwicklung von Aktien weltweit beteiligt. Und diese liegt historisch betrachtet rund vier Prozent über der Verzinsung sicherer Anlagen. Auf kurze Sicht sind die Börsen aber nicht vorhersehbar. Deshalb sollte man ein gutes Nervenkostüm mitbringen oder den Anlagebetrag in diesem Bereich so begrenzen, dass man auch bei einem Börsencrash noch gut schlafen kann.

Aber können Aktien, selbst breit gestreut, nicht komplett wertlos werden?
Solange die Menschen noch auf der Erde leben, benötigen sie tagtäglich Produkte und Dienstleistungen, von denen sehr viele von Aktiengesellschaf ten hergestellt werden. Das Risiko bei Aktien ist die Stimmung. Entscheidend ist, an der Wertschöpfung mit preiswerten Anlageprodukten langfristig teilzuhaben.