03.11.2016

Einrichtung sorgt für gute Gefühle

Eine gute Einrichtung schafft Orte, die in Erinnerung bleiben – das ist das Credo von Innenarchitekt, Coach und Moderator Stefan Suchanek.

Bei der Einrichtung, sagt Stefan Suchanek, ist schon der Ansatz in vielen Fällen falsch: „Man redet übers Geschäft. Viel mehr aber sollte man über Menschen und Konsumenten sprechen!“ Denn ,das Geschäft‘ bedeutet letztlich die Begegnung von Menschen, also sollten Geschäftsräume Begegnungsstätten sein. So entstehen Orte, wo Menschen eher „Gäste statt Geldbringer“ sind: weil sie gern dorthin gehen, weil sie Gefühle erleben, die nachwirken. Weil sie in guter Erinnerung bleiben.

Wenn Haarschnitt und Ambiente stimmen ...

Daher plädiert der Münchner Innenarchitekt, Coach und Moderator dafür, Produkte und Dienstleistungen nicht einfach zu präsentieren, sondern sie erlebbar zu machen. Wenn er hier einen namhaften Sportswear-Ausstatter nennt, bei dem die Kunden Wanderschuhe im Erlebnispark probieren können und Jacken in der Klimakammer, wird klar, was er meint: Ein perfekter Haarschnitt entspricht der Erwartung des Kunden, wenn er zum Friseur geht; erlebt er aber die Dienstleistung als Pause mit Wellness-Charakter, gibt ihm das ein gutes Gefühl, das anhält!

Ganz Entscheidendes, sagt Stefan Suchanek, ist damit gelungen: „Man erreicht die Menschen auf einer anderen Ebene!“ Angebote werden nicht mehr allein preislich verglichen; vielmehr ist das gute Gefühl ein gewichtiges Argument für das Geschäft, das Mehrwert bietet. Den Einrichtungsexperten freut, dass Geiz nicht länger geil ist und 10-Euro-Salons dennoch ihre Berechtigung haben – wenn es mal ganz fix gehen und ein Spontan-Entschluss umgesetzt werden muss. Aber so rational geht es nicht immer zu. Mehr denn je, hat Stefan Suchanek beobachtet, gibt man dem Wunsch nach, sich etwas zu gönnen. Und dann fällt die Wahl eben doch eher auf den Salon, in dem man als Kunde zuvorkommend empfangen wird, mit einem freundlichen Lächeln und namentlicher Begrüßung, in dem die Wartezeit mit Getränk, guten Zeitschriften und in einem schönen Ambiente zur angenehmen Ruhepause wird. Stefan Suchanek: „Man wertschätzt ein solches Angebot, weil man selbst wertgeschätzt wird!“ Die Entscheidung fällt nicht auf der Grundlage: ,Wo ist es am billigsten?‘, sondern ist Antwort auf die Frage: ,Was bin ich mir wert?‘

Weil wir es uns wert sind!

Und so fahren wir heute alle nicht im Kleinwagen herum, sondern im Cabrio, im Sportwagen, im SUV – „weil wir es uns wert sind!“ Die Autohäuser, sagt der Experte, haben es längst geschafft, Erlebnisse zu verkaufen. War früher schon am Samstag Nachmittag Feierabend, ist die BMW-Welt heute Ziel des Sonntagsausflugs! Ein Schlüsselerlebnis war für Stefan Suchanek der Besuch eines renommierten Friseursalons am Münchner Lenbachplatz. Dort hat er als gestresster junger Papa eine entspannte Stunde verbracht, in schönem Ambiente, umgeben von schönen Menschen, mit schöner Musik im Hintergrund. „So schafft man Kundenbindung“, erklärt er und gesteht, dass er, als der nächste Haarschnitt anstand, über Kosten gar nicht mehr nachgedacht hat. Den Ausschlag gab das Gefühl: ,In dem Salon bist du wer!‘

Mit allem Nachdruck betont er, dass es keine Frage großer Investitionen ist, beim Kunden angenehme Empfindungen zu wecken. Gravierende Veränderungen sind meist gar nicht nötig, um ein Geschäft schon nach außen einladend wirken zu lassen; oft genügen kleine Eingriffe, Hürden abzubauen. „Denken Sie sich eine spiegelnde Fensterscheibe. Der Laden dahinter sieht immer dunkel aus – wie geschlossen“, erläutert Stefan Suchanek und empfiehlt, ein Licht ins Fenster zu stellen, besser: eine Lichtinszenierung mit Kronleuchter etwa. Der Eingang wird bei Neubauten oft ohnehin als Portal gestaltet. Will man aber in älteren Gebäuden zum Betreten einladen, so hilft ein roter Teppich, der ins Geschäft führt, oder auffällige Blumensäulen rechts und links. Und auch wenn der metallische Türgriff cool und modern wirkt, fühlt sich Holz zumindest im Winter sehr viel angenehmer an. Wertschätzung spiegelt im Wartebereich ein samtenes Sofa oder eine pflegeleichtere Ledercouch, harte Plastikstühle jedoch eher nicht.

Mit den Augen der Kunden

„Geben Sie den Menschen, die zu Ihnen kommen, ein gutes Gefühl!“, dafür plädiert Stefan Suchanek und betont, dass es eben nicht allein auf Modernität, Coolness und schöne Optiken ankommt, sondern auch auf die Emotionalität von Räumen. „Haben Sie Mut; lassen Sie auch ein bisschen Kitsch zu!“, meint er schmunzelnd, „einen schönen Deko-Kamin, eine akzentuierende Pendelleuchte, die die Grundausleuchtung per Einbaustrahlern ergänzt, eine schöne Blumendekoration, die ja, etwa mit einem einzelnen Bananenblatt, durchaus modern und doch ansprechend sein kann.“

Der Einrichtungsfachmann empfiehlt, seinen Salon einmal als Kunde zu erleben: „Setzen Sie sich auf einen Bedienstuhl, und bleiben Sie sitzen!“ Die drei Minuten, die man zwischen zwei Kunden Zeit hat, reichen natürlich nicht aus, um die Umgebung mit Kundenaugen zu sehen; doch in 20, 30 konzentrierten und entspannten Minuten sieht man schon, ob ein Spiegel angeschlagen, eine Bodenfliese fleckig ist, wo Kabelsalat hängt und welche Mitarbeiterin mit fleckigem Shirt herum läuft. Es ist der Unternehmer, der sich darüber klar werden muss, was er darstellen, wen er erreichen, was er zeigen will. Diese Ziele zu definieren, ist seine Aufgabe. Für die Umsetzung aber, für ein stimmiges Ergebnis hält es Stefan Suchanek für sinnvoll, einen Fachmann hinzu zu ziehen: einen Grafiker fürs schöne Logo, einen Einrichter für ein attraktives Ambiente. Denn: „Versuche ich mich in einem fremden Metier, kann ich womöglich mein gutes Image als Friseur zerstören!“