Umsatzsteuerstatistik 2020: weniger Umsatz, weniger Salons

14. April 2022
Soforthilfe Rückzahlung
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Für 2020, das erste Coronajahr, liegen jetzt die aktuellen Werte der Umsatzsteuerstatistik vor. Branchenkenner und Diplom-Ökonom Ralf Osinski ordnet sie ein.

Inhaltsübersicht

Im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 hat sich der Nettoumsatz des Friseurhandwerks von 7,03 Mrd auf 6,21 Mrd. oder um 11,7 % verringert. Ein kompletter Monat mit Lockdown schlägt rechnerisch mit – 8,3 % bei der Zahl der Öffnungstage zu Buche. So betrachtet liegt das Umsatzminus also bei ca. 1,5 Öffnungsmonaten.


Weniger Umsatz und weniger Salons

Auswirkungen hatte Corona auch auf die Anzahl der steuerpflichtigen Friseurunternehmen: 2019 hatten noch 55.361 Betriebe Umsatzsteuer gemeldet, 2020 waren es nur noch 51.482. Das ist ein Rückgang von 3.879 Friseurunternehmen (7,0 %). Corona hat hier also zu einer schlagartigen Trendwende geführt. Erstmals sinken die Salonzahlen massiv!

Umsatzstarke Salons litten besonders

Wird die Entwicklung der Umsatzsituation getrennt nach Umsatzgrößenklassen betrachtet, ergibt sich für den Jahresvergleich 2019/2020 folgendes Bild, siehe Tabelle links (Quelle Osinski):

Die weniger umsatzstarken Salons konnten das Umsatzniveau halten. Es waren vor allem die umsatzstärkeren Salons, die am Ende die Hauptlast der Coronakrise im Jahr 2020 getragen haben. Unternehmen bis 500.000 hatten ein Minus von 20,7%, Salons bis 1 Mio Umsatz ein Minus von 23,1%.
Vergleichsweise gut sind dagegen die Unternehmen mit mehr als 1 Mio. Jahresumsatz weggekommen: Hier gibt es ein Umsatzminus von 14,7 %.

Filialisten sind die ganz großen Verlierer

Gesunken ist die Anzahl an steuerpflichtigen Friseurunternehmen. Siehe Tabelle links (Quelle Osinski):

Nicht nur beim Umsatz, auch bei den steuerpflichtigen Friseurunternehmen hat Corona vor allem die umsatzstärkeren Unternehmen getroffen. Sie sind in eine niedrigere Umsatzgrößenklasse „abgerutscht“ und/oder aus dem Markt ausgeschieden. Filialisten müssen unter Corona besonders massiv gelitten haben, schließt Ralf Osinski aus den Zahlen: Um fast ein Viertel (-23,1 %) ging die Anzahl der Unternehmen bis 1 Mio. Nettojahresumsatz zurück, ebenso die Zahl der Unternehmen, die mehr als eine 1 Mio. Jahresnettoumsatz (-23,4 %) machen.
Auch die Anzahl der Mini-Salons mit einem Jahresumsatz bis 50.000 netto war rückläufig (-7,3 %). Allerdings: Viele von ihnen werden in die Kategorie der umsatzsteuerbefreiten Mikro-Salons (Jahresumsatz bis 22.000 ) abgestiegen sind, so Osinski.

Turbo für den Strukturwandel

Die Zahlen der Umsatzsteuerstatistik 2020 zeigen anschaulich, wie sich Corona als Beschleuniger eines Strukturwandels im Friseurmarkt ausgewirkt hat. Spektakuläre Ereignisse wie die Insolvenz von Klier lassen sich jetzt besser einordnen. Sie sind im Grunde genommen aber nur die „Highlights“, hinter denen sich ein fundamentalerer, struktureller Wandel verbirgt. Der sich schon vor Corona andeutende Bedeutungsverlust der Filialisten im Friseurmarkt hat sich 2020 verstärkt fortgesetzt.

Und das Abdriften von Salons in die Kategorie der umsatzsteuerbefreiten Mikro-Salons hat sich verstärkt. Vor allem zeigt sich aber, dass erstmals die Zahl der (steuerpflichtigen) Betriebe sinkt. Die „Atomisierung“ hat sich durch Corona verstärkt.

Perspektive 2021

Die Zahlen der Handwerksberichterstattung 2021 zeigen, dass im Jahr 2021 ein Umsatzverlust von knapp 6 % aufgetreten ist. Auch wenn sich die Zahlen der Umsatzsteuerstatistik nicht gleich entwickeln ist jetzt schon absehbar, dass sich die Marktentwicklung 2021 wie im Jahr 2020 fortsetzen dürfte, ist sich Ökonom Osinski sicher.