Corinna Gierner macht Mut zur Kreativität ><Foto: privat

12.01.2021

Leserbrief: „Friseure bleiben kreativ!"

In ihrem Leserbrief erzählt uns Salonbesitzerin Corinna Gierner aus Munderkingen, wie sie im Lockdown zur Schneeschuhführerin wird.

Zweiter Lockdown, puh!!! Den Garten und Keller hat jeder schon beim ersten Lockdown ausgemistet und Erneuerungen vorgenommen. Aber jetzt bei dem Wetter bleiben nur Streicharbeiten im Haus und alle anderen Schränke mal ausmisten. Das war aber nach 2 Wochen alles getan und jetzt?

Ich fahre zum Tanken und der blöde Automat nimmt meine Karte nicht. Ich versuche es am Tankautomat neben an - geht auch nicht. Ups, da fahre ich doch mal heim und checke meinen Kontostand. Oh oh, die ganzen Versicherungen buchen Anfang des Jahres Ihre Beiträge ab, die Miete fürs Geschäft ist auch weg. Beim ersten Mal wurde Sie mir vom Vermieter noch erlassen, dieses Mal leider nicht mehr, und und und ...

Jetzt wird’s echt eng! Das Limit meines Geschäftskontos hatte ich schon erhöht und das hat nicht gereicht. Die Überbrückungshilfe kann mein Steuerberater noch gar nicht beantragen, ist noch nicht frei gegeben. Unsere 2 Kids sind Studenten! Eben Sorgen, die jetzt sehr viele haben.

Ich bin noch Trekking und Bergsporttrainerin und hätte jetzt sonntags noch Schneeschuhwanderungen. Die fallen wegen Coronavorschriften aber auch aus. Da kam meinem Sohn auf die Idee: Warum vermietest Du Deine vielen Schneeschuhe nicht? Gesagt getan! Und der Wettergott schickt uns noch das nötige Mittel, vor die Haustüre: Schneeeee!

Derzeit biete ich zwei Schneeschuhtouren am Tag an. Immer nur mit einer Person. Aber nur 15 Minuten von mir weg, auf der Schwäbischen Alb. So kann ich jetzt wenigsten etwas Geld zum Lebensmittel kaufen verdienen. Ist auch sehr gut um dem Coronaspeck entgegen zu wirken, haha. Das hätte ich vor Corona niemals gedacht, dass mir sowas mal passieren kann. Und was machen andere, die keinen Partner haben der noch arbeiten darf?

Zwischenzeitlich  bemerke ich: Meine Schulter und Nackenschmerzen werden besser. Es hat also auch etwas Gutes, nicht den ganzen Tag die Arme zum Haare schneiden oben zu haben. Gehe jetzt auch  regelmäßig zur Krankengymnastik. Hab mir sogar endlich mal einen Termin zum MRT gemacht, zwecks der ständigen Schmerzen in der Schulter beim Arbeiten. Alles Dinge für die nie Zeit war.

Wir Friseure haben immer für jeden ein offenes Ohr und sind die besten Psychologen und Optimisten, um anderen gute Ratschläge zu geben. Uns selbst nehmen wir nicht so wichtig, das muß ich ändern! Aber wie geht es weiter, wenn der Lockdown nochmal verlängert wird? Ich dachte immer, ich hab den kriesensichersten Beruf ever, Haare wachsen immer. Dass mir aber mal verboten wird, mein Geschäft zu öffnen, um zu arbeiten!

Wir Friseure bleiben optimistisch. Irgendwann wird sich schon wieder ein Türchen öffnen und manchmal wird es besser durch neue Überlegungen, Sichtweisen und Ideen. Mut zu Veränderungen!!!
 
Ihre Kollegin
Corinna Gierner

www.gierner.de