Foto: Wolf Heider-Sawall

15.02.2021

Helmut Markwort: „Ich freue mich, wenn ich etwas zur Wertschätzung des Friseurhandwerks beitragen konnte“

Helmut Markwort, ehemaliger Focus-Herausgeber und heute Landtagsabgeordneter (FDP) im Bayrischen Landtag hat eine Diskussion angestoßen, das Friseurhandwerk als Gesundheitsberuf einzustufen. Damit würden Friseure bei künftigen Schließungen verschont bleiben. TOP HAIR hat mit Helmut Markwort über sein Engagement gesprochen.

TOP HAIR: Vielen Dank für Ihren Einsatz für die Friseurbranche! Warum liegt sie Ihnen so am Herzen?

Helmut Markwort: Mir liegt nicht nur die Friseurbranche am Herzen, sondern ich sorge mich um die vielen Unternehmer, von Solo-Selbständigen bis zu den mittelständischen Unternehmen, die durch die Corona-Pandemie und die Infektionsschutz-Maßnahmen um ihre Existenz und ihre Zukunft kämpfen müssen.
Die Friseurbranche ist nur ein Beispiel, aber ein Beispiel, an dem sich das teils Unsinnige der Infektionsschutz-Maßnahmen besonders deutlich zeigt.
Vor ein paar Tagen hat die TU-Berlin eine Auflistung vorgestellt, für die das Infektionsrisiko in Abhängigkeit von Ort oder Tätigkeit berechnet wurde. Die Friseure liegen da mit einem Wert von 0,6 sehr gut – was keinen überrascht, der sich mit den ausgeklügelten Hygienekonzepten der Friseurbranche befasst hat, wie ich es getan habe.
Und deshalb ist die Friseurbranche die Branche, mit der man guten Gewissens die Lockerungen der Infektionsschutz-Maßnahmen beginnen kann. Wenn das gutgeht, woran ich nicht zweifle, dann müssen zügig auch andere Branchen ihre Arbeitsberechtigung zurückbekommen.

Sie wollten zur Diskussion anregen, ob sich das Friseurhandwerk nicht als Gesundheitsberuf einstufen lässt. Wie lief die Diskussion bislang und wer hat mit Ihnen diskutiert?

Mein Hinweis auf die beachtliche Rolle der Friseure für die Gesundheit der Menschen wurde teils mit Erstaunen – man hatte sich darüber wohl nie Gedanken gemacht – und teils mit Bestätigung beantwortet. Aus dem Friseurbereich kam überwiegend Zustimmung und Bestätigung, Kritik kam fast ausschließlich aus anderen Berufsständen, die ihre Rolle für die Gesundheit der Menschen nicht hinreichend gewürdigt sahen. Völlig klar: auch andere Berufsstände, wie zum Beispiel Fitnesstrainer oder Kosmetiker, sind für die Gesundheit der Menschen wichtig.
Ministerpräsident Söder hat die Diskussion sichtlich auch wahrgenommen, wollte aber wohl nicht meine Worte verwenden – er umschrieb den Sachverhalt mit dem Begriff „Hygiene“, was letztlich nichts anderes bedeutet, als Gesundheitsvorsorge oder Gesundheitsfürsorge.

"Alles Weitere ist Aufgabe der Berufsvertretungen und der politischen Entscheider."

Jetzt sollen die Friseure ja zum 1. März öffnen, ich vermute mal, Ihr Bestreben, den Beruf als therapeutischen Beruf eingliedern zu wollen, wird damit nicht enden?

Ich wollte die Diskussion anstoßen, und inzwischen haben sich viele mit der Bedeutung des Friseurhandwerkes für die körperliche und seelische Gesundheit der Menschen befasst. Alles Weitere ist Aufgabe der Berufsvertretungen und der politischen Entscheider.

Die Bayerische Staatsregierung muss zu Ihrer offiziellen Anfrage Stellung beziehen. Dafür hat sie vier Wochen Zeit, diese Zeit ist bald abgelaufen. Haben Sie schon erste Signale erhalten, wie die Antwort auf Ihre Anfrage wohl ausfallen wird?

Normalerweise bekommt man bei schriftlichen Anfragen an die Bayerische Staatsregierung innerhalb einer Woche die Antwort. Meine Anfrage wurde am 17. Januar 2021 eingereicht, eine Antwort oder Signale, wie diese Antwort ausfallen könnte, habe ich noch nicht.
Ich vermute, dass die Antwort in ein paar Tagen kommen wird, mit dem sinngemäßen Inhalt „das Friseurhandwerk darf am 01.03.2021 aufmachen“ und „die Einstufung als Gesundheitsberuf wird geprüft“.

Für den Fall, dass Ihr Anliegen bei Ihrer Landesregierung Gehör findet – was müsste denn dann tatsächlich geschehen, was wären die nächsten Schritte, damit das Friseurhandwerk als therapeutischer Beruf anerkannt wird?

Eine Ernennung zum Gesundheitsberuf gibt es in Deutschland nicht. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt auf seiner Internetseite: „Was sind Gesundheitsberufe? Eine Definition des Begriffs der Gesundheitsberufe gibt es nicht. Allgemein werden darunter alle die Berufe zusammengefasst, die im weitesten Sinne mit der Gesundheit zu tun haben.“
Nach dieser Definition ist das Friseurhandwerk meines Erachtens ein Gesundheitsberuf, was z.B. durch Herrn Söder für Bayern mit dem Hinweis auf die Bedeutung des Friseurhandwerks für die Hygiene der Menschen bestätigt wurde.
Aktuell hat man das Arbeitverbot für Friseure aus Infektionsschutzgründen aufgehoben, aber damit dies auch zukünftig gilt, müßte die Einordnung in den Landes-Infektionsschutz-Verordnungen geändert werden. Man müßte z.B. für Bayern in der Bayerischen Infektionsschutzverordnung § 12 die Friseure aus Absatz 2 (wer nicht arbeiten darf) herausnehmen und in Absatz 3 (wer arbeiten darf) einfügen.
In Absatz 3 heißt es: „Die Öffnung von Arztpraxen, Zahnarztpraxen und allen sonstigen Praxen, soweit in ihnen medizinische, therapeutische und pflegerische Leistungen erbracht oder medizinisch notwendige Behandlungen angeboten werden, ist zulässig.“
Das Friseurhandwerk erbringt zweifelsfrei pflegerische Leistungen und in manchen Bereichen auch medizinisch notwendige Behandlungen, z.B. bei der Versorgung von Patienten unter Chemotherapie mit medizinischen Perücken. Das hat man bislang viel zu wenig beachtet und geschätzt und ich freue mich, wenn ich etwas zur Wertschätzung des Friseurhandwerks beitragen konnte.