Salons haben stark in Hygienemaßnahmen investiert. Dann kam der 2. Lockdown, Foto: Melanie Fredel

26.01.2021

Großes Medienecho auf dpa-Meldung „Friseure senden Notruf“

Bei einem Spitzengespräch drängen Verbände und Friseure Politiker die staatlichen Finanzhilfen für die existenzgefährdete Friseurbranche unverzüglich anzupassen.

In Köln ist es heute zu einem Spitzengespräch von ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer, ZV-Präsident Harald Esser, den Kölner Friseurmeisterinnen Ute Hützen und Pia Köhler sowie Obermeister Mike Engels mit Politikern aus NRW gekommen. Sie machten eindringlich darauf aufmerksam, dass die staatlichen Hilfen sofort an die Friseurbranche angepasst werden müssen, weil die Situation existenzgefährdend ist. Die Deutsche Presse-Agentur griff das Thema im Anschluss an das Treffen in einer Meldung auf, die wiederum sofort von zahlreichen Medien verbreitet wurde. Darin heißt es unter anderem:

„Es sind alle Rücklagen aufgebraucht, teilweise auch die Altersvorsorge - es geht um Existenzen“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, über die Situation in vielen Betrieben. Die Branche sende einen Notruf. „Jeder Tag verschlimmert die Lage noch weiter.“ Es dauere zu lang, bis Corona-Hilfen ankommen, und dann kompensierten sie nur einen viel zu kleinen Teil der Umsatzeinbußen. […]

Anspruch auf die relativ üppigen Dezemberhilfen haben die Friseure nicht, weil sie den halben Dezember noch arbeiten konnten. Das neue Förderprogramm, die „Überbrückungshilfe III“, fällt relativ spärlich aus, da es sich an Fixkosten - etwa Miete - orientiert und nicht am Vorjahresumsatz, wie dies bei den vorigen November- beziehungsweise Dezemberhilfen der Fall war. Handwerkskammerpräsident Wollseifer stellte eine Kalkulation vor, was das neue Hilfsprogramm bedeuten würde: Bei einem beispielhaften Betrieb würde diese Staatshilfe im Zeitraum Dezember bis Februar nur 16 Prozent des Umsatzes im Vorjahreszeitraum ausmachen. […]

Harald Esser, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, wies darauf hin, dass die Friseurbetriebe 2020 im Schnitt 30 Prozent weniger Umsatz hatten. Die Rendite liege in der Regel nicht höher als zehn Prozent vom Umsatz - entsprechend angespannt sei die finanzielle Lage. Die Friseurbranche leiste einen „Riesenbeitrag“, um die Pandemie zu bekämpfen, werde nun aber von der Politik vergessen. Seit sechs Wochen seien die Salons zu, aber noch immer sei kein Geld geflossen, monierte Esser. „Es besteht die Gefahr, dass viele Unternehmen die Pandemie nicht überstehen.“ […]

Erst im Februar können die Finanzspritzen der „Überbrückungshilfe III“ beantragt werden, im selben Monat sollen Abschlagzahlungen fließen und im März der Rest.

Saloninhaberin Ute Hützen berichtete bei dem Kölner Gespräch von weinenden Mitarbeitern, die normalerweise eine Umsatzbeteiligung haben und Trinkgeld bekommen, nun aber das Kurzarbeitergeld hinten und vorne nicht reiche.

Aus der Politik hatten die NRW-Landtagsabgeordneten aus Köln Oliver Kehrl (CDU) und Jochen Ott (SPD) sowie das Kölner Ratsmitglied und Wirtschaftsexpertin Derya Karadag (Bündnis 90/Die Grünen) an der Runde teilgenommen.