„Head of Hair“ James Nicholson mit weiteren Kevin-Murphy-Stylistinnen backstage im Kraftwerk Berlin >< Foto: Kevin Murphy

14.04.2022

Fashion Session: Kevin Murphy war offizieller Hairpartner der Fashion Week Berlin 2022

160 Frisuren für neun Shows in drei Tagen – 20 Kevin Murphy Stylist*innen kreierten Mitte März die Looks für die Runway Shows im Berliner Kraftwerk. TOP HAIR durfte den Friseur*innen über die Schulter schauen und traf Kevin Murphy zum Gespräch.

Die australische Haarkosmetikmarke Kevin.Murphy war offizieller Hairpartner der Fashion Week Berlin 2022. Unter der Leitung von Global Artistic Director James Nicholson zauberten 20 Stylist*innen, größtenteils aus Deutschland, aber auch aus Finnland, den Niederlanden und Belgien, die Looks für die Runway-Shows im Berliner Kraftwerk. TOP HAIR durfte die Friseur*innen auf der Fashion Week Mitte März backstage begleiten und ihnen beim Styling für die Shows von Kilian Kerner, Elias Rumelis, Marcel Ostertag, Esther Perbandt oder Justin Cassin über die Schulter schauen. Kevin.Murphy ist bereits seit 18 Jahren offizieller Hairpartner der Melbourne Fashion Week und auch als Kreativteam bei den Fashion Weeks in Mailand, Madrid, Kopenhagen oder Paris mit von der Partie.

Nun in Berlin als offizieller Hairpartner ihr Können unter Beweis zu stellen, war für die teilnehmenden Friseur*innen ein absolutes Highlight. Von verspielten Hairstyles bei Elias Rumelis über klare Linien mit Mittelscheitel und tiefem Ponytail bei Marcel Ostertag bis hin zu hoch angesetztem Seitenscheitel und Wave-Look, der die eigene Textur mitnehmen und dadurch eine selbstbewusste Femininität beim modernen Laufsteg-Märchen von Kilian Kerner ausdrücken sollte – die Bandbreite der Frisuren bot spannende Herausforderungen.

Herausforderungen, die die 20 Stylist*innen, größtenteils Absolventen des „Kevin Murphy Session Stylist-Programms bravourös meisterten. "Solche Einsätze sind das, was das Session Stylist-Programm ausmacht", sagt Zdenka Schwabbauer, Koordinatorin für das deutsche Team auf der Berlin Fashion Week und Inhaberin des Salons Schwabbauer in Lüdenscheid. „Die Fashion Week ist eine gute Übung für das tägliche Arbeiten. Die Idee ist es, den Runway in den Salon zu bringen, denn meine Kundin ist mein Model.“

Auch für den Head of Hair, James Nicholson, war der Einsatz bei der Mercedes Benz Fashion Week etwas ganz Besonderes. Vor allem die Vorbereitung, die, so der Australier, für diese Veranstaltung sehr digital war. „Tatsächlich trafen wir die Produzenten zum ersten Mal physisch, als wir alle den Kraftwerk-Veranstaltungsort betraten“, erzählt er. Die Woche habe dann mit zwei Probetagen begonnen, in denen mit jedem Designer intensiv zusammengearbeitet wurde, um eine Frisur zu kreieren, die die Kollektion ergänzte und gleichzeitig die Zeit widerspiegelte. „Die Verantwortung jedes Designers besteht darin, zu gleichen Teilen zuzuhören und zu beraten. Dann können wir aus ihrer Inspiration und unserer kollektiven Branchenerfahrung mit einem Team aus erfahrenen und neueren, in jedem Fall brillanten Talenten schöpfen.“

„FW Berlin is groovy“

Auch Kevin Murphy selbst ließ es sich nicht nehmen, nach Berlin zu kommen – und stand TOP HAIR für ein Interview zur Verfügung.

TOP HAIR: Kevin.Murphy ist seit vielen Jahren Hairpartner der Melbourne Fashion Week. Nun zum ersten Mal in Europa und speziell in Berlin. Was hat euch dazu bewogen?
Kevin Murphy:
Wir dachten, das ist eine großartige Gelegenheit, früh aufzuspringen und die Mode zu unterstützen – jetzt, wo jeder nach der Pandemie langsam ins Leben zurückkommt. Wir haben uns für Berlin entschieden, weil wir Teil von etwas sein wollten, das nicht so gewaltig, sondern überschaubar für uns ist. Es ist in Berlin nicht so groß, eher groovig, und auch nicht so kommerziell.

TOP HAIR: Das Sponsoring als offizieller Hair-Partner ist ja nicht unbedingt günstig. Warum habt ihr euch für diese Investition entschieden?
Kevin Murphy:
Wir wollen ein Teil von Fashion sein und unterstützen damit auch unsere Friseure. Es ist aufregend für die Stylist*innen, dabei zu sein, und für uns eine Möglichkeit, etwas an sie zurückzugeben. Sie arbeiten sehr hart für uns, also wollen wir auch hart für sie arbeiten. Es ist eine Art Geschenk, das sie wirklich genießen, und wir bekommen eine Menge zurück.

TOP HAIR: Viele der Friseur*innen hier sind aus dem „Session Stylist“-Programm.
Kevin Murphy:
Genau. Unser Session Stylist- oder Backstage- Programm unterstützt die Stylisten dabei, bessere, produktivere und professionellere Friseur*innen zu werden. Somit ist das ein Investment, das sich auch für uns auszahlt.

TOP HAIR: James hat es bereits erwähnt: Die Vorarbeit für die Fashion Week verlief größtenteils virtuell.
Kevin Murphy:
Ja, die Vorarbeit war virtuell. Aber ich glaube, dass wir mittlerweile durch die Pandemie so daran gewöhnt sind, alles virtuell vorzubereiten, dass es einfach normal war. Davor musste man mit dem Flugzeug anreisen und wirklich vor Ort die Modelle anschauen, der Fashion Designer hat seine Vorstellungen geäußert, aber er war super beschäftigt, und es war echt verrückt. Jetzt ist es viel praktischer, weil man sich darauf konzentrieren kann, was man geschafft bekommen will. Jetzt sagen wir eher: „Das ist machbar in der Zeit“ und nicht der Designer fragt „Kannst du das machen?“ Vorher haben wir sie dazu gebracht, uns zu inspirieren. Jetzt inspirieren wir auch sie, und sie entscheiden sich für Dinge, die wir vorschlagen. Das funktioniert tatsächlich sehr gut.

TOP HAIR: Wie gefällt dir die Location hier, das Kraftwerk?
Kevin Murphy:
Als ich hier ankam dachte ich: Wow, das ist wirklich sehr roh hier, unbearbeitet. Ich fühlte mich wie zurückversetzt in die 80er, in einen Punk-Club oder so.

TOP HAIR: Gibt es ähnliche Locations bei der australischen Fashion Week?
Kevin Murphy:
Ich glaube, die Sache ist: Australien ist ein sehr junges Land. Wir haben nicht so viele große Locations und eine Menge der großen Lagerhäuser sind zu Apartments umgebaut worden. Es ist sehr ungewöhnlich, etwas so Großes und Unbearbeitetes als Location zu haben.

TOP HAIR: Bist du zum ersten Mal in Berlin?
Kevin Murphy:
Ja, ich bin zum ersten Mal in Berlin. Ich war schon in Hamburg und München … tatsächlich hat mich bisher niemand gefragt, ob ich nach Berlin kommen mag.

TOP HAIR: Und du wirst sogar zweimal hier sein in diesem Jahr – im Juni nochmal, oder?
Kevin Murphy:
Ja, zu unserem Fast-Forward-Event. Ich glaube, wir haben schon 1.500 Tickets verkauft.

TOP HAIR: Was dürfen die Friseur*innen von diesem Kevin.Murphy-Event erwarten?
Kevin Murphy:
Für uns ist es eine Art Zukunftsperspektive. Es geht darum, wie man auf eine sich verändernde Umgebung reagiert. Wir werden den Friseur*innen Dinge mit auf den Weg geben, die sie im Salon anwenden können. Und wir werden eine Show machen, die ihnen den Prozess der Inspiration zeigt. Viele Menschen wissen gar nicht, was sie inspiriert. Wir möchten zeigen, wie man sich inspirieren lässt und wie man herausfinden kann, wovon man sich überhaupt inspirieren lassen möchte. Wie man Inspiration erkennt. Und es geht bei Fast Forward, bei dem Zusammentreffen der vielen Friseur*innen, natürlich auch um den Austausch und die Inspiration untereinander.