06.05.2020
Angelo Seminara: "Jetzt ist nicht die Zeit für Eitelkeit."
Angelo Seminara ist ein kreatives Ausnahmetalent. Wir haben ihn gefragt, wie sich die Restriktionen der Corona-Krise auf die Kreativität im Friseurhandwerk auswirken. Ein Gespräch über Kreativität in der Corona-Krise.
Corona-Krise und Kreativität - wie passt das zusammen?
Die Krise setzt alles auf Standby und du denkst über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft nach. Sie wird definitiv neue Horizonte für uns im Friseurhandwerk öffnen. Die Menschen müssen nach wie vor frisiert werden und deshalb ist es wichtig, dass wir weiterhin mit den Kunden, Kollegen und Lieferanten kommunizieren. Die Kreativen unter uns können an Puppenköpfen und Familienmitgliedern üben und mit neuen Techniken spielen, um ihre Leidenschaft lebendig zu halten!
Wird das Kreative jetzt erstmal vernachlässigt werden?
Es ist schwer, Voraussagen für die Zukunft zu treffen, da es momentan viele Fake News gibt und Verwirrung herrscht. Leider müssen wir uns wegen Covid-19 alle weiterentwickeln. Zurzeit öffnen auf der ganzen Welt langsam wieder die Salons. Leider kennt niemand das Ergebnis dieser Versuchsphase. Ganz sicher ist es ein Weg in die richtige Richtung (und zugleich könnte es zwei Schritte zurück bedeuten!)
Die ältere Generation ist den Technologie-basierten Lifestyle nicht gewohnt, während die Jüngeren damit scheinbar gut klarkommen. Ich persönlich glaube, dass Technologie die Dinge in der Zukunft nachhaltiger gestalten kann. Wir schreiten immer voran, sogar jetzt haben wir Wege gefunden anders zu kommunizieren. Manche Menschen haben das große Glück von zuhause arbeiten zu können, nah bei der Familie zu sein, trainieren zu können, um fit zu bleiben, neue Hobbies zu entdecken und gleichzeitig ihr normales Einkommen zu beziehen. Wir müssen uns nur um Hygiene, Gesundheit, Schulverfahren und Social Distancing kümmern, um zu einem „normaleren“ Leben zurückkehren zu können.
Wird das Geld für Kreativarbeit, zum Beispiel Kollektionen, jetzt erstmal an anderer Stelle dringender benötigt?
Absolut. Ich glaube, dass im Leben das zuerst kommt, was zuerst kommt. Jetzt ist nicht die Zeit für Eitelkeit und unnötige Dinge. Wir müssen rational denken, vernünftig sein und uns auf das unbedingt Erforderliche konzentrieren. Salons werden sich mit finanziellen Verlusten auseinandersetzen müssen, ebenso wie mit neuen Verfahrensweisen und Beschränkungen, wenn die Salons wieder öffnen. Es könnte einige Monate dauern, um wieder auf die Füße zu kommen und ich hoffe sehr, dass es weiter möglich sein wird, Haar-Dienstleistungen wie gewohnt anzubieten.
Erhalten Mode und Kunst in unserer Branche gerade einen Dämpfer?
Insgesamt denke ich nicht. Sie werden sich immer weiterentwickeln. Ich glaube fest an die Kunst, die Mode und die Schönheit. Ohne sie wäre das Leben langweilig und banal. Wir haben unseren Lebensstil über mehrere Generationen entwickelt und um ehrlich zu sein, sind wir nicht 100 % perfekt. Wir haben die Umweltverschmutzung erhöht durch Massenproduktion und Emissionen. Fänden wir einen Weg die Verschmutzung zu reduzieren, könnten wir einen ausgeglicheneren Lifestyle leben.
Nutzen Sie die Krise kreativ?
Absolut. Jeden Tag zeichne und erträume ich Ideen. Ich fühle mich wie ein Vulkan, der kurz vor der Eruption steht. Außerdem entwickele ich neue Tools und Produkte. Ich freue mich schon darauf, sie bald zeigen zu können. Darüber hinaus habe ich gelernt, wie man Brot von Grund auf backt!
Würden Sie uns Ihre neuen Ideen schon zeigen?
Meine Philosophie ist es, die Dinge immer als Überraschung preiszugeben, vor allem, weil ich meine Meinung ein paarmal ändere, bevor ich das Endergebnis erreiche.
Wir sind gespannt.
Angelo Seminara ist gebürtiger Italiener und lebt in England. Die Moonlight Collection ist bereits 2019 vor der Corona-Krise entstanden.