23.01.2024
Einbruch im Salon: „Alles ist weg“
Ein Einbruch in den Salon kann seinem Inhaber den Boden unter den Füßen wegziehen: finanziell wie emotional. Versicherungen können den materiellen Schaden mildern.
Simona Nicolaisen ist richtig sauer. Es ist der 9. Oktober, ein Montag. Eigentlich sollen in wenigen Minuten die Türen ihres Hamburger Salons öffnen, die ersten Kund*innen auf den Stühlen Platz nehmen. Stattdessen dringen in der Nacht davor Menschen gewaltsam in den Laden ein. Einbrecher zerschlagen die Schaufensterscheibe des Salons, der in einem Einkaufszentrum liegt. Sie schaffen über den Notausgang und eine unbewohnte Feuergasse an der rückwärtigen Seite des Komplexes außer Stühlen und eingebauten Einrichtungsteilen alles hinaus, was nicht niet- und nagelfest ist. Für Nicolaisen, die mit ihrem Mann drei Salons in der Elbmetropole führt, ist es der dritte Einbruch im gleichen Salon innerhalb von eineinhalb Jahren. Waren die ersten Male vor allem die Scheiben zertrümmert, haben die Einbrecher dieses Mal richtig zugeschlagen: Zum Diebesgut gehören neben teuren Haarpflege-Produkten und einem Turmlüfter auch zwölf hochwertige Föhne, sechs Haarschneidemaschinen, die „sehr teure“ Kaffeemaschine und zwei Stand-Climazons. „Um die rauszuschaffen, müssen mindestens zwei Mann ran“, sagt die 57-Jährige.
15.000 Euro Schaden
Für den Abtransport sei ein Kleinlastwagen nötig. Ob es wohl der war, der in derselben Nacht im Viertel gestohlen wurde? Da kann Simona Nicolaisen nur spekulieren. Doch die Ganoven sacken nicht nur die Arbeitsmaterialien ein. Auch zwei iMacs und zwei iPads für Kasse und Kundenverwaltung sind weg. Beim Durchwühlen der Schubladen an der Rezeption lassen die Langfinger persönliche Notizbücher mitgehen, reißen mit roher Gewalt die Trinkgeldkasse aus Metall von der Wand. Die darin befindlichen 20 Euro lassen sie drin. Insgesamt entsteht ein Schaden von rund 15.000 Euro.
Einbrüche in Friseursalons ereignen sich regelmäßig. Wie häufig das in Deutschland geschieht, erfasst die Kriminalstatistik nicht gesondert. Für Hamburg geht das Landeskriminalamt von einzelnen Fällen monatlich aus. In Friseursalons würde nur in Ausnahmefällen gezielt eingebrochen, um etwa friseurspezifische Geräte wie Scheren zu erbeuten, so die Erfahrung der Polizei. Meist seien die Einbrecher wohl auf Bargeld aus. Die jeweiligen Schadenssummen variieren dabei deutlich.
Nicolaisens haben Glück im Unglück: Ihre anderen zwei Salons sind montags geschlossen. Am Einbruchtag können sie alle Kund*innen samt Team auf die zwei anderen Standorte umlegen. Denn Arbeiten im Einbruchsalon ist an diesem Oktober-Montag nicht möglich. Bis Polizei und Spurensicherung die Tat aufgenommen haben, vergehen einige Stunden.
Kundendaten in der Cloud gesichert
Möglich ist das unkomplizierte Umplanen auch, weil Nicolaisens alle Kundentermine nicht auf den gestohlenen Computern, sondern in einer Cloud speichern. Auf die können sie mit allen Rechnern ihrer Salons zugreifen. Gut, dass ihr IT-Beauftragter darauf drängte, alle Daten von Mitarbeiterinnen und Kundinnen datenschutzkonform zu sichern. „Sonst hätten wir unter Umständen noch Schwierigkeiten wegen des Verstoßes gegen die Datenschutzgrundverordnung gehabt.“
Bis der Betrieb im Salon wieder reibungslos läuft, dauert es indes ein paar Wochen. Computer und Maschinen haben Lieferzeiten, werden so lange von den beiden anderen Salons geliehen. Föhne sind schnell nachgekauft, die Leihmaschine für den Kaffee wird sofort geliefert. Die Schadensabwicklung mit der Versicherung zieht sich ein paar Wochen hin, letztlich wird der materielle Schaden ersetzt.
Rechnungen sammeln
Aus den mehrfachen Einbrüchen haben Nicolaisens Konsequenzen gezogen: Codes und Passwörter für die Computer und Geräte halten sie nicht mehr schriftlich fest und wechseln sie jährlich. Rechnungen über Anschaffungen für den Salon sammeln die Unternehmer akribisch. Das erleichtere im Falle eines erneuten Einbruchs die Verhandlungen mit der Versicherung, so die Überlegung. Zur Doppelverglasung des Schaufensters kam eine Überwachungskamera im Salon. Gemeinsam mit anderen Friseuren im Einkaufszentrum überlegen sie, was sie zukünftig noch tun können, um den Laden zu sichern. Emotional haben Nicolaisens den Einbruch nach ein paar Wochen abgehakt. Auch das Team, so ihr Gefühl, kann damit gut umgehen, fühle sich nicht unwohl. Jetzt blicken sie zuversichtlich in die Zukunft und hoffen, dass es der letzte Zwischenfall dieser Art war.
Ein Einbruch im Salon führt oft zu hohem Sachschaden an Gebäude und Einrichtung oder einem Verdienstausfall, weil der Laden geschlossen bleiben muss. Versicherungen können Schäden mindern. Die Berechnung der Versicherungssumme und damit der Kosten hängt unter anderem von Größe, Ausstattung und Lage des Salons ab, erklärt Dr. Andreas Lindermeir, der bei der Allianz Versicherung die Produktentwicklung Gewerbeversicherung leitet.
Gebäudeversicherung:
Gehört Inhaber*innen eines Salons die Gewerbeimmobilie, empfiehlt sich eine Gebäudeversicherung.
Inhaltsversicherung:
Geschäftsinhaltsversicherung, auch gewerbliche Inhaltsversicherung genannt, schützt Unternehmen vor finanziellen Schäden, wenn die Betriebseinrichtung zerstört ist und Waren oder Inventar gestohlen wurden.
Ertragsausfallversicherung:
Sie deckt finanzielle Einbußen ab, wenn der Salon wegen des Einbruchs geschlossen bleiben muss.
DIE KRIMINALPOLIZEI BERÄT
Kostenlose Beratungen zum Einbruchschutz in Gewerbebetrieben bieten Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen an. Sie finden sich im Netz unter k-einbruch.de. Erste Informationen zur Sicherung von Geschäften finden Sie auch unter: polizei-beratung.de.