Eine Haartransplantation dauert in der Regel mehrere Stunden. Ein Team aus Medizinern und medizinischen Fachangestellten nimmt den Eingriff vor. Foto: zVg/Elithair

26.10.2023

Volles Haar dank OP?

Haartransplantationen werden als Mittel gegen Haarausfall immer beliebter. Was Friseur*innen bei Kunden mit transplantiertem Haar beachten müssen, erklärt ein Experte im Interview.

Dr. Abdulaziz Balwi ist Spezialist für Haartransplantationen. Seit 2013 führt er als medizinischer Leiter bei Elithair Transplantationen in der Elithair-Klinik in Istanbul durch. Foto: zVg/Elithair
Dr. Abdulaziz Balwi ist Spezialist für Haartransplantationen. Seit 2013 führt er als medizinischer Leiter bei Elithair Transplantationen in der Elithair-Klinik in Istanbul durch. Foto: zVg/Elithair

Die Geheimratsecken wandern nach hinten, die Haare bleiben zunehmend in der Bürste hängen. Die Angst vor Haarverlust ist bei Männern und Frauen gleichermaßen groß. Immer mehr Menschen entschließen sich deshalb zu einer Eigenhaartransplantation. Mit den Fakten rund um den chirurgischen Eingriff kennt sich Dr. Abdulaziz Balwi aus. Der Mediziner, der sich auf Haartransplantationen spezialisiert hat, ist als Leiter der Elithair Klinik täglich mit dem Thema konfrontiert. Er weiß auch, wie wichtig ein sorgfältiger Umgang mit der neu gewonnenen Haarpracht ist. Haareschneiden geht – allerdings mit Vorsicht. Im Interview erklärt Dr. Balwi, was man zum Thema wissen muss. 


TOP HAIR: Was versteht man unter einer Haartransplantation?


Dr. Abdulaziz Balwi: Eine Haartransplantation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem einzelne Haarfollikel aus einem Bereich mit vollem Haarwuchs (Spenderbereich) in einen Bereich mit Haarausfall (Empfängerbereich) transplantiert werden. Die Haarfollikel werden in der Regel aus dem Hinterkopf oder den Seiten des Kopfes entnommen, da diese Bereiche typischerweise eine hohe Haardichte aufweisen. Die transplantierten Haare wachsen dann anschließend nach und füllen den kahlen Bereich auf. Die Haartransplantation ist eine wirksame Behandlung für Frauen und Männer - allerdings ist es wichtig, sich vor dem Eingriff von einem qualifizierten Arzt beraten zu lassen, um sicherzustellen, ob eine Operation überhaupt geeignet ist.  Das Verfahren ist minimalinvasiv und sicher. Die Risiken sind in der Regel gering und die meisten Patient*innen mit dem Ergebnis der OP sehr zufrieden. 


Wie ist der medizinische Ablauf bei einer Transplantation?
Zunächst müssen die Haarfollikel aus dem Spenderbereich entnommen werden – dazu wird heutzutage in vielen Kliniken die FUE-Methode, die Follicular Unit Extraction, eingesetzt. Hierbei werden die Follikel, auch Grafts genannt, manuell mithilfe eines Spezialwerkzeugs einzeln am Hinterkopf gelockert und entnommen. Anschließend werden die Grafts in einer speziellen Nährlösung angereichert und final in den Empfängerbereich transplantiert. Hierfür kommt die Saphir-Technik oder die modernere DHI-Technik, die Direct Hair Implantation, infrage. 


Vor dem Verfahren wird der Patient in einen 15-minütigen Tiefschlaf versetzt – das sogenannte Sleep-Deep-Verfahren, das übrigens bei Elithair exklusiv zum Einsatz kommt, sorgt dafür, dass der Patient weniger Schmerzen bei der Betäubung hat, die vor dem Eingriff notwendig ist. Welche Methode letztlich angewandt wird, hängt von der individuellen Haarsituation des Patienten ab. Aus diesem Grund arbeiten wir bei Elithair mit dem „Pre-Test-System“, das aus sechs detaillierten Analysen besteht. Auf Grundlage der Ergebnisse wird dann unter anderem entschieden, welche der Methoden zum besten Ergebnis führt. 


Das hört sich aufwendig an – wie lange dauert die Transplantation denn?
Die Dauer der Operation hängt maßgeblich von der Anzahl der zu transplantierenden Haarfollikel ab – im Durchschnitt dauert der Eingriff sieben Stunden. Die neuen Haare wachsen etwa sechs Monate nach der OP aus und erreichen ihre volle Länge nach etwa zwölf Monaten. 

Worauf muss man an den Tagen nach dem Eingriff achten?
Am Tag nach der Operation findet das Nachsorgegespräch statt. Hier erklären wir dann unseren Patienten, welche Anweisungen sie befolgen müssen. Dazu zählt zum einen, dass der Kopf nicht sofort gewaschen werden darf. Außerdem muss zunächst jegliche Belastung des Kopfs ebenso wie direktes Sonnenlicht vermieden werden. Die Wunden müssen zudem richtig gepflegt und Schmerzmittel sowie ein Antibiotikum eingenommen werden. In der Regel können die meisten Patienten relativ zügig – also circa zwei Tage nach dem Eingriff – ihren normalen Alltag weiterführen.


Ist das alles, was bei der Nachsorge beachtet werden muss?
In der unmittelbaren Zeit nach dem Eingriff muss der Patient besonders vorsichtig mit dem transplantierten Bereich umgehen, da es sonst zu Schäden oder im schlimmsten Fall zum Ausfallen der Grafts kommen kann. Bis zum sechsten Tag nach der OP muss auf dem Rücken auf einem speziellen Nackenkissen geschlafen werden, danach und spätestens ab Tag zehn darf die Schlafposition verändert werden. Auf Salz sollte verzichtet werden – dieses trägt nämlich zur Blutverdünnung bei, was eine negative Auswirkung auf die transplantierten Grafts haben kann. Viel trinken ist wichtig. Ich denke, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol während dieser Phase sollte klar sein. Direkt am Tag nach der OP bekommen die Patienten ein Stirnband umgelegt, dass der Schwellung entgegenwirkt und tagsüber die ersten drei Tage getragen werden muss. 


Wie sieht es mit Sport oder dem Tragen von Mützen aus – geht das?
In den ersten 30 Tagen nach dem Eingriff sollte starkes Schwitzen vermieden werden, auch auf Sport sollte in dieser Zeit verzichtet werden. Schwimmen gehen wird erst nach sechs Wochen empfohlen. Stöße gegen den Kopf sind unbedingt zu vermeiden. Innerhalb der ersten drei Monate sollten die Patienten nur zeitweise eine Kopfbedeckung tragen – etwa bei direkter Sonneneinstrahlung oder bei der Arbeit in einem staubigen Umfeld.


Wie läuft die Heilungsphase in der Regel ab?
Insgesamt dauert die Heilungsphase nach einem solchen Eingriff in der Regel zwei bis drei Wochen. In den ersten Tagen nach der OP können leichte Schwellungen oder Blutergüsse an der Kopfhaut auftreten – was aber völlig normal ist. Diese Symptome klingen innerhalb weniger Tage ab. Wichtig zu beachten ist: Die transplantierten Haare fallen in den ersten Wochen nach der OP aus. Das ist normal und kein Anlass zur Sorge – viele Patienten bekommen aber dennoch Angst. Man braucht Geduld – die neuen Haare beginnen innerhalb von drei bis sechs Monaten zu wachsen. Die endgültigen Ergebnisse einer Transplantation sind nach rund zwölf Wochen sichtbar: In dieser Zeit wachsen die neuen Haare vollständig nach und erreichen ihre volle Länge. 


Wie steht es um die Risiken? Ist das Verfahren sicher?
Die Transplantation birgt so gut wie keine Risiken. Natürlich sollten die Patienten sorgfältig die Klinik auswählen und prüfen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt. Allgemein mögliche Risiken sind Blutungen, Infektionen, Schwellungen, Schmerzen, Narbenbildung, Haarverfärbungen, ein ungleichmäßiges Haarwachstum oder Haarausfall im transplantierten Bereich. Die meisten Risiken sind jedoch gering und können mit einer sorgfältigen Planung minimiert werden. Natürlich ist das A und O, sich vor dem Eingriff von einem qualifizierten Arzt beraten zu lassen. 


Für wen kommt eine Haartransplantation überhaupt infrage? Müssen Sie auch Patienten ablehnen?
Ein perfektes Alter gibt es nicht: wir haben 18-Jährige, aber beispielsweise auch Patienten, die über 60 Jahre alt sind. Die Mehrzahl unserer Patienten ist zwar momentan noch männlich – aber wir beobachten einen Wandel. Auch für Frauen eignet sich der Eingriff, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Am wichtigsten ist, dass die Haare im Spenderbereich für das Auffüllen des kahlen Bereichs ausreichen. Wenn nicht genügend Spenderhaare vorhanden sind, kann die Transplantation nicht durchgeführt werden. Weil wir den Patienten ein zufriedenstellendes Ergebnis liefern wollen, müssen wir auch Patienten ablehnen – bei rund 40 Prozent der Anfragen reichen die Haare im Spenderbereich nicht aus oder sie fallen aufgrund anderer Dinge durchs Raster. Unseren Patienten bieten wir 30 Jahre Garantie auf die verpflanzten Grafts – das bedeutet mit anderen Worten: wenn unter 70 Prozent der Grafts anwachsen, werden kostenlos weitere Behandlungen durchgeführt, um die Zufriedenheit der Patienten zu gewährleisten.


Kann man pauschal sagen, was ein solcher Eingriff ungefähr kostet?
Die Kosten einer Transplantation variieren natürlich je nach Klinik, der Anzahl der zu transplantierten Grafts und der Methode. Der Durchschnitt bei Elithair liegt bei circa 2.800 Euro. Der Eingriff selbst wird in der Elithairklinik in Istanbul vorgenommen, die Vorgespräche finden in Deutschland statt und auch nach dem Eingriff haben die Patienten in Deutschland eine Anlaufstelle, an die sie sich wenden können. In Deutschland kosten derartige Behandlungen meist um die 10.000 Euro. In den meisten Fällen müssen die Kosten vom Patienten selbst getragen werden. 


Und wenn der Eingriff gut verlief, die Haare nachgewachsen sind, steht dann auch einem Friseurbesuch nichts mehr im Wege?
Der erste Friseurbesuch ist sogar recht bald nach dem Eingriff möglich: Im Spenderbereich kann das Haar bereits eine Woche nach dem Eingriff mit der Schere wieder geschnitten werden – im Empfängerbereich zwei Wochen nach der Operation. Mit der Maschine muss der Friseur etwas warten: die kann im Spenderbereich zwei Wochen nach der OP, im Empfängerbereich einen Monat danach wieder zum Einsatz kommen. Ansonsten müssen Friseure darauf achten, bei Kunden mit transplantierten Haaren möglichst milde Shampoos zu verwenden. Besonders geeignet sind auch Produkte, die explizit das Haarwachstum fördern. Allenfalls ist es sehr wichtig, dass Kunden den Friseur beim Salonbesuch über die Transplantation informieren.


Interessierte können sich unter elithairtransplant.com/german/ über das Thema informieren.