15.04.2019
Hilfe, Haare verfärbt! Was kann ich tun?
Ob Kunde oder Profi – Färbefehler passieren immer wieder. Wer die Ursache kennt, kann sie korrigieren. Erfahren Sie hier, was Sie tun können, wenn das Farbergebnis nicht stimmt.
Wodurch können Färbefehler entstehen?
Bereits bei der Beratung können sich Fehler einschleichen, wenn man die gewünschte Zielhaarfarbe nicht genau bestimmt bzw. die Aussagen des Kunden nicht richtig versteht. Weitere Gefahrenquellen ergeben sich während der Haar- und Kopfhautdiagnose. So spielt die genaue Bestimmung der Ausgangshaarfarbe eine ebenso große Rolle wie der Weißanteil, die Haarstruktur und -stärke. Auch Vorbehandlungen müssen ermittelt werden.
Wie kann man die Zielhaarfarbe bestimmen?
Wichtig ist, dass die Vorstellung des Kunden von einer Haarfarbe die gleiche ist wie die des Friseurs. Spricht ein Kunde z. B. von roten Haaren, meint er oft nur einen roten oder goldenen Schimmer. Als Friseur denkt man dagegen zuerst an einen kräftigen Rotton. Um solche Probleme zu vermeiden, sollte der Kundenwunsch genau hinterfragt werden. Zudem kann man mit Farbkarten den Wunsch genauer bestimmen. Wird die Zielfarbe nicht abgesprochen, wird das gewünschte Farbergebnis nicht erreicht. Das ist zwar kein Färbefehler im klassischen Sinn, dennoch wird das Ergebnis den Kunden nicht zufriedenstellen.
Welche Bedeutung hat die Ausgangshaarfarbe für das Farbergebnis?
Die Ausgangsfarbe beeinflusst den möglichen Zielfarbton und die damit verbundene Präparatauswahl. Erfolgt die Bestimmung fehlerhaft und wird dadurch ein falsches Präparat benutzt oder eine falsche Anwendung durchgeführt, können diverse Fehler wie z. B. zu helle, zu dunkle, scheckige oder zu knallige Farbergebnisse entstehen. Daher empfiehlt es sich, einen Farbtonselektor an die Haare anzulegen, um Farbtiefe und -richtung sowohl am Ansatz als auch in Längen und Spitzen zu bestimmen. Hierbei ist es unerlässlich, auf eventuelle Vorbehandlungen zu achten.
Welchen Einfluss hat eine Vorbehandlung auf das Farbergebnis?
Bei unbehandeltem Haar können alle Farbbehandlungen durchgeführt werden. Bei dauergewelltem Haar ist dies aufgrund der beanspruchten Haarstruktur nur bedingt möglich. Bei gefärbten Haar entscheidet die Zielhaarfarbe darüber, ob eine Blondierung, eine oxidative Haarfarbe oder eine Tönung verwendet werden kann. Wird dies nicht berücksichtigt, kann die Farbe z. B. zu dunkel bleiben oder einen unerwünschten Reflex aufweisen.
Welche Rolle spielt der Weißanteil?
Bis 30 % Weißanteil ist es möglich, mit einer Tönung zu arbeiten. Bei einem höheren Anteil muss eine oxidative Farbe verwendet werden. Ansonsten können die weißen Haare nicht richtig abgedeckt werden und das Ergebnis wird transparent oder zu leuchtend. Ist der Weißanteil besonders hoch, muss ein Präparat mit höherem Naturtonanteil verwendet oder eine Vorpigmentierung durchgeführt werden.
Wie beeinflusst die Haarstärke das Ergebnis?
Alle oxidativen Färbemittel sind auf eine normale Haarstärke (0,06 mm) abgestimmt, sodass sich die Menge der Pigmente dort optimal im Haar verteilt. Bei einem dicken Haar (ab 0,08 mm) verteilt sich die gleiche Anzahl an Pigmenten auf einen größeren Raum, somit ist das Ergebnis heller. Deshalb sollte die Farbe einen Ton dunkler als der gewünschte Farbton gewählt werden. Bei feinem Haar (bis 0,05 mm) sind die Pigmente auf kleinerem Raum verteilt, dadurch ist das Ergebnis dunkler. Die Farbe muss eine Ton heller gewählt werden.
Zu welchen Färbefehlern kann eine nicht berücksichtigte Haarstruktur führen?
Porosität bedeutet, dass in der Struktur der Faserschicht Lücken entstanden sind. Je poröser das Haar, desto mehr Lücken. In diesen Lücken können sich vermehrt Farbstoffe einlagern. Das Farbergebnis wird dadurch satter und kann zu dunkel werden. Dies kann in der Friseurpraxis oft im Spitzenbereich beobachtet werden und wird als „abgesackte Spitzen“ bezeichnet. Ist die Haarstruktur jedoch zu stark geschädigt, können sich die Farbpigmente nicht dauerhaft in der Faserschicht anlagern. Sie fallen schneller wieder heraus und Deckkraft und Haltbarkeit der Haarfarbe sind geringer als bei gesundem Haar.
Unzufrieden mit der Haarfarbe? So führen Sie bei Färbefehlern eine Farbkorrektur durch
Die verschiedenen Färbefehler lassen sich, je nach Ursache, durch unterschiedliche Maßnahmen sofort korrigieren:
- Das Farbergebnis ist zu hell: Es wird erneut mit einem dunklere Farbton übergefärbt bzw. getönt.
- Das Farbergebnis ist zu dunkel: Es kann bei einer „frischen“ Haarfarbe ein reduktiver (saurer) Farbabzug durchgeführt werden oder bei einer „älteren“ Haarfarbe ein oxidativer (alkalischer) Farbabzug, z. B. eine Blondierwäsche.
- Unerwünschte oder zu leuchtende Nuancierung: Bei einer unerwünschten oder zu intensiven Nuancierung muss zur Korrektur die jeweilige Komplementärfarbe verwendet werden, z. B. bei Orange –> Asch, bei Grün (Matt) –> Rot oder bei Gelb (Gold) –> Silber/Violett. Je nach Intensität des unerwünschten Reflexes kann die Komplementärfarbe als Tönspülung, Farbkur oder Tönung aufgebracht werden.
- Scheckiges Farbergebnis: Liegt der Fehler an einer Farbüberlagerung, muss eine Blondierwäsche in den entsprechenden Bereichen durchgeführt und danach ggf. erneut getönt bzw. gefärbt werden. Ist das Ergebnis aufgrund der nicht berücksichtigten porösen Haarstruktur entstanden, muss ggf. erneut getönt werden.
- Entstand der Färbefehler durch zu geringen Farbbreiauftrag oder durch nicht ordnungsgemäß vermischten Farbbrei, muss auch hier eine erneute Tönung stattfinden.
- Transparentes Farbergebnis: Ist der Weißanteil nicht genügend berücksichtigt worden, muss erneut gefärbt werden.
- Nicht deckendes Farbergebnis: Egal, ob die Ursache in einem zu sparsamen Farbauftrag, einer zu kurzen Einwirkzeit oder an einem ausoxidierten Farbbrei liegt, durch Nachtönen kann das Ergebnis korrigiert werden.