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Kontrollen gegen Schwarzarbeit: Alles schwarz?!

19. August 2025
Schwarzarbeit: Bundeswirtschaftsministerium sichert Unterstützung zu
Zollbeamtin bei der Arbeit. Foto: AdobeStock

Bundesweite Zollkontrollen in Friseursalons: Die neue Regierung will gegen Schwarzarbeit in der Branche härter vorgehen.

Inhaltsübersicht

30 Hauptzollämter mit rund 1.300 Einsatzkräften haben eine Woche
lang bundesweit 334 Friseursalons, Kosmetikstudios und Barbershops
genauer unter die Lupe genommen.
Im Fokus hatten die Beamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) dabei die Prüfung der Einhaltung der sozialversicherungsrechtlichen Pflichten und Vorgaben des Mindestlohngesetzes sowie die illegale Beschäftigung von Ausländern, heißt es seitens der Behörde. Bei Arbeitnehmer*innen wurde der unrechtmäßige Bezug von Sozialleistungen kontrolliert. Dass die gesamte Branche besonders häufig von illegaler Beschäftigung und
Schwarzarbeit betroffen ist, weiß auch Holger Stein, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks (ZV). „Schwarzarbeit stellt ein bedeutendes volkswirtschaftliches Problem dar, sie verursacht Verluste für den Staat, die Gesellschaft, und die Wettbewerbsfähigkeit legaler Unternehmen wird geschädigt.“ In Anbetracht der wirtschaftlichen Situation der Mehrheit der Friseurbetriebe treffe die Schwarzarbeit die Branche besonders hart, meint Stein: „Hier wird jeder einzelne Euro an Umsatz dringend benötigt.“

Viele Verstöße – Änderung für die Friseurbetriebe?

Bei der aktuellen Schwerpunktkontrolle deckte die FKS einige Verstöße auf. 194 Strafverfahren wurden direkt eingeleitet – darunter 135 Fälle wegen Aufenthalts ohne entsprechenden Aufenthaltstitel sowie mehr als 20 Verfahren wegen Nichtzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen. Mehr als 730 Fälle, unter anderem mit Hinweisen auf die Nichtzahlung des Mindestlohns oder auf Sozialleistungsmissbrauch, müssten noch auf weitere
mögliche Verstöße überprüft werden, teilt die FKS mit.


Nicht nur aufgrund dieser erschreckenden Zahlen begrüße der ZV die Aufnahme des Friseurhandwerks in das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz, die im Laufe des Jahres 2025 erfolgen soll, sagt Stein. „Die Aufnahme in den Koalitionsvertrag ist unter anderem das Ergebnis unserer Lobbyarbeit. Zur Erinnerung: Bereits in der letzten Legislaturperiode haben wir die Aufnahme des Friseurhandwerks in ein Gesetz zur Bekämpfung von Schwarzarbeit erreicht – der Koalitionsbruch und die vorgezogenen Neuwahlen haben letztlich verhindert, dass dieses Gesetz verabschiedet wurde.“

Der Gesetzgeber zieht 2025 Konsequenzen

Dass die Konsequenzen von Schwarzarbeit weit reichen, liege auf der Hand, meint Stein: „Schwarzarbeit behindert unsere Branche in der notwendigen Weiterentwicklung.“ Ein Teufelskreis, der langfristig enorme Auswirkungen haben könne. Immerhin fehlten der Branche wichtige finanzielle Mittel, um weiterhin für Beschäftigung, für Ausbildung und für Integration zu sorgen. Zahlen der Gewerkschaft Verdi zeigen: Seit Jahre entscheiden sich immer
weniger junge Menschen für die Ausbildung als Friseur*in. Des „Pudels Kern“ sieht Stein in diesem Zusammenhang in der Wirtschaftlichkeit: „Wirtschaftlich effiziente Betriebe sind in der Lage, die notwendigen Ressourcen aufzuwenden, und jeder Betrieb, der einmal ausgebildet hat, weiß, wie zeit- und kostenintensiv Ausbildung sein kann.“ Der Kampf gegen die Schwarzarbeit sei daher ein wichtiger Meilenstein, der den Betrieben helfen könne, sich wirtschaftlich effizient aufzustellen und gleichzeitig auch die Wettbewerbsverzerrungen im Markt zu reduzieren.

Studie des Zentralverbands und der IKW zur Schwarzarbeit


Nicht nur deshalb hat der ZV gemeinsam mit dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) sowie den unterstützenden haarkosmetischen Partnern eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben, um die Schwarzarbeit im Friseurhandwerk dokumentieren zu können. Stein: „Zusammen werden wir diese Zahlen im Verlauf des Jahres veröffentlichen. Klar ist dabei schon jetzt, dass das Friseurhandwerk mit zu den Spitzenreitern – bezogen auf den Netto-Umsatz der gesamten Branche – gehört.“ Der Blick in die Zahlen zeigt: 2023 betrug der offizielle Nettoumsatz 7,49 Milliarden Euro – ohne Schwarzarbeit wären es rund 1,9 Milliarden Euro mehr gewesen. Durch die Aufnahme des Friseurgewerbes in den Schwarzarbeitskatalog würden sich die Kontrollmöglichkeiten für die Behörden verbessern, teilt der Zoll mit. „Schwarzarbeit ist und war schon immer ein Thema in der Branche“, führt Stein aus. „Es muss der gesamten Branche klar sein, dass Schwarzarbeit langfristig mehr Schaden anrichtet, als sie kurzfristig einbringt.“
Dass die Aufnahme des Friseurhandwerks in das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz dennoch kein „Allheilmittel“ werden könne, macht Stein deutlich: „Es entbindet uns als Branche nicht davon, eigenständig an unseren Baustellen zu arbeiten.“ Verantwortliches Handeln seitens Kund*innen oder brancheninternen Mitarbeiter*innen ist gefragt. „Obwohl diese nicht mit genauen Grenzwerten zu benennen sind, gibt es Indizien für Schwarzarbeit – etwa eine hohe Mitarbeiterfluktuation, fehlende oder intransparente Preisangaben, niedrige Preisniveaus oder auch abweichende Informationen zwischen angebotenen und umgesetzten Dienstleistungen.“

Jahresbilanz Finanzkontrolle Schwarzarbeit 2004

2024 führte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) 1.576 Kontrollen in Friseursalons durch. Insgesamt wurden 1.167 Strafverfahren wegen Beitragsvorenthaltung und Leistungsmissbrauch abgeschlossen, teilt die Generalzolldirektion mit. Die Summe der Geldbußen lag 2024 bei 711.864 Euro, die festgestellte Schadenssumme erreichte 117.503 Euro. Zugenommen im Vergleich zum Vorjahr 2023 haben die erfassten Mindestlohnverstöße: 2023 waren es 90, 2024 200 Verstöße.