25.09.2024
KI-Kollektion: "BIT" von Montse Morella
Welche Ideen und Inspirationen stecken hinter dieser Kollektion, die uns an Filmklassiker und Hollywoods goldene Zeiten erinnern? Wie sind die Bilder entstanden? Wir haben bei Akteurin Montse Morella aus Barcelona nachgefragt. Ein neuer Teil unserer Extra-Serie "This is AI", in der wir KI-generierte Frisuren-Kollektionen näher vorstellen:
"BIT" in Stichpunkten: 50er- und 60er-Jahre | Schwarz-Weiß-Filme | Frauen, stark und
selbstbewusst | sexuelle Rollenspiele, „Medical Play“ | klassische Frisuren | Designer- &
Fetischmode der 60er-Jahre
"Bit" ist die Bezeichnung für die kleinste Informationseinheit, die ein Computer verstehen kann, um Informationen zu speichern und zu verarbeiten. Wenn man viele Bits zusammenfügt, kann man komplexe Daten wie Bilder, Texte oder Musik darstellen. Die Kollektion BIT entführt uns in die 50er- und 60er-Jahre, als in einigen der klassischen Schwarz-Weiß-Filme die Frau oft als Opfer oder ängstlicher Charakter dargestellt wurde. "In BIT wendet sich das Blatt, und die Frau erhält Macht, transportiert durch die Kraft der Nahaufnahme und einen überlegenen Blick, direkt und selbstbewusst. All die Jahre, in denen die Gesellschaft Frauen klein gehalten hat, sind vorbei. Jetzt beherrschen sie die Welt durch Kraft und Liebe. Der Total-Look, den die Frauen hier präsentieren, ist von der Haltung bis zu den Frisuren beeindruckend.", sagt Montse Morella über ihr KI-Projekt.
Das perfekt gestylte Haar ist echte Friseurkunst und lässt die klassischen Techniken vergangener Zeiten wieder aufleben: Lockenwickler, Ringe, Haarnetze, toupiertes Haar, Plissee und Haarspray... In jedem Look stecken mehr als fünf Stunden akribischer Arbeit - ein Zeichen für die Liebe und den Respekt zum Handwerk.
Montse, was war Deine Inspiration? Vor einigen Jahren, als die ersten Diskussionen über Künstliche Intelligenz aufkamen, fragten wir uns, wie wir eine Kollektion gestalten könnten, die die klassischen Aspekte des Friseurhandwerks mit fortschrittlicher Technologie verbindet. Wir brauchten Inspiration, und so kamen wir auf die Idee, uns an einer Fernsehserie aus den 1950er Jahren und an der alten Sexualpraktik „Medical“ zu orientieren. Die Idee war, die Stärke der Frauen mit der Unterwerfung eines Charakters zu verbinden, der in jedem Porträt verborgen liegt. Ein doppeltes Werk, ein doppeltes Bild – das Ergebnis ist eine Mischung aus Weiblichkeit und Stärke, kombiniert mit der Sanftheit und Eleganz jeder Frau. In jedem Teil dieser wunderbaren Kollektion spiegeln sich Kraft und Standhaftigkeit wider.
Wenn wir mit einer Kollektion beginnen, ist es, als würden wir eine Geschichte erzählen, die einem Drehbuch folgt. Wir lassen uns immer zuerst inspirieren und wenden uns dann der Mode zu. In diesem Fall war Jean-Paul Gaultier unser zentraler Bezugspunkt, kombiniert mit Fetisch-Stücken aus den Sechzigern. Und hier begannen die Maschinen zu arbeiten – und unsere Köpfe. Die Maschine, in diesem Fall die KI, ist ohne klare Befehle und gute Ideen nichts. BIT hat uns hier viel Zeit und Mühe gekostet, aber das Ergebnis war spektakulär: Wir erreichten den zweiten Platz bei den AIPP-Awards, bei einer sehr anspruchsvollen Jury. Unsere Kollektion war die einzige, die in Schwarz-Weiß präsentiert wurde, und ich war die erste Frau, die mit einer KI-Kollektion im Finale stand.
Mit welchem KI-Bildgenerator hast Du gearbeitet? Nach ausgiebigen Tests entschieden wir uns zunächst für Midjourney, da es uns nicht durch Stereotype eingeschränkt hat, die wir nicht suchten. Wir lieben es zu kreieren und Herausforderungen anzunehmen. Aber ein Juwel wie BIT konnte nicht mit nur einem einzigen Programm entstehen.
Sie haben bei dieser Kollektion mit David Arnal zusammengearbeitet... Ja, seit mehr als zwanzig Jahren sind „Arnal/Morella“ ein eingespieltes Team, fast wie eine gewaltige Maschine. Wenn wir gemeinsam arbeiten, wissen wir, dass die Kreativität explodiert und etwas Außergewöhnliches entsteht. Wir telefonieren oft und tauschen uns über das Weltgeschehen aus. Zum Glück werden unsere Gespräche nicht aufgezeichnet, denn sonst würden alle den Teil unserer Gedanken kennen, der besser privat bleibt.
David kennt mich – beruflich und persönlich. Und ich kenne David. Die Männer in meinem Umfeld sind alle mit Fotografie, Video und Bildbearbeitung vertraut. Wissen ist Macht, und deshalb ist es wichtig, offen für neue Techniken und Werkzeuge zu sein und aus allen Bereichen der Welt zu lernen.
Verrätst Du uns ein paar Keywords oder Teile Eurer Prompts? Es wäre natürlich einfach, ein technologisches Wörterbuch zu haben, um die Magie von BIT zu teilen, aber es wäre auch schade, unseren Betrachtern nicht die Chance zu geben, selbst nachzudenken. Wir müssen selbst denken, erschaffen, lernen und der Welt zeigen, was in unseren Köpfen vorgeht. Wenn ich euch unsere Prompts verrate, wäre das doch langweilig, oder?
Es waren viele Befehle, die wir den verschiedenen KIs gegeben haben – und ja, ich sage bewusst „verschiedene KIs“. Mit nur einer KI kann man solche Ergebnisse nicht erzielen. Für jedes Element, das die Bilder ausmacht, haben wir verschiedene Prompts und Aufforderungen entwickelt: Gesichtszüge, Haare, Masken, Belichtung... Dann haben wir alles in Photoshop zusammengesetzt. Und dann kommt dieser magische Moment, in dem ein Bild seine ganze Kraft entfaltet und den Betrachter überrascht.
Deshalb haben wir auch alle Bilder in sehr hoher Auflösung, weil alles in Einzelteilen erstellt wurde. Daraus ergibt sich eine außergewöhnliche Mischung aus echten, klassischen Frisuren, atemberaubender Schönheit und gelungenem Fashion Styling. Der Charme der 50er- und 60er-Jahre kombiniert mit der maximalen Auflösung, die uns der technische Fortschritt heute bietet – hier kommt alles zusammen.
Wofür nutzt Du die Bilder, die du mit KI generierst? Wir verwenden die Bilder, um den künstlerischen, nicht alltäglichen Teil unserer Arbeit abzudecken. Ob wir mit einer Kollektion einen Preis gewinnen oder nicht, überlassen wir den Fachleuten, die sich mit Mode beschäftigen. Für uns kommt es darauf an, unsere Ideen umzusetzen und eine Kollektion zum Leben zu erwecken. Das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit wird, und unser ultimatives Ziel ist es, diesen Erfolg mit allen zu teilen. Albert Einstein hat einmal gesagt: „Wissen ist wertlos, wenn man es nicht weitergibt.“ Und wenn es dann noch wenig kostet, umso besser. Wir möchten besonders auch Menschen mit kleinem Budget dazu ermutigen, kreativ zu arbeiten.
BIT haben wir zuerst in unserem Salon in Form von risigen Bildern ausgestellt, um unsere Kunden zu beeindrucken und ihre Reaktionen auf dieses Experiment zu sehen. Unser Salon zieht viele unterschiedliche Menschen an, und wir haben das Glück, dass viele von ihnen Künstler sind – aus den verschiedensten Bereichen. Deshalb drehen sich auch viele Gespräche um Kunst, guten Geschmack und kreatives Schaffen, ob auf Papier oder am Bildschirm.
Die sozialen Medien sind unser schnellstes, einfachstes und kostengünstigstes Schaufenster; wir alle nutzen sie. BIT haben wir jedoch bis zur Veröffentlichung in gedruckter Form und nicht digital präsentiert. Erst nachdem die Kollektion in renommierten Print-Magazinen veröffentlicht wurde, haben wir sie in den sozialen Medien lanciert. Eine so schöne Kollektion mit so viel Bezug zur Vergangenheit verdient eine hochwertige Veröffentlichung, einen guten Druck, ein Cover. Dies führte dann auch zu Online-Veröffentlichungen, und schließlich haben wir die Bilder auf verschiedenen Plattformen hochgeladen – mit unglaublichen Ergebnissen weltweit. Die Journalisten öffneten uns ihre Türen, und auf allen fünf Kontinenten konnten Menschen, Friseure und Fachleute aus der Mode- und Bildwelt eine der ersten mit KI erstellten Friseur-Kollektionen bewundern.
Gut zu wissen: Was ist ein...
... KI-Bildgenerator: Ein Tool, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz auf Basis von beschreibenden Schlüsselwörtern oder Texten nach Wunsch neue Bilder generiert. Bekannte KI-Bildgeneratoren, von denen einige sogar kostenlos sind, sind etwa Midjourney, Artsmart, Leonardo, Dall-E, MyEdit oder Adobe Firefly.
... Prompt: Im Prompt gibt man dem KI-Tool Anweisungen, wie das gewünschte Bild aussehen soll. Das Prompt kann in Stichpunkten oder einem längeren Text verfasst sein und macht den finalen Look von KI-generierten Bildern aus.
Mit Prompts zu experimentieren und erste Schritte zu machen, ist nicht schwer. So zu prompten, dass die Bilder am Schluss einer bestimmten Vorstellung entsprechen, ist dagegen eine eigene Kunstform und erfordert technisches Wissen, viel Erfahrung, künstlerische Vorstellungskraft und Kreativität.