Foto: Wella Professionals

11.12.2020

Talk-Runde

Wie kommunizieren Sie eigentlich derzeit mit Ihrem Team? TOP HAIR-Kolumnist Lars Nicolaisen sucht nach neuen Wegen.

Heute wage ich einmal ein kleines Experiment. Mein Anspruch war es immer, den TOP HAIR-Lesern einen Blick in unser Unternehmen zu geben, meine Gedanken über unsere Branche zu teilen – und im besten Fall Tipps für das eigene Berufsleben beisteuern zu können. Heute beschäftige ich mich mit einem Thema, bei welchem ich selbst noch nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Vielleicht können zur Abwechslung ja auch Sie mir einmal ein paar hilfreiche Tipps geben? Das wäre wunderbar!
Mein heutiges Thema lautet „Kommunikation“. Damit ist nicht die Kommunikation gegenüber unseren Kunden gemeint, sondern, wie wir intern in den Salons miteinander sprechen. Mir geht es heute darum, dass wir in einer unsicheren Zeit leben – und eine gute und transparente Kommunikation mit unseren Mitarbeitern Gold wert sein kann. [...]
   Ja, genau in solch einer Welt leben wir. Es ist unmöglich, vier Wochen im Voraus verlässlich zu planen. Das macht einen manchmal verrückt und sorgt sicherlich nicht nur bei mir für zahlreiche Nächte mit wenig Schlaf. Sind wir Selbstständigen mit unseren Sorgen allein? Natürlich nicht. Auch unsere Mitarbeiter haben Sorgen, haben Ängste, stellen sich Fragen, die sie allein nicht beantworten können. Auch unsere Mitarbeiter sehnen sich nach Halt und Verlässlichkeit.
   In diesen Zeiten entscheidet über Sieg oder Niederlage nicht die beste Farbrezeptur oder der akkurateste Haarschnitt, sondern, ob wir uns als Team und uns und unsere Mitarbeiter als Familie verstehen. Wenn es der Unternehmerin bzw. dem Unternehmer gelingt, mit allen Personen offen, ehrlich, vertrauensvoll und wertschätzend zu kommunizieren, dann ist dies in der aktuellen Situation schon ein großer Vorteil. Wenn sich alle Mitarbeiter mitgenommen fühlen, wenn die eine Hand weiß, was die andere macht (und warum), dann wird man sicherlich deutlich angenehmer durch die nächsten Monate kommen. Also frage ich Sie: Wie kommunizieren Sie in diesen Zeiten mit Ihren Mitarbeitern?

Treffen Sie sich regelmäßig?

Vor der Frage nach der richtigen Kommunikation steht die Frage, ob man für einen oder mehrere Standorte verantwortlich ist. Das klassische Friseurunternehmen, wo es „nur“ einen Salon gibt und die Inhaberin oder der Inhaber im Salon mitarbeitet, hat es da natürlich schon ein wenig leichter als die Unternehmen, die über mehrere Standorte verfügen. Bei einem Einzelunternehmen fällt die Organisation für eine interne, professionelle Kommunikation leichter. Aber „leicht“ ist es dennoch nicht.
Gibt es bei Ihnen regelmäßige Team-Meetings? Und bitte antworten Sie jetzt nicht so, wie es gut klingt oder wie es einmal war, sondern schauen Sie in Ihren Kalender 2020 und schreiben Sie einmal ehrlich auf, wann Treffen mit dem  Salon-Team WIRKLICH stattfanden. Ist da eine Regelmäßigkeit, eine Verlässlichkeit zu erkennen? Das Problem mit unregelmäßigen Team-Meetings ist ja, dass man sich dann oftmals nur trifft, wenn es Schwierigkeiten im Alltag gibt, die diskutiert werden müssen. Hätten Sie als Mitarbeiter dazu Lust? Früher zu kommen oder länger zu bleiben, nur damit der Chef über Probleme diskutiert?

Wo sind Erfolge und Ideen?

Regelmäßige Team-Meetings haben den Vorteil, dass man sich auch mal gemeinsam über Erfolge oder über kreative Ideen austauschen kann. Und? Haben Sie das getan? Haben Sie sich in Zeiten der Covid-19-Pandemie, des Rückgangs der Kundennachfrage, ggf. der Rückzahlung irgendwelcher staatlicher Hilfen und der steigenden Zahl der Kundenreklamationen mit schönen und kreativen Dingen beschäftigt? Falls
Sie jetzt „Ja“ sagen können, dann brauchen Sie heute nicht mehr weiterlesen. Dann verraten Sie mir bitte, wie Sie diese Treffen organisieren und durchführen.

Wann setzt man eigentlich Team-Meetings an? Passt es noch ins Jahr 2020, wenn man sich vor oder nach der Arbeit trifft? Das war zu „meiner Zeit“ völlig normal – aber die heutigen Zeiten sind anders. Nicht nur die aktuellen Herausforderungen haben unser Leben verändert, auch der Generationswechsel tut sein Übriges. Früher wollten Jungs Pilot oder Feuerwehrmann werden, heute Youtuber oder Streamer. Mädchen liebäugelten früher mit Tieren oder sahen sich als Stewardess um die Welt fliegen. 
Heute träumen viele Mädchen davon, Influencerin zu werden. IT-Firmen, in denen 40 oder mehr Wochenstunden gearbeitet wird, müssen sich den öffentlichen Vorwurf des „Crunch“ (schlechte Situation, Krise) gefallen lassen und sich diesbezüglich rechtfertigen. Und in dieser Zeit halten Sie es immer noch für eine gute Idee, die Mitarbeiter vor oder nach den Öffnungszeiten in den Salon zu bestellen? Sollten Sie jetzt mit „Ja“ antworten, dann wundern Sie sich bitte nicht, warum Sie zukünftig noch schwerer neue Mitarbeiter für sich gewinnen werden, egal wie hoch der  Monatslohn bei Ihnen auch sein mag.

Transparenz kommt an

Also ich stelle mir gerade all diese Fragen. Regelmäßige, verlässliche Team-Meetings gibt es bei uns aktuell nicht. Per Videonachrichten informiere ich ganz transparent alle Mitarbeiter über die aktuelle Situation in unseren Salons. Das kommt gut an, alle fühlen sich gut informiert – aber dadurch entsteht ja kaum ein Dialog. Nun überlege ich gerade, dass wir uns täglich (!) die ersten 15 Minuten eines Tages pro Salon für ein internes „Briefing“ Zeit nehmen sollten und alle Kunden zukünftig 15 Minuten später in den Salon bestellen. Macht das Sinn? Ist das nicht übertrieben?

Nun sind Sie gefragt. Haben Sie einen guten Tipp für mich? Dann freue ich mich, von Ihnen zu hören: feedback@tophair.de

Herzlich, Lars Nicolaisen

 

Lars Nicolaisen schreibt neben seinem eigenen Blog "Salongeflüster" auch regelmäßig eine Kolumne in der Printausgabe der TOP HAIR Business. Ob Mitarbeiter, Kunden oder auch das „Große Ganze“ – der Unternehmer und Branchenkenner bezieht gern Stellung. Mehr Nicolaisen? Unser Abo finden Sie hier.