18.12.2024
Social Media: Warum man keine Follower kaufen sollte
Auf einen Schwung schnellen die Followerzahlen auf Social Media nach oben – das klingt erst einmal verlockend, kann jedoch ganz schnell zu einem Bumerang werden. Die beiden Salonunternehmer Robert Holz und Tim Mehlfeld haben sich dazu ausgetauscht und ihren Dialog festgehalten.
Robert Holz: „Tim, hast du schon mal darüber nachgedacht, Follower für Instagram zu kaufen? Ich hab‘ neulich wieder von einem Salonbesitzer gehört, der das gemacht hat.“
Tim Mehlfeld: „Ja, hab‘ ich auch schon mitbekommen. Scheint mittlerweile auch in unserer Branche sehr verbreitet zu sein. Ich habe mir da auch schon mal Angebote angeschaut, aber nicht genutzt. Da kannst du für ein paar Euro tausende Follower dazukaufen. Aber was bringt das wirklich?“
Robert: „Das ist die große Frage. Follower kaufen bedeutet, dass du dir über spezielle Anbieter Accounts holst, die dir folgen. Aber in der Regel sind das keine echten Menschen, sondern Bots oder inaktive Accounts. Mich hat auch mal eine Mitarbeiterin überraschen wollen und uns 1.500 Follower gekauft. Da hatten wir dann das ganze Wochenende zu tun, um diese von unserem Account zu blocken und wieder loszuwerden.“
Der Algorithmus ist nicht doof
Tim: „Ich verstehe. Also keine potenziellen Kunden, sondern nur Zahlen, die den Account größer aussehen lassen sollen?“
Robert: „Genau! Es geht einfach darum, schnell eine große Followerzahl zu erreichen, damit der Account erfolgreicher wirkt. Aber diese Follower interagieren nicht mit deinen Beiträgen. Und das merkt der Instagram-Algorithmus.“
Tim: „Das heißt also, du hast zwar mehr Follower, aber weniger Likes und Kommentare. Sehe ich auch öfter bei vermeintlich größeren Accounts von Kollegen. Mehrere zehntausend Follower aber bei Beiträgen nur 50 Likes. Und das sorgt dafür, dass deine Reichweite sinkt, richtig?“
Robert: „Ja, das ist das größte Problem. Instagram bewertet ja, wie aktiv deine Follower mit deinem Content interagieren. Je mehr Likes, Kommentare und Shares, desto höher wird dein Beitrag eingestuft und desto mehr Menschen sehen ihn. Wenn diese Interaktionen fehlen, wirst du vom Algorithmus ‚abgestraft‘. Das ist die sogenannte Engagement Rate.“
Tim: „Und wie sieht das konkret aus? Was passiert dann mit deinem Account?“
Robert: „Deine Beiträge werden immer weniger Menschen angezeigt, weil Instagram deinen Content als ‚uninteressant‘ einstuft. Im schlimmsten Fall könnte Instagram deinen Account sogar sperren, wenn sie merken, dass du Follower gekauft hast. Es gibt klare Richtlinien gegen solche Praktiken.“
Organisches Wachstum ist der Schlüssel
Tim: „Das wäre natürlich fatal. Und was passiert, wenn das jemand bemerkt? Ich meine, Geschäftspartner oder Kunden könnten sich doch fragen, warum man zu solchen Mitteln greift.“
Robert: „Ganz genau. Es hinterlässt einen schlechten Eindruck. Besonders, wenn deine Zielgruppe merkt, dass deine Follower nicht echt sind. Authentizität ist das, was zählt – gerade im Dienstleistungssektor wie bei uns. Wenn deine potenziellen Kunden merken, dass du trickst, wirkt das einfach unprofessionell.“
Tim: „Ich stelle mir das auch im Geschäftsbereich problematisch vor. Wenn du mit Partnern oder Sponsoren zusammenarbeitest und die entdecken, dass du gefälschte Follower hast, schadet das deiner Glaubwürdigkeit.“
Robert: „Ja, und das betrifft nicht nur potenzielle Partner, sondern auch die Kundenbindung. Menschen suchen nach echten Erfahrungen, echten Meinungen. Wenn sie das Gefühl haben, dass bei dir nichts echt ist, werden sie eher Abstand halten. Der kurzfristige ‚Gewinn‘ durch gekaufte Follower schadet dir also langfristig.“
Vergesst die Katze!
Tim: „Das macht Sinn. Wenn es mehr schadet als nützt, sollte man es lassen. Aber was wäre dann der beste Weg, um wirklich Follower aufzubauen? Vor allem, wenn man sich auf eine lokale Zielgruppe konzentrieren will. Ich denke ja, dass dann die Follower-Anzahl gar nicht so entscheidend ist.“
Robert: „Ich glaube, da sind wir uns einig: Organisches Wachstum ist der Schlüssel und wenn man einfach nicht die benötigte Zeit aufbringen kann: Gezielte Ads und flankierende Google-Kampagnen.“
Tim: „Guter Punkt. Ich glaube, viele unterschätzen, wie wichtig es ist, lokal sichtbar zu sein. Aber klar, man benötigt dafür Zeit. Wie siehst du das Thema Ads bei Instagram oder Google-Kampagnen? Wir nutzen beides!“
Robert: „Ich schlage meinen Teilnehmern bei „Rock Your Salon“ (Anm.d.Red.: Coaching-Format von Robert Holz) ja immer folgendes vor: Wenn ihr nicht viel Zeit habt Instagram zu bespielen, dann lasst euch eine gute Kampagne bei Google erstellen, die auf eine ordentlich erstellte Website zeigt, um eure Termine zu verkaufen. Dann baut ihr einmal einen ordentlichen Instagram Feed auf, weil die Kunden immer auch dort schauen, um euch einschätzen zu können. Unsere Kunden springen bis zu siebenmal zwischen Website und Instagram hin und her bis sie einen Termin buchen.“
Tim: „Ja die Regelmäßigkeit bei Instagram fällt uns auch schwer. Man sagt ja, dass man am besten täglich zu ähnlichen Uhrzeiten den Feed bespielen sollte und möglichst viele ‚interessante‘ Stories hochladen sollte, auf die die Leute reagieren.“
Robert: „Richtig, und wenn du dann einmal die Woche deinen Feed aktualisierst bei Instagram, poste bitte dann auch Friseurcontent und nicht deine Katze."
Wer sind Tim und Robert?
Tim Mehlfeld:
Tim hat gemeinsam mit seiner Frau gerade einen 250qm Flagship Salon in Bad Schwartau eröffnet. Ansonsten ist er Herausgeber des Buches „Exzellenz in Friseurunternehmen“ und steht gerne auf Bühnen und spricht zu Business Themen: www.mehlfeld-friseur.de
Robert Holz:
Robert führt mit seiner Frau Katrin gemeinsam den Salon Madcut in Schwerin, mit dem er rund 2 Millionen Umsatz im Jahr erwirtschaftet. Zudem ist er Gründer von Katrin Meier Tressen, dem Coachingangebot „Rock Your Salon“ und ist Key Note Speaker auf diversen Events. Zu seiner zeitsparenden Social Media Strategie, mit der es geschafft hat, mit nur 5.000 Followern eine hohe Engagement Rate zu erzielen, gibt es zu den „Hero-Days“ am 26. Januar 2025 einen Livestream. Mehr Infos und Anmeldung: https://hero-days.de