07.06.2017

Nur perfekt ist gut genug!

Julia Beckers aus Aachen gewann im Mai den Titel Global Style Master 2017. Im Interview erzählt sie über ihren Weg dorthin.

Lust auf Leistung und pure Leidenschaft fürs Handwerk. Julia Beckers hat den Titel Global Winner des Style Master 2017 International Contests mehr als verdient! Ebenso ehrgeizig wie sympathisch erklomm die 29-jährige Aachenerin von Jahr zu Jahr die Erfolgsleiter beim renommierten Wettbewerb von Revlon Professional. Vom 2. Platz 2014 innerhalb der Deutschland-Wertung bis zum jüngsten Gesamtsieg im Wettstreit um die Krone der besten Stylistin der Welt. Noch während bei der Verkündung ihres Sieges der Goldglitter auf sie hinabregnete und die Glückstränen rollten, sagte Julia: „Ich habe so hart dafür gearbeitet.“ Wie wahr! Dabei war für sie die Wahl des Friseurberufs mit einigen Hürden verbunden, wie Julia im Interview berichtet.

Julia, warum bist du überhaupt Friseurin geworden?

Julia Beckers: Die Entscheidung, eine Ausbildung als Friseurin zu beginnen, fällte ich als gescheiterte Gymnasiastin in der 10. Klasse. Damals war ich 16 Jahre alt. Der Friseurberuf sollte für mich aber lediglich als Grundlage für eine Ausbildung an einer renommierten Maskenbildnerschule in Hamburg dienen. Eigentlich hatte ich nie vor, den klassischen Weg hinter den Stuhl zu finden. Mein Vater war damals mein größter Kritiker, denn er hatte sich für mich alles andere als eine Friseurausbildung gewünscht. Ich hatte dann das Glück, meine Ausbildung in einem Top Salon in meiner Heimatstadt Aachen zu absolvieren. Dort habe ich das Handwerk von der Pike auf gelernt, da meine Ausbilder sehr engagiert waren. Den Weg nach Hamburg habe ich allerdings nie gefunden. Meine Eltern hatten damals Bedenken, dass ich mit 18 Jahren allein in Hamburg nicht zurecht käme. Sie überzeugten mich, zunächst noch die Meisterschule zu besuchen.

Meisterschule mit 18. Wie war das für dich?

Julia Beckers: Nur wenige Tage nach meiner Lossprechung besuchte ich die ersten Kurse. Ich war dort mit Abstand die Jüngste und daher nicht sicher, ob ich das schaffen würde. Doch schon nach wenigen Wochen Unterricht merkte ich, dass es genau das Richtige für mich war. Ich spürte schon damals, dass ich einen anderen Zugang zu Haaren, Formen und Farben hatte als die meisten meiner Kollegen.

Was folgte auf den Meistertitel?

Julia: 2008, ein halbes Jahr nachdem ich den Meisterbrief in den Händen halten durfte, habe ich meinen Salon „Blondes Gift“ in Aachen eröffnet. Ich arbeite dort bis heute alleine. Mein Wunsch war es nie, eine Großunternehmerin zu werden. Dafür bin ich einfach zu künstlerisch veranlagt, meine Leidenschaft für das Handwerk ist viel zu groß und der Anspruch an mich selbst ist sehr hoch. Außerdem bin ich in dem, was ich mache, viel zu perfektionistisch. Mein Credo war schon immer „Qualität statt Quantität!“. Da ist es für andere sehr schwer, an meiner Seite zu bestehen. Selbst meine Kundschaft ist sehr speziell.

Woher kommt diese geballte Kreativität, die wir in deinen Arbeiten sehen?

Julia Beckers: Kreativ war ich schon immer. Als Kind bin ich in die Malschule gegangen. Als Teenager habe ich mir meine gekauften Kleidungsstücke gepimpt. Die Kreativität im Handwerk habe ich bereits während meiner Ausbildung ausprobieren und ausleben dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Der Punkt, an dem ich heute stehe, ist das Resultat kontinuierlicher Arbeit an mir selbst.

Was inspiriert dich? Woher bekommst du Ideen und Impulse?

Julia: Es gibt ganz unterschiedliche Dinge, von denen ich mich inspirieren lasse. Ich schaue sehrgerne auf die Laufstege. Haute Couture, aber eben auch Jungdesigner zu entdecken, finde ich total spannend. Aus deren Kollektionen bekommt man oft ganz neue Ansätze für Formen und Texturen. Mir ist immer wichtig, dass eine bestimmte Handschrift erkennbar ist. Ich selbst bin niemand, der auf verspielte, weiche Formen und Farben reagiert. Es muss immer eine gewisse Dramatik rüberkommen. Ein Design kann auch ganz schlicht und gradlinig sein, aber es muss mich trotzdem packen.

Sich mit Kollegen in Wettbewerben zu messen, ist speziell. Über welche Erfahrungen verfügst du?

Julia Beckers: Schon während meiner Ausbildung habe ich an Wettbewerben teilgenommen. Ich wurde 2005 Siegerin der offenen Landesmeisterschaften NRW/Hessen/Rheinland, 2006 Landesmeisterin der Junioren im Damenfach und 2007 Verbandssiegerin der Junioren in der Kosmetik. Mit Beginn der Selbstständigkeit stand das Wettbewerbsgeschehen jedoch erst einmal ganz hinten an. Mit Revlon Professional und dem International Style Master Contest habe ich dann 2014 wieder die ersten Gehversuche auf der Wettbewerbsebene gewagt. Im ersten und zweiten Jahr wurde ich zweiter Country Winner. 2016 dann stand ich bereits als Style Master of Germany beim großen Finale in Paris auf der Bühne.

Was bringen Wettbewerbe für den Salonalltag?

Julia Beckers: Die Zufriedenheit der Kunden mit der alltäglichen Dienstleistung steht ganz klar an erster Stelle. Aber die Kunden nehmen auch meine Aktivitäten jenseits des Salongeschehens sehr positiv auf. Sie fiebern mit und freuen sich mit mir. Ich erfahre nochmal eine ganz andere Art der Anerkennung für das, was ich mache. Ich habe ganz viele herzliche Nachrichten zu meinem Erfolg bekommen. Das war wirklich toll.

In welche Richtung soll deine berufliche Karriere gehen?

Julia Beckers: Ich hoffe, dass mir der Titel neue Türen öffnet und ich die Möglichkeit bekomme, noch aktiver am kreativen Geschehen unserer Branche mitwirken zu dürfen. Ich liebe meinen Salonalltag und bin sehr dankbar für das Vertrauen meiner Kunden. In Zukunft sehe ich mich aber auch in anderen Bereichen als ausschließlich hinter dem Stuhl.

Warum sollten Friseure beim Style Master Contest teilnehmen?

Julia Beckers: Es gibt für mich keinen vergleichbaren Wettbewerb in der Szene. Der Style Master Contest von Revlon Professional bietet uns Friseuren die Plattform, die wir brauchen, um die Bandbreite unseres Könnens zupräsentieren. Die Erfahrungen, die man hier sammelt, sind unbezahlbar!