14.01.2022
Lust auf Change?! Mut zum Wandel haben
Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es Veränderungen. Ralph Goldschmidt weiß, worauf es ankommt, damit Menschen JA sagen zum Wandel.
Ende September – Corona ließ uns eine kurze Verschnaufpause – stand ich nach einem Vortrag bei einem Glas Riesling mit ein paar Unternehmern zusammen. Einer von ihnen sagte: „Seien wir doch mal ehrlich: Der einzige Mensch, der sich nach Veränderung sehnt, ist ein Baby in vollgeschissenen Windeln.“ Hm, selbst da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe selbst vier Kinder...
In fast allen Branchen geht es zur Zeit um Veränderung und (digitale) Transformation. Auch in der Friseurbranche haben Unternehmer*innen erkannt, dass sie in ihren Salons etwas ändern müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Sie möchten innovativer und wettbewerbsfähiger werden und attraktiver für gute junge Leute. Die Grundvoraussetzung dafür, dass das Umsetzen von Veränderungen gelingt, ist die Bereitschaft, sich überhaupt auf Veränderungen einzulassen: das „gefühlte JA“ zum Wandel.
VUKA-Welt
Seit Jahren dreht sich die Welt nicht nur immer schneller, sie wird komplexer und chaotischer. Das macht sie unberechenbarer und weniger plan- oder gar kontrollierbar. Die Rezepte von früher funktionieren immer weniger in der neuen, der sogenannten VUKA-Welt:
- volatil/unbeständig
- ungewiss
- komplex
- ambigue/mehrdeutig
Mehr noch: Es gibt keine Rezepte mehr.
Es braucht Veränderungsbereitschaft
Veränderungsbereitschaft wird für Unternehmen immer wichtiger. Um zukunftsfähig zu sein, brauchen wir Unternehmer*innen daher den Mut, Neues auszuprobieren. Es geht darum, loszugehen und sich auf Unbekanntes einzulassen. Hierzu braucht es die Bereitschaft und den Mut möglichst vieler Beteiligter – angefangen bei uns selbst als Unternehmer, bis hin zum Azubi. Doch, mal ehrlich, wie sieht es aus mit unserer eigenen Veränderungsbereitschaft?
Studien aus der Wissenschaft sind ernüchternd: Laut TU München treibt nur jeder fünfte Mitarbeiter notwendige Veränderungsprozesse voran, fast jeder zweite dagegen gilt als Bremser. Kein Wunder also, dass 70 bis 80 Prozent aller Change-Projekte nicht zum gewünschten Erfolg führen. Woran liegt es, dass so viele Menschen bei Veränderungen auf der Bremse stehen? Was ist die Hauptursache dafür, dass sie sich so schwertun? Dass sie im Widerstand sind, statt all die Chancen zu sehen, die in Veränderungen stecken? Dass sie jammern, statt zu jubeln?
Ganz einfach: Wenn ich als Mensch mit einer Veränderung konfrontiert werde, stelle ich mir – bewusst oder unbewusst – die Frage: „Ist diese Veränderung auf irgendeine Art bedrohlich für mich?“ Muss ich mich von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden? Habe ich Angst, dass ich das, was man von mir erwartet, nicht schaffe? Verliere ich Privilegien? Ist mein Status gefährdet, gar mein Job?
Ohne Widerstand kein Wandel
Dieser Widerstand ist eine völlig normale Reaktion auf Veränderungen. Und tatsächlich ist es so, dass Sie da, wo es keinen Widerstand gibt, auch keine Veränderung erleben werden. Der Hauptgrund, warum Veränderungs-Vorhaben scheitern, liegt nicht am Widerstand Ihrer Mitarbeiter*innen an sich. Sondern am Umgang mit diesen Widerständen. Die Haupt-Emotion, die hinter jedem Widerstand liegt, ist Angst! Natürlich stecken in jeder Veränderung auch Chancen. Doch der Appell „Seht die Veränderung als Chance!“ funktioniert nicht, solange ein Mitarbeiter sie als Bedrohung empfindet und keine Lösung dafür sieht.
Konstruktiver Umgang mit Ängsten
Was können Sie als Unternehmer und Chef tun, damit Sie und Ihre Mitarbeiter den Wandel mittragen, oder, noch besser, aktiv vorantreiben? Für den Umgang mit Ängsten ist es irrelevant, ob sie „berechtigt“ sind. Für Ihre Mitarbeiter*innen sind diese Ängste subjektive Realität. Einzig hilfreich ist ein konstruktiver Umgang damit: Es gilt, die Ängste wahrzunehmen, zu benennen und auszusprechen. Nehmen Sie sie ernst und suchen Sie gemeinsam mit den Betroffenen eine Strategie zur Bewältigung der von ihnen gefühlten Bedrohung.
Mit den Menschen statt gegen sie!
Damit Veränderungen gelingen, brauchen Sie von Ihren Mitarbeitern ein gefühltes JA! Vielleicht stellen Sie im nächsten Gespräch ja mal folgende Frage: „Was braucht Ihre Seele, damit sie Veränderungen mittragen kann?“ Oder etwas weniger esoterisch klingend: „Was brauchst du, damit du die Veränderungen – ganz wichtig: mit einem guten Gefühl im Bauch – mitgehen kannst?“ Das mag eine ungewöhnliche Frage im Mitarbeitergespräch sein. Doch: Die alten Rezepte greifen möglicherweise auch in Ihrem Salon nicht mehr und vielleicht ist es an der Zeit, mutig neue Wege zu gehen.
Ralph Goldschmidt
Der diplomierte Sportwissenschaftler und Volkswirt coacht seit 20 Jahren „vielbeschäftigte Leistungsträger“ und zählt zu den beliebtesten Rednern Deutschlands. Patentrezepte hat er keine. Aber eine Menge Wissen, viel Erfahrung und noch mehr Humor!