Foto: Melanie Fredel

26.03.2021

Gute Kommunikation in Coronazeiten

Kommunikationsberater Manuel Stöbel zeigt Ihnen, wie Sie trotz Maske und Abstand bestmöglich mit Ihren Kunden kommunizieren – ohne dabei müde zu werden.

Der erste Moment prägt das ganze Verhältnis zu einem Menschen, denn für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das gilt sowohl für private als auch berufliche Kontakte. Wir nehmen den Gang wahr, die Körperhaltung, die Mimik und hören auch die Stimme.

Aktuelle Situation

Was wir aktuell von Menschen wahrnehmen, ist leider nur eine reduzierte Gesamtwahrnehmung. Zwar sehen wir Gang und Körperhaltung nach wie vor, doch ein großer Teil bleibt uns ganz einfach verborgen: Mimik und Stimme geben mit dem Tragen einer Maske nur noch die Hälfte an Informationen weiter. Man könnte sich die Haare darüber raufen – vor allem darum, weil man nicht weiß, wann man die Kunden wieder ganz normal bedienen kann. Was wir brauchen, sind neue positive Erfahrungen und neue Übung. Nicht nur, um im „New Normal“ selbst klarzukommen, sondern eben nicht nur dem Haar, sondern auch den Kunden echten Halt zu bieten.

Die Situation ist zum Teil recht schwierig: Die Stimme wirkt gedrückt, wir werden schneller heiser, wir bekommen schlechter Luft und kommen so nicht richtig aus uns heraus. Meistens bemühen wir uns sogar zu viel und setzen eher die falschen Techniken ein, um auch maskiert sichtbar und hörbar zu sein. Die Frage, wie man jetzt einen vernünftigen Kontakt aufbauen kann, ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu beantworten. Aber wir sollten diesen Anspruch haben: Eine gelungene Kommunikation beim Frisör braucht keine Tönung – sie braucht Offenheit und Farbe.

Tipps zur Masken-Kommunikation

In erster Linie sollten wir aufhören, uns Stress zu machen. Es ist zwar eine schwere Aufgabe, das Positive zu suchen, aber es lohnt sich! Denn natürlich hat die Maske ihre Berechtigung: Sie hält einen Teil dessen von uns weg, was keiner haben will. Natürlich möchten wir gerne mit einem gekonnten Schnitt dieses Kapitel beenden. Doch wir müssen uns der Realität stellen, weil wir uns ansonsten nur mit der Maske beschäftigen und nicht mit den Menschen, die wir monatelang nicht in unseren Salons begrüßen konnten. Wir müssen jetzt die Kundenorientierung ernster nehmen als je zuvor. Dann haben wir schon mal ein gutes Motiv, das uns vom Ärger über die Maske hinweg hilft. Und wenn die Motivation stimmt, dann sind die folgenden Übungen Emulsion, Festiger und Gloss in einem.

1. Übung: ausgewogene Atmung

Atmen Sie anstatt durch den Mund lieber durch die Nase ein, wenn Sie Maske tragen. Das verhindert das Austrocknen des Halses. Es dauert so zwar länger, führt die Atmung aber tiefer in die Lunge als das Atmen durch den Mund. Der Mund ist ja nicht frei, und so müssen wir die Luft durch den Mund zu stark einziehen. Das wirkt anspannend und führt die Atmung zu hoch in Richtung Schultern.

2. Übung: sichtbare Sprache

Wenn Sie wie gewohnt sprechen, dann sieht der Kunde hinter der Maske keine Bewegung des Mundes. Es gibt aber Menschen, die ein visuelles Feedback brauchen, wenn man ihnen etwas erzählt. Wenn Sie also den Mund langsam und gründlich bewegen, dann bewegt sich die Maske leicht mit und der Kunde hat zumindest einen kleinen visuellen Eindruck, dass man mit ihm spricht. Zudem nimmt man Druck von der Stimme, wenn man langsamer und deutlicher artikuliert. Das macht Ihre Sprache sichtbarer. Das heißt nicht, dass Sie lauter sprechen sollten. Diese Technik hat den Vorteil, dass Sie in einer gewohnten Lautstärke sprechen können. Eine intensive Artikulation richtet Ihre Stimme stärker aus, so dass Sie damit Heiserkeit und Druck auf der Stimme vermeiden.

3. Übung: Kundenflirt trotz Maske

Nehmen Sie sich einen Spiegel und setzen Sie eine Maske auf. Schauen Sie sich genau in die Augen. Ziehen Sie die Augenbrauen hoch, machen Sie die Augen größer und kleiner. Spielen Sie mit den Augen. Jetzt sagen Sie zu Ihrem Spiegelbild ein paar Worte und spielen dabei genauso wie vorher mit den Augen und den Augenbrauen. Suchen Sie neue Möglichkeiten, wie Sie sich ausdrücken können. Lassen Sie Ihre Augen mehr und stärker mitsprechen als Sie es gewohnt sind. Das verbessert den Transport emotionaler Botschaften. Die Augen sind der Spiegel der Seele!

4. Übung: Maskenresonanz

Setzen Sie ihre Maske auf. Atmen Sie tief durch die Nase ein, legen einen Zeigefinger aufrecht an ihre Maske und summen einen Ton. Kontrollieren Sie mit dem Finger, ob Sie die Maske mit dem Summton zum Vibrieren bringen. Gelingt das nicht auf Anhieb, atmen Sie tiefer ein. Dann versuchen Sie es noch einmal. Der nächste Schritt ist, dass Sie so tief durch die Nase einatmen wie vorher und dann einen Satz sagen, während der Zeigefinger wieder kontrolliert, ob die Maske vibriert. Das kann zum Beispiel sein, „Schönen guten Tag Herr Meyer, schön Sie wieder bei uns begrüßen zu können“. Diese Übung hat den Vorteil, dass Sie über die Maske hinaus kommunizieren und mit Ihren Kunden intensiveren Kontakt aufnehmen.

Resümee

Die Übungen mögen zuerst ungewohnt sein und sich wie Theater anfühlen. Allerdings sind es auch besondere Umstände, die wir in der Kommunikation mit Maske zu bewältigen haben. Wir müssen in dieser Zeit andere und neue Methoden kennen und schätzen lernen. Das heißt auch, die kommunikative Rolle neu zu üben und kreativ zu sein: Pointen, Färben und ein neuer Style sorgen hier für einen Trend, den wir nie wollten, aber auch nutzen können, um unserer Kommunikation einen neuen Formschnitt zu geben.

Zum Autor: Manuel Stöbel stammt aus einer Kirchenmusiker- und Frisörfamilie zugleich. Den Charme des Frisörhandwerks sog er schon als Kind mit ein. Er studierte Operngesang und Pädagogik und ist heute in erster Linie als Berater Kommunikation und persönliche Wirkung tätig. Er entwickelte spezielle Kommunikations- und Motivationsstrategien, um gesund durch die Coronazeit zu kommen. Seine speziellen Onlinekurse erreichen Sie unter: www.verhaltenskultur.de