09.02.2022
Female Fintech: Maßgeschneiderte Finanzberatung für Frauen
Frauen ticken anders als Männer, auch beim Thema Finanzen. Das weiß auch Finanzexpertin Karolina Decker.
Kein Geheimnis: Die Mehrheit der Friseursalons gehört Frauen. Und die Mehrheit der Mitarbeiter*innen, die dort arbeiten, sind ebenfalls Frauen. Viele Frauen haben aufgrund ihrer Doppelbelastung eine andere Lebenssituation als Männer. Neben der Kindererziehung kümmern sie sich auch sonst vermehrt um Familiendinge, wie z. B. die Pflege der Eltern oder Schwiegereltern. Da kann es schnell passieren, dass sie über viele Jahre nur reduziert arbeiten und dadurch später Nachteile bei der Rente haben. Oder dass sie vor lauter Arbeit keine Zeit haben, sich intensiv mit ihrer finanziellen Situation auseinanderzusetzen – bis es zu spät ist.
Die speziell auf Frauen ausgerichtete Finanzberatung finmarie möchte hier helfen. Wir haben mit CEO und Mitbegründerin Karolina Decker gesprochen, welche Unterstützung Frauen bei finmarie finden:
TOP HAIR: Eine Finanzberatung nur für Frauen – ist das nötig?
Karolina Decker: Durchaus. Wir, die Beraterinnen, sind selbst Frauen, und dadurch fällt es vielen Frauen leichter, Fragen zu stellen. Oft kommen Kundinnen zu uns, die erzählen, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann oder Partner einen Kredit aufnehmen möchten. Der Kreditberater spricht während des Beratungsgesprächs aber nur mit dem Mann und ignoriert weitestgehend die Frau. Fragen, die die Frau hat, traut sie sich nicht zu stellen, und es entsteht eine ungute Situation. Bei uns passiert das nicht.
Wie arbeitet finmarie?
Wir sind ein unabhängiger Finanzberater und arbeiten auf klassischer Honorarbasis. Hier wird der Beraterin direkt von der Kundin vergütet, und das unabhängig von Produktabschlüssen. Der Fokus liegt somit auf der Beratungsqualität und folglich darauf, passende Lösungen für den Bedarf, die Wünsche und Ziele von Kundinnen zu erarbeiten. Wir möchten außerdem die Frauen langfristig begleiten, denn die Lebenssituation von Frauen verändert sich durchgehend: Erst starten sie ihre Karriere, dann sind sie in Juniorposition, dann machen sie einen Sprung zur Seniorposition, dann bekommen sie Kinder, dann sind sie oft ein Jahr raus, beziehen vielleicht eine größere Wohnung. Dann geht die Karriere weiter und oft kommt leider dann auch eine Trennung hinzu.
Wie läuft eine Beratung ab?
Viele Frauen brauchen erst einmal eine genaue Analyse ihrer finanziellen Situation: Wo stehe ich gerade im Leben? Welches Thema, z. B. Altersvorsorge, brennt mir auf den Nägeln? Was für Ein- und Ausgaben habe ich? Wie kann ich es schaffen, mehr Geld im Monat zur Seite zu legen und dann sinnvoll anzulegen? Konkret: Was ist das passende Finanzprodukt für mich und meine Lebenssituation? Brauche ich z. B. eine Anlagemöglichkeit, die ich im Notfall auch rasch wieder auflösen kann? Oder kann es länger liegen bleiben? Und ganz praktisch: Wie erwerbe ich z.B. ETFs oder Fonds?
ETFs, also börsengehandelte Indexfonds? Bieten Sie auch Seminare an, wo solche Finanzprodukte erklärt werden?
Ja, wir machen Online-Kurse, in denen die Teilnehmerinnen ihr Finanzwissen optimieren können. Dabei legen wir viel Wert darauf, dass die Themen griffig, spielerisch und leicht verständlich transportiert werden. Am beliebtesten ist aktuell unsere „Masterclass“. Hier lernen die Frauen von Basics bis Detailwissen. Also, was sind Aktien, ETFs oder Fonds und wie erwerbe ich diese. Es gibt aber auch Kurse für Frauen, die bereits über ein Finanzportfolio verfügen, dieses aber optimieren möchten. Darüber hinaus beraten wir auch Frauen zu ihrer Rürup- oder Riesterrente oder privaten Altersvorsorge.
Welche Themen sind Dauerbrenner?
Tatsächlich Immobilien und hier die Frage „kaufen oder mieten?“ Hier geht es immer darum, wie viel Immobilie kann ich mir leisten, also, wie teuer darf diese maximal sein? Aktuell bieten viele Banken attraktive Kreditkonditionen, das Problem ist nur, dass man keine geeignete Immobilie findet. Zudem ist der Markt überteuert. Deshalb sollte man auch nicht alles auf eine Karte, in dem Fall Immobilien, setzen, sondern streuen und z.B. auch in ETFs investieren. Wenn man dann seine Traumimmobilie doch findet, kann ich die ETFs auflösen und die Immobilie kaufen.
Was legen Sie Frauen ans Herz?
Dass man auch mit wenig Geld etwas bewirken kann. Schon mit 25 Euro pro Monat kann man seine Finanzen langfristig verbessern. Und dass man nicht warten sollte! Gerade in der jetzigen Zeit, Stichwort Inflation! Aktuell verlieren Sie im Jahr mehr als 4 Prozent ihres Kapitals, wenn es untätig auf dem Konto liegt.
Je eher, desto besser also. Warum?
Es zählt nicht die perfekte Einstiegszeit, sondern die Dauer der Anlage. Je länger Sie das Geld anlegen und nicht brauchen, desto weniger fallen kurzfristige Verluste oder Kursschwankungen ins Gewicht.
Was raten Sie risikoscheuen Kundinnen?
Wenn sie erst einmal wenig investieren möchten oder nicht viel Geld zur Verfügung haben, können sie auch klein anfangen. Nach und nach bauen sie dann ihr Wissen aus und auch das Gefühl für das jeweilige Finanzprodukt. Wichtig ist festzustellen: Mit welchem Produkt fühle ich mich wohl. Ist es eher etwas „Handfestes“, wie Immobilien oder Gold? Bei Gold sollte man übrigens in physisches Gold, also Barren/Münzen, investieren und nicht in Gold-ETFs. Gold sollte darüber hinaus auch langfristig angelegt werden.
Welche Anlagemöglichkeiten empfehlen Sie?
Viel hängt von der persönlichen Situation ab: Wie viel Geld kann ich investieren? Wie lange kann ich auf wie viel Geld verzichten? Heutzutage gibt es viele sinnvolle Anlagemöglichkeiten. Viel hängt auch von Ihrer Risikobereitschaft ab. Es gilt: Je höher das Risiko, desto höher die Rendite. Dennoch raten wir am Anfang eher zu einem gemischten Anlageportfolio. Das bedeutet, dass man sowohl risikoarme als auch risikoreiche Produkte erwirbt. Je länger die risikoreichen Produkte laufen, desto besser natürlich, da sich dann Kursschwankungen im Laufe der Zeit ausgleichen.
Beraten Sie auch Unternehmerinnen zum Firmenkapital?
Ja, ab einer Summe von 50.000 Euro beraten wir auch Klein- und mittelständische Unternehmen. Beim Anlegen von Firmenvermögen verfolgen wir allerdings eine andere Strategie als bei Privatvermögen. Hier sollte die Anlage in der Regel eher langfristig und sehr risikoarm sein.
Und konkret für Saloninhaberinnen?
Als Inhaberin muss man natürlich liquide sein, um z. B. die laufenden Kosten wie Miete oder Gehälter zahlen zu können. Zudem muss ich Rücklagen für anstehende Investitionen bilden. Hier suchen wir mit den Frauen nach einer Strategie: Wie kann ich meine Rücklagen sinnvoll anlegen, damit sie während der „Liegezeit“ aufgrund von Inflation oder Negativzinsen nicht weniger werden, sondern mehr.
Angenommen, ich brauche das Geld aktuell nicht, möchte mir aber in zwei Jahren neue Waschliegen kaufen. Was empfehlen Sie?
Hier eignen sich besonders gut gemischte Portfolios mit Aktien-ETFs, also Investmentfonds, die sich aus verschiedenen Unternehmen und Branchen zusammensetzen. Dadurch hat man eine gute Risikostreuung. Zudem bleiben Sie flexibel, da Sie ETFs schnell wieder verkaufen können. Und es fallen, im Gegensatz zu Fonds, sehr geringe Abschluss- und Verwaltungsgebühren an. Saloninhaberinnen, die auf der sicheren Seite bleiben wollen, können ihr Anlagenportfolio z.B. mit Anleihen-ETFs bestücken. Das sind festverzinsliche Wertpapiere und noch risikoärmer als Aktien-ETFs. Hier werden u a. Kredite an Unternehmen oder Städte gegeben und sie erhalten von den Zinsen einen Anteil. Aufgrund der negativen Zinsentwicklung bringen Anleihen-ETFs aber momentan keine große Rendite.
Bieten Sie auch Seminare speziell für Saloninhaberinnen?
Wir hatten tatsächlich schon Masterclasses speziell für Inhaberinnen von Kosmetikstudios. Da hatten wir uns einmal im Monat getroffen und immer ein bestimmtes Thema bearbeitet, z. B. wie strukturiere ich meine Finanzen als Privatperson, wie als Inhaberin? Oder generell rund um das Thema Geldanlagen, Vermögensaufbau- und Altersvorsorge. So etwas wärefür Saloninhaberinnen bestimmt auch sehr interessant.
ETF |
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ETFs (engl.: Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds. Es handelt sich dabei um Fonds, die wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Die klassische Version ist ein ETF auf einen Aktienindex wie etwa den DAX. Ein ETF ist also breit gefächert, man investiert nicht nur in die Aktie von einem Unternehmen, sondern von vielen Verschiedenen. |