Foto: Stephanie Kresse

07.05.2019

Brautexpertin Lisa Schmerer: "Ich liebe es, Menschen Wissen zu vermitteln."

Ihre Leidenschaft sind lange Haare, ihre Seminare bis 2020 fast ausgebucht. „Kiwiblue“-Stylistin Lisa Schmerer spricht über ihre Passion und die Chancen, die das Brautgeschäft bietet.

TOP HAIR: Woher kommt deine Leidenschaft für langes Haar?
Lisa Schmerer:
Die ist tief in der Kindheit verwurzelt. Damals habe ich im Badezimmer allen Cousinen die Haare geflochten – und zum Leid meiner Tanten auch Karnevalsfarbe reingesprüht. Ich habe das geliebt, und mir war von Anfang an klar: Ich möchte Friseurin werden.

TOP HAIR: Und was sagten deine Eltern dazu?
Lisa Schmerer: Bei uns zu Hause war klar: Ich darf alles ausprobieren und werden, aber nicht unbedingt Friseurin. Also habe ich ein Praktikum im Büro gemacht und war unglücklich, wenn ich dorthin musste. Dann eines im Krankenhaus, und als Belohnung durfte ich dann doch in einen Salon, mit dem Hinweis: Wirst schon sehen, da musst du samstags arbeiten, immer stehen und bekommst wenig Geld. Als mir eine Ausbildungsstelle angeboten wurde, durfte ich zusagen. Inzwischen sind meine Eltern unglaublich stolz und lieben ihre lebenslange Friseur-Flatrate.

TOP HAIR: Wer war damals dein Idol?
Lisa Schmerer: Damals stand Marlies Möller ganz weit oben bei mir. Also bin ich mit meinem Zwischenzeugnis nach Hamburg zu ihrem Salon gefahren und habe schon mal meine Bewerbung für nach der Lehrzeit abgegeben. Und der Kreis schloss sich, als ich nach meiner Meisterprüfung zwei Jahre für Marlies Möller Beauty Haircare gearbeitet habe. Das war mein erster Job in der Industrie.

TOP HAIR: Wie kamst du dann zur Education?
Lisa Schmerer: Durch die Zeit in der Industrie und dann meine Rückkehr in den Salon kam eines Tages ein Anruf von Verena Schöneberg, die gerade dabei war, ein Trainerteam für ghd aufzubauen.

TOP HAIR: Und warum Kiwiblue?
Lisa Schmerer: Irgendwann habe ich angefangen, mit meinem Partner Stefan Keim abends und am Wochenende kleine Tutorials zu drehen und auf Youtube und Facebook zu stellen. Und die kamen super an. Und immer wieder kamen auf dem Kanal auch Anfragen nach Seminaren. Das war eine schöne Bestätigung, aber parallel zu einer Festanstellung natürlich nicht möglich. 2015 habe ich den Schritt dann gewagt und mich selbstständig gemacht.

TOP HAIR: Was ist das Schöne an der Seminar-Arbeit?
Lisa Schmerer: Ich liebe es, Menschen Wissen zu vermitteln. Mich macht es unfassbar glücklich, wenn ich jemandem etwas zeige, er das versteht und dann auch noch umsetzen kann. Für mich ist es das größte Lob, wenn meine besuchten Salons mir Bilder von ihren Looks schicken und sagen: „Schau mal, wie schön!“

TOP HAIR: Und die größte Herausforderung?
Lisa Schmerer: Den Teilnehmern die Angst vor langem Haar zu nehmen und sie mit schnellen Techniken glücklich zu machen. Da haben viele großen Respekt davor. Ich sehe schon beim Reinkommen, wer schlecht geschlafen hat und hofft, dass das Seminar doch noch ausfällt. Aber man kann das Thema halt nicht aufschieben, die Bräute oder Abi-Gäste kommen eben in die Salons.

TOP HAIR: Du stylst aber auch „echte“ Bräute.
Lisa Schmerer: Ja, dabei ist die größte Herausforderung das Kennenlernen und aus den vielen Wünschen und Vorstellungen die Traumfrisur zu kreieren. Die meisten Bräute kenne ich ja vorher nicht.

TOP HAIR: Und wie überzeugt man eine Braut in spe von sich und seinen Fähigkeiten?
Lisa Schmerer: Ich versuche, das Kennenlernen und Probe­stecken zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Dinge zu tun, die andere Salons nicht machen. Zum Beispiel sollte die Braut in einem weißen Outfit kommen, dann wirkt die Frisur ganz anders, und sie kommt schon mal in den „Brautmodus“. Oder Thema Haarschmuck: Ich platziere ihn immer schön passend auf einem Samtkissen am Platz der Kundin. Bräute testen oft mehrere gute Salons und entscheiden sich dann für den, wo der Service individueller und maßgeschneiderter war. Da spielen 50 Euro hin oder her keine Rolle.

TOP HAIR: Der Preis ist ja oft ein großes Thema.
Lisa Schmerer: Wenn man das Probestecken so exklusiv wie möglich gestaltet, Besonderheiten bietet, dann kann man auch einen starken Preis aufrufen, ohne sich schlecht zu fühlen. Auch bei scheinbar einfachen Frisuren wie den angesagten minimalistischen Couture-Looks. Ich rate zu Paketpreisen, auch einen, der den Haarschmuck einschließt. Denn Schmuck ist im Einkauf „entspannt“, und viele Bräute sind froh, wenn sie ihn beim Friseur bekommen und nicht noch woanders suchen müssen.

TOP HAIR:Was ist denn momentan Trend bei Schmuck oder Accessoires?
Lisa Schmerer: Feine Bänder oder feiner Draht mit Perlen dran, den kann man super verarbeiten. Aber auch das Diadem kommt wieder. Und natürlich Blumen und Blüten in allen Variationen.

TOP HAIR: Was war denn dein schönster Braut-Moment?
Lisa Schmerer: Es ist immer ein besonderer und intimer Moment, wenn man morgens im kleinen Kreis startet, die Braut und vielleicht die Trauzeugin, und sie dann zum ersten Mal fertig gestylt in den Spiegel schaut. Oder wenn ich ihr beim Anziehen helfen kann. Man bekommt einfach so viele Emotionen in dieser frühen Phase des Tages mit, nachher ist ja so viel los.

TOP HAIR: Noch eine persönliche Frage zum Schluss: Du heiratest selbst nächstes Jahr. Wer darf dir denn die Haare machen?
Lisa Schmerer: Mir macht eine sehr, sehr gute Freundin die Haare. Emile van Tiele, sie ist selbst Brautstylistin, und ich habe ihr das Haar gezaubert für ihre Hochzeit, jetzt tauschen wir einmal.

Wer ist Kiwiblue?

  • „Kiwiblue Stylisten Long Hair Education“ wurde 2014 von Lisa Schmerer und Stefan Keim gegründet. Seit 2015 ist Lisa Schmerer alleinige Inhaberin.
  • Der Name setzt sich aus der Lieblingsfrucht und -farbe der beiden Gründer zusammen.
  • Schwerpunkt sind Langhaar-­Seminare. Wedding, Fashion­braids, Trends, Shows
  • Neuestes Projekt: Trend & Fashion Day am 26. August 2019 in München, mit viel kreativem Trend-Input und Shoppingtour durch Fashionstores.