Wappnen Sie sich für das nächste Gespräch mit Ihrem Bankberater. ::: Foto: Shutterstock

22.03.2016

Alles ausgegeben?

Kreditgespräche mit Banken werden immer härter. Seien Sie deshalb gut vorbereitet und haben Sie vor allem immer Ihr Barvermögen im Blick.

Die Eurokrise, Basel III sowie das offenbar nach wie vor bestehende Misstrauen der Bankinstitute untereinander: Jeder Punkt ist für sich betrachtet schon kritisch, in der Summe stellen sie für die Kreditbranche und damit auch für Mittelbetriebe als deren Geschäftspartner aber eine ernst zu nehmende Bedrohung dar. Dies zeigt sich vor allem in Kreditgesprächen, wie der folgende Praxisfall belegt.  

Gnadenlose Bilanz

Die Zahlen, die ihm von seiner Bank präsentiert wurden, verdeutlichten es schwarz auf weiß: Sebastian M., Unternehmer aus Bremen, hat im Verlauf des vergangenen Jahres mehr ausgegeben als eingenommen. Die Folge: Seine Kapitaldienstfähigkeit, also die Fähigkeit, seine Zins- und Tilgungsleistungen problemlos aus seinen Einnahmen zu finanzieren, ist in Gefahr. Wenn er sein Ausgabeverhalten nicht ändere, so lautete die Botschaft des für ihn zuständigen Bankmitarbeiters, sehe das Kreditinstitut keine Möglichkeit, der von M. beantragten Kreditverlängerung für seinen  Betriebsmittelkredit zuzustimmen. Im Gegenteil: Sollte er seine Finanzen nicht konsolidieren, müsste er mit einer zusätzlichen Kürzung seines Überziehungskredites auf dem Geschäftskonto rechnen.

Warnungen unterschätzt

M. hat in diesem Zusammenhang die bisherigen, allerdings eher zurückhaltenden Hinweise seines Kundenberaters offensichtlich nicht sehr ernst genommen. Sonst wäre ihm aufgefallen, dass er bereits während des vergangenen Jahres einen Teil seiner Betriebsausgaben über den Kontokorrentkredit finanzierte und diesen im Jahresverlauf von ursprünglich genehmig-ten 30.000 Euro auf nunmehr fast 50.000 Euro quasi „stillschweigend“ erhöhte. Da seine Bank dies zuließ und damit letztlich mitverantwortete, ging er stets davon aus, dass diese aus seiner Sicht nur vorübergehende Liquiditätsschwäche keine Auswirkungen auf das Verhalten seines Kreditgebers haben würde. Darüber hinaus tröstete er sich mit dem Gedanken, dass die Bank an den Kontoüberziehungen ja selbst kräftig mitverdiente, sodass er an ein klärendes Gespräch mit seinem Kundenberater nicht dachte. Daher ging die Initiative zu diesem nun eher unerfreulichen Dialog von der Bank aus. Während des Gesprächsverlaufs wurde M. mit dem bei Bankinstituten üblichen Formular („Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit“) konfrontiert.  

Wichtige Prognosen

Dieses Formular hielt seine Ausgabe- und Einnahmeseite nicht nur während der beiden letzten Jahre fest, sondern gab auch die Prognose der Bank für das laufende und das nächste Jahres wieder. Die Bank stützte sich dabei auf die von M. und seinem Steuerberater regelmäßig eingereichten Unterlagen wie die betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) und die Einkommensteuerbescheide. Nicht eindeutig zuzuordnende Auszahlungen wurden von der Bank als Privatentnahmen angesehen.

Genau an dieser Position schieden sich die Geister: Während M. die Überzeugung vertrat, dass seine Privatentnahmen seinem tatsächlichen Lebensstil entsprachen, beurteilte seine Bank deren Höhe als „eindeutig überdurchschnittlich und unangemessen“. Der Bankmitarbeiter musste sich von M. aber auch Kritik anhören: Immerhin, so argumentierte M., habe die Bank die schrittweise Erhöhung des Kontokorrentkredites zugelassen, ohne klar und deutlich auf die besorgniserregende Entwicklung hinzuweisen. Im Ergebnis kamen beide Seiten nun überein, dass M. gemeinsam mit seinem Steuerberater innerhalb von drei Wochen Sparpotenziale vor allem bei seinen Privat-ausgaben ermitteln und zeitnah realisieren sollte. Auf der anderen Seite würde die Bank prüfen, die sehr ehrgeizigen Tilgungsraten der von M. ebenfalls aufgenommenen weiteren Betriebsdarlehen auf ein vertretbares Maß zu kürzen. Das würde M. einen jährlichen Liquiditätsgewinn von immerhin rund 8.000 Euro bringen. Darüber hinaus sei die Bank bei entsprechender Umsetzung des vorzulegenden Konzeptes von M. bereit, das in wenigen Monaten fällige Darlehen bereits heute zu günstigeren Konditionen zu verlängern, was zu einer weiteren Verbesserung seiner Kapitaldienstfähigkeit führen würde.

 Checkliste

  • Ermitteln Sie mehrmals pro Jahr selbst Ihre Kapitaldienstfähigkeit. Bank und Steuerberater liefern­ Ihnen­ die dazu erforderlichen Daten. Darüber hinaus sollten Sie Ihre eigenen­ Daten mit denen Ihrer Bank abgleichen.
  • Reagieren Sie prompt, wenn sich ­Liquiditätsprobleme andeuten. Suchen Sie dazu kurzfristig das ­Gespräch mit Ihrer Bank.
  • Nehmen Sie Ihren Überziehungskredit nur im Notfall in Anspruch. Sprechen Sie lieber über ein mögliches, meist weitaus preiswerteres­ Darlehen mit Ihrer Bank. Sollte dennoch eine kurzfristige Ergänzung durch Ihren Überziehungskredit notwendig sein, treffen Sie klare Vereinbarungen über Zeitraum und Höhe dieser Überziehung.
  • Verschaffen Sie sich zusätzlich und ebenfalls regelmäßig einen realistischen Überblick über Ihre Vermögenssituation, indem Sie Ihr Vermögen und Ihre Verbindlichkeiten, marktgerecht bewertet, gegenüberstellen.

 Autor: Michael Vetter