Miteinander reden hilft. Foto: Shutterstock/Jacob Lund

16.01.2023

Rene Krombholz appelliert: Redet miteinander!

Wie der „Kodex für Friseure in der EU“ helfen kann, dass Vorgesetzte und Angestellte konstruktiv miteinander kommunizieren, verrät Rene Krombholz, Initiator der Wertegemeinschaft „ Der faire Salon“.

Die vergangenen Monate waren bekanntlich für das Friseurhandwerk absolut kein Zuckerschlecken. Corona mit Lockdowns, geringeres Kundenaufkommen, Energiekrise mit drastisch gestiegenen Kosten und zuletzt auch tarifliche Lohnerhöhungen bereiten vielen Friseurunternehmer*innen mehr schlaflose Nächte und deutlich weniger Rendite.

Nicht wenige Saloninhaber*innen sehen sich gezwungen, erstmals Kosten und Kalkulation zu überdenken. Selbstverständlich fällt hier der größte Kostenblock in einem Friseurunternehmen, nämlich die Personalkosten, ins Gewicht. Somit stellt sich plötzlich die Frage, wie rentabel die Mitarbeiter eigentlich sind.

Nicht selten kommt es zu einem bösen Erwachen, wurden Sollumsatz und Lohnfaktor irgendwann vom Hörensagen übernommen. Fakt ist: Der Lohnfaktor, und der sich daraus ergebende Sollumsatz, müssen für jedes Unternehmen speziell errechnet werden, da der ausschlaggebende Kostenfaktor in den Betrieben immer unterschiedlich ist. Selbst geringe Abweichungen vom Lohnfaktor summieren sich im Laufe des Jahres zu großen Differenzen und ergeben damit eine Unwirtschaftlichkeit des Salons.
In zu vielen Betrieben wird über solche Dinge gar nicht erst geredet. Von den Mitarbeiter*innen wird erwartet, dass sie Umsatzziele erfüllen, die ihnen aber unbekannt sind, geschweige denn, das sie einen Weg dorthin kennen.

Geredet wird oft, wenn es fast zu spät ist

Geredet wird oft erst, wenn es fast zu spät ist. Nicht immer wird dabei der passende Ton gefunden. Mit sinkender Rendite wird der Ton in den Salons rauher, das Betriebsklima sinkt. In den friseurigen Internetforen liest man aktuell von immer mehr erzürnten Mitarbeiter*innen und enttäuschten Chef*innen.

Leitfaden für ein Krisengespräch

Eine gute Möglichkeit diese Dinge zu kommunizieren ergibt sich durch den Kodex für das Friseurhandwerk in Europa, der als neutrale Grundlage ohne weiteres in einem Krisengespräch als Leitfaden verwendet werden kann.

Der Kodex für Friseure in Europa
wurde unter Mitwirkung der EU erarbeitet und von allen Sozialpartnern Europas unterzeichnet.
Er zeigt auf, was es braucht, um im Friseurhandwerk gemeinsam erfolgreich als Dienstleister*in tätig zu sein. Nur wenn bestimmte Kriterien von den Vertragspartnern eingehalten und erfüllt werden, kann es für Unternehmen oder Mitarbeiter*innen fair und auch lohnenswert sein.

In diesem Kodex sind Ziele, Leitlinien und Verhaltensweisen definiert, die in der täglichen Praxis beachtet und eingehalten werden sollen. Während dieser Kodex in einigen Ländern Europas jedem neuen Arbeitsvertrag begefügt wird, ist er in Deutschland kaum beachtet worden.

Die Wertegemeinschaft „Der faire Salon“ begründet sich in weiten Bereichen auf diesen Kodex – deshalb wird den rund 200 Mitgliedsbetrieben empfohlen, dieses Schriftstück ebenfalls in das Vertragsverhältnis zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen einzufügen, darüber zu reden und als richtungsweisend in den Salonalltag einfließen zu lassen.

Erfolg kann nur gemeinsam erarbeitet werden, dieser Kodex ist ein guter Leitfaden dafür.

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