Erst Friseur, jetzt Coach: Neustart ohne Salon

Mit der Compagnia della Bellezza führte Salvatore Caserta eine Franchisekette mit 35 Salons, stand selbst hinter dem Stuhl, reiste für Fashion Weeks nach Berlin und Mailand und hielt Business- Vorträge vor Kollegen. Mehr als 20 Jahre war er in der Friseurbranche selbstständig, zuletzt allerdings auch sieben Tage die Woche unterwegs. „Das wurde mir ein bisschen zu viel“, erinnert sich Caserta. „Ich wollte lieber weniger machen, dafür aber fokussierter.“ Er trennte sich von den Franchisesalons, hatte zuletzt nur noch den Hauptsalon in Wiesbaden mit mehr als 20 Mitarbeitern und war als Speaker unterwegs. Für den Salon war er auf der Suche nach einem neuen Industriepartner und fand die Marke „Philip Martin‘s“. Das italienische Unternehmen fragte ihn dann auch direkt an, ob er nicht die Weiterbildungsmaßnahmen und den Vertrieb für die Marke in Deutschland übernehmen möchte. Wie es der Zufall so wollte, sprach ihn zeitgleich ein benachbarter Friseur an: „Wenn du verkaufen willst, hätte ich Interesse daran.“ Er machte ihm ein Angebot, und tief in sich hineinhorchend, musste Caserta sich eingestehen: „Ich hätte eigentlich kein Problem damit.“ Innerhalb von drei Wochen verkaufte er das Unternehmen und übergab es Anfang Dezember 2019 an den neuen Eigentümer.

Dann kam Corona. Einerseits waren Arianna und Salvatore Caserta erleichtert, sich keine Sorgen um den Salon machen zu müssen, andererseits hätten sie sich den Start in die „neue Selbstständigkeit“ anders erhofft. Der Produktvertrieb, Weiterbildungen und Vorträge wurden abgesagt, nur das Coaching lief an. „Wir hatten keine Einnahmen, aber durchaus auch schon Investitionen getätigt“, so Caserta. Dennoch war beiden klar: „Jetzt ist es unsere Aufgabe, Menschen zu coachen, denen es schlechter geht als uns. Wenn es ihnen wieder besser geht, wird dieser Invest wieder zurückkommen – und so war es auch.“

Friseure als Vorbild für andere

Arianna Caserta besetzt die Themen Beratung und Kundenbegeisterung, während Salvatore der Experte für Positionierung ist. „Beides ergänzt sich gut“, sagt Arianna. Hatten sie anfangs nur Kunden aus der Friseurbranche, sind sie jetzt vor allem in anderen unterwegs. „Friseure können Kunden begeistern und eigenen sich deshalb oft auch als Vorbild für andere Branchen“, sagt Caserta. „Von Friseuren können viele noch etwas lernen“, ergänzt Arianna Caserta. Dass die beiden es verstehen, Menschen nicht nur klüger zu machen, sondern auch zu unterhalten, haben beide beim 7. Speaker Slam bewiesen. In dem von Top-Speaker Hermann Scherer ins Leben gerufenen Event muss das Publikum in nur vier Minuten überzeugt und begeistert werden. Das schaffte das Ehepaar mit Bravour und sicherte sich den Sieg.

Text: Yvonne Rieken