Holz und Hell – wie hier in der Haargalerie von Patricia Pump in Niederkassel – gehören zur neuen Natürlichkeit. Foto: Olymp

14.04.2020

Lust auf „Grünes“

Wohnlicher, gemütlicher und natürlicher ist der Trend der Stunde. Damit einher geht die Lust auf „Grünes“.

Das Außen darf ins Innen ziehen und Atmosphäre schaffen: Tapeten, die florale Zonen schaffen, und echte Pflanzen sind im Salon gefragt wie nie. Damit einhergeht, dass die Menschen Umweltprobleme sensibler wahrnehmen und sich damit auseinandersetzen. Wir haben mit Christian Frank, Bereichsleiter Entwicklung beim Einrichter Olymp, über diese Entwicklung im Salon gesprochen.

TOP HAIR: Die Menschen wollen nachhaltiger leben, hinterfragen sich und ihren Konsum. Wie wichtig sind für Friseure denn Materialherkunft, Recyclingfähigkeit und Klimaneutralität bei der Herstellung von Saloneinrichtungen geworden?
Christian Frank: Das hauptsächliche Augenmerk des Friseurs liegt bei der Einrichtung auf dem ästhetischen Gefallen und der pragmatischen Funktionalität. Nicht jeder Friseureinrichter fertigt in Deutschland oder Europa. Bei der Auswahl der Einrichtung scheint dies beim Friseur nur eine kleinere Rolle zu spielen. Gerade Produkte aus der preiswertesten Kategorie kommen oftmals aus der geografisch am weitesten entfernten Region, in der niedrigere Umwelt- und Arbeitsstandards gelten als hierzulande.

TOP HAIR: „Immer mehr, immer billiger“ – das war einmal. Dafür sind Menschen auch bereit, sich bewusst zu beschränken. Minimalismus ist derzeit beim Wohnen, im Kleiderschrank und beim gesamten Konsum ein großes Thema. Schlägt sich das auch in der Gestaltung eines Salons nieder?
Christian Frank: Minimalismus in der Art wie es in dem amerikanischen Film „Minimalism“ von Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus gezeigt wird, meint nicht weniger zu besitzen, sondern eher Platz für mehr Zeit, mehr Leidenschaft, mehr Erfahrung, mehr Wachstum, letztendlich mehr Freiheit zu schaffen. Dies geht oft einher mit dem materiellen Minimalismus. Diese Bewegung hat in der deutschen Design -Geschichte schon lange einen festen Platz. Seit der Lehre am Bauhaus hat Gestaltung immer auch eine soziale Verantwortung. „Weniger ist mehr“ ist aus dieser Zeit wohl hierzu das bekannteste Zitat von Ludwig Mies van der Rohe. Entsprechend ist der Einrichtungsstil des Minimalismus schon immer im deutschen und europäischen Kulturraum vertreten.

TOP HAIR: Um wirklich in allen Belangen das Optimum in puncto Klimaneutralität bei der Einrichtung herausholen zu können, muss ich vermutlich tief in die Tasche greifen. Gibt es denn auch nachhaltige Umsetzungen für den kleineren Geldbeutel?
Christian Frank: Die nachhaltige Umsetzung von Einrichtung im Friseursalon ist ein ebenso komplexes Thema, wie es dies im Privatbereich auch ist. Es gibt hier den produktbezogenen Ansatz, also beispielsweise die Verwendung von zertifizierten Holzqualitäten, die Vermeidung von Verbundmaterialien, die Konstruktion, die sortenreine Trennung der Materialien ermöglicht, etc. Und es gibt den systemischen Ansatz, in den Transportwege, Arbeitsbedingungen, Entsorgungskreisläufe, Kompensationen durch das Pflanzen von Bäumen mit hineingerechnet werden. Für den Friseur ist dies schwer in Gänze zu erkennen und zu berücksichtigen. Wir als Einrichter vertreten hier den ästhetischen Ansatz der Nachhaltigkeit. Gestaltung sollte langanhaltend attraktiv sein. Je expressiver die Formensprache ist, desto schneller wird es zu einem sogenannten optischen Verschleiß kommen – man sieht sich satt. Ebenso ist dies bei der Farbgebung. Anders als in der Mode ist Einrichtung ein mittel- bis langfristiges Wirtschaftsgut. Hier empfehlen wir eher dezente und ruhige Farben, mit denen man seinem Salon die nächsten Jahre eine angenehme Atmosphäre geben möchte. Akzente und Kontraste sind dann umso wirkungsvoller durch Dekoration und Accessoires zu bewerkstelligen.

Runde Spiegel, frei stehende Plätze sind jetzt angesagt. Wie der Viererplatz „Grace“ von Olymp. Foto: Olymp

TOP HAIR: Wo stößt der Nachhaltigkeitsgedanke bei der Saloneinrichtung an Grenzen?
Christian Frank: Wie oben beschrieben, gibt es nicht die eine „Nachhaltigkeit“. Gerade in dem Arbeitsumfeld Friseursalon werden an die Einrichtungsmaterialien höchste Anforderungen gestellt. Denken wir an die Salonluft, die vom Haarspray geschwängert ist, und die nicht nur den Menschen zusetzt, sondern auch den Möbeln. Oder die vielen oxidativen Haarkosmetika an Hand- und Polsterbezügen. Hier achten wir als Facheinrichter auf optimal widerstandsfähige Materialien, die vor ihrem Einsatz hausintern und im Salon getestet werden. Und wir bieten für die besonders beanspruchten Einsatz gebiete, wie Färbeplätze, sogenannte Stuhlschoner an, die die makellose Optik der Friseurstühle lange erhalten können.

Interview: Yvonne Rieken

Trendanalyse von Olymp:

Was kommt?
Es wird grün: Tapeten mit floralen Mustern und echte Pflanzen Runde Spiegel

Was bleibt?
Frei stehende Frisierplätze Industrial Look

Was geht?
Klassische wandhängende Frisierplätze Raue Barber-Einrichtungen