10.01.2018

Grüne Welle?

Naturkosmetik ist längst keine Randerscheinung mehr. Die grüne Welle stellt auch die Friseurbranche vor Herausforderungen.

Auf den Trend „Grün“ springen fast alle großen Marken der Branche auf. Jeder hat etwas zu bieten und möchte dem Wunsch der Endverbraucher nach mehr Natur in Kosmetik entsprechen. Das reicht von „frei von Allergenen, Parabenen, SLS, SLES“ und „getestet auf Chrom, Kobalt und Nickel“ zum Beispiel bei der Stopperka-Exklusivmarke Nook, über Vegan und Cruelty Free bei Gold Haircare bis zu einem kompletten „Next Generation Business Model“, für das Davines mit dem B-Corp-Zertifikat ausgezeichnet wurde.

Eine Flut von Produkten und Ideen

Der Markt wird geflutet von Bio-, Öko- und veganen Produkten. Das grüne Bewusstsein beginnt bei der Gewinnung der Rohstoffe, den Inhaltstoffen, geht über Verpackung bis hin zum Versand. Bei La Biosthétique verknüpft man Natur zusätzlich mit kultureller Vielfalt und nennt die Eigenschaft „halal“ – arabisch für erlaubt – als Kennzeichen einiger Produkte der neuen Bio-Serie „Botanique Pure Nature“. Geradezu genial in Sachen Verpackung zum Beispiel ist die Marketing-Idee bei O’Right: Die Behältnisse, bestehend aus verschiedenen Pflanzenstärken und Baumsamen, zerfallen innerhalb eines Jahres und geben die Nährstoffe frei, die die Samen für ihre Entwicklung benötigen.

Grün ist nicht gleich bio ist nicht gleich vegan

Doch: Es herrscht auch Unklarheit, man jongliert mit Begriffen, die Gleiches suggerieren aber nichts Gleiches benennen. Fast jeder tut etwas – keine Frage. Die Begriffe werden je nach Bedarf eingesetzt. So stehen der Verbraucher und der Friseur vor Herausforderungen, wenn es heißt „grün“, „bio“, „öko“ oder vegan. Letztlich verlässlich sind nur Siegel. Denn „Grün“ kann alles und muss nichts sein. Es ist kein geschützter Begriff. „Bio“ oder „Öko“ sind durch die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau geschützt. Wenn ein Produkt mit dem Begriff „Bio“ oder „Öko“ vermarktet wird, also ein entsprechendes Siegel trägt, müssen die Vorschriften eingehalten und das Unternehmen von einer Öko-Kontrollstelle kontrolliert und zertifiziert werden. Einen Unterschied zwischen „bio“ und „öko“ gibt es nicht. Beide Begriffe meinen in der Regel das Gleiche. „Vegan“, so definiert es das Verbraucherschutzministerium, sind Lebensmittel, die keine Erzeugnisse tierischen Ursprungs sind und bei denen auf allen Produktions- und Verarbeitungsstufen keine Zutaten tierischen Ursprungs zugesetzt oder verwendet worden sind. Heißt im Klartext aber auch: Naturkosmetik ist nicht immer vegan, kann sie doch Inhaltsstoffe wie Bienenwachs enthalten. Und umgekehrt ist vegan nicht immer bio, denn es schließt Chemie und Mikroplastik nicht aus. 

Augen auf

Man sollte genau hinschauen, ist der Tipp von Dr. Doris Brandhuber von Less is more. Denn letztlich ist es auch in der bio-grün-veganen Nische wie überall: Wo was zu verdienen ist, tauchen neben den seriösen Herstellern immer auch solche auf, die irgendwie ihren Schnitt machen wollen. Mit Nachdruck warnt die Wissenschaftlerin: „Manch ein Hersteller versucht es mit Greenwashing.“ Doch fragt man sich in punkto Kenntnis auch: Wie sieht es mit dem Friseur selbst aus und einem wichtigen Teil seiner Dienstleistung – der Beratung?

Fachkompetenz Natur

Können die Friseure noch mit dem Wissen ihrer Kunden Schritt halten? Susanne Kehrbusch vom „Forum impulsgebender Friseure“ (F-i-F) sieht die Gefahr, dass Friseure Kunden verlieren könnten, weil sie seiner Fachkompetenz in Sachen Natur nicht trauen. Sie ist der Meinung, dass eine gute Beratung auch bei naturkosmetischen Produkten einen glaubwürdigen Friseur ausmachen: „Wir dürfen uns als Friseure nicht unsere Fachkompetenz nehmen lassen. Dazu gehört eine gute Produktberatung und dazu gehört Naturkosmetik. Dann sind wir einerseits zukunftsfähig, aber auch preisgerecht – als Spezialisten für Haare und Haarkosmetik.“

Ein ausführliches Special rund um „Grüne Kosmetik“ lesen Sie in unserer Ausgabe 2/2018 der TOP HAIR Business, die am 15. Januar erscheint. Bestellbar als Einzelheft oder schließen Sie ein Abo ab.