Das Vorstandsteam des LIV Bayern. Rechts: Geschäftsführerin Doris Ortlieb >< Fotos: Lange/redaktion42/ LIV Bayern

29.11.2021

LIV Bayern nimmt Stellung zum Austrittsgesuch

Kurz nach der Wahl der neuen ZV-Präsidentin startete der LIV Bayern mit dem unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Christian Kaiser ein Austrittsgesuch aus dem ZV. Trotzreaktion – oder was steckt noch hinter diesem Schritt? Wir haben die Geschäftsführerin des LIV Bayern, Doris Ortlieb, gefragt.

TOP HAIR: Wieso möchten Sie als Landesverband aus dem ZV austreten?  Ist die Nicht-Wahl von Herrn Kaiser der ausschließliche Grund oder gibt es noch weitere Gründe für diesen Schritt?
Doris Ortlieb: Es geht nicht nur um die Person Christian Kaiser, sondern auch um das Programm, das er in seiner Bewerbungsrede vorgestellt hat. Wir sind der Meinung, dass Entscheidungen im Verband in erster Linie von Berufsangehörigen getroffen werden sollten, die diese auch noch in ihren Betrieben ausbaden müssen. Dann gehört die Zentralverbandsarbeit nicht nur besser kommuniziert, sondern auch konsequent an den Bedürfnissen und Erwartungen der Mitgliedsbetriebe ausgerichtet. Außerdem muss im Zentralverband ein Weg gefunden werden, alle Mitgliedsverbände unabhängig von ihrer Größe in Entscheidungen einzubinden, damit diese dann auch gemeinsam getragen werden.

TOP HAIR: Wäre es nicht gerade gut, als kritische Stimme Teil des Verbands zu bleiben?
Doris Ortlieb: Eine konstruktive Mitarbeit im Zentralverband zum Wohl der Innungsbetriebe und der gesamten Branche schließen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus. Christian Kaiser ist Mitglied des ZV-Vorstandes und Vorsitzender des WiSo-Ausschusses, Dieter Eser ist im ZV-Umweltausschuss, Petra Zander und Christian Hertlein haben im Ausschuss für Innovation und Kommunikation bzw. Berufsbildungsausschuss als stellvertretende Vorsitzende Verantwortung übernommen. Wir wollen gestalten. Aber es muss natürlich schon mal grundsätzlich geklärt werden, ob wir mit den anderen Landesinnungsverbänden im Zentralverband und insbesondere mit den im Präsidium vertretenen Verbänden noch an einem Strang und vor allem in die gleiche Richtung ziehen.

TOP HAIR: Wie sieht so ein Austrittsverfahren aus? Benötigen Sie die Stimmen all Ihrer Mitglieder? Werden Sie diese erhalten?
Doris Ortlieb: Unsere bayerische Satzung regelt, dass die Mitgliederversammlung über Erwerb und Beendigung der Mitgliedschaft im Bundesinnungsverband entscheidet. Für den Beschluss ist nur eine einfache Mehrheit erforderlich. Vor dem Beschluss muss Vertretern des Zentralverbandes die Gelegenheit zur Äußerung in der Mitgliederversammlung gegeben werden. In der Zentralverbandssatzung steht, dass Vertretern des ZV-Vorstandes die Möglichkeit zu geben ist, den Standpunkt des Zentralverbandes zu vertreten und etwa bestehende Differenzen zu klären.Wie unsere Mitgliederversammlung im April entscheiden wird, wissen wir heute noch nicht. Die Diskussion muss in den Innungen, Bezirken und auf Landesebene geführt werden. Bis April ist noch viel Zeit, in der uns das ZV-Präsidium davon überzeugen kann, dass es unsere Ziele teilt und entsprechend tätig wird. Momentan kennen wir von den ZV-Präsidiumsmitgliedern nur die Schlagworte ihrer künftigen Politik, jetzt wollen wir Inhalte und Ergebnisse sehen.

TOP HAIR: Wie wurde Ihr Austrittsgesuch von Ihren Mitgliedern aufgenommen?
Doris Ortlieb: Sie haben mit Verwunderung auf die Veröffentlichung des Zentralverbandes reagiert. Über Verbleib oder Austritt können die Mitglieder des bayerischen Landesinnungsverbandes frühestens bei der nächsten Mitgliederversammlung entscheiden, die für den 24. und 25. April 2022 geplant ist. Ein Austritt wäre frühestens zum 31.12.2022 möglich. Es ist für uns alle ein Rätsel, warum der Zentralverband eine einseitige öffentliche Diskussion über einen möglichen Austritt Bayerns angestoßen hat. Wir können uns auch nicht daran erinnern, dass dies beim Austritt anderer Verbände in der Vergangenheit so praktiziert wurde. Für uns hat im Moment die Sacharbeit im Interesse unserer Mitgliedsbetriebe ganz klar Vorrang und das erwarten wir auch vom Zentralverband.

TOP HAIR: Gab es von Seiten des ZV ein Gesprächsangebot?
Doris Ortlieb: Nein, bislang nicht. Wir stehen einem Gesprächsangebot jederzeit offen gegenüber.