Foto: Melanie Fredel

05.10.2020

Leserbrief: „Einige haben nicht verstanden, was Arbeitsschutz bedeutet“

Zum TOP HAIR-Newsletter vom 24. September „Wie viel Hygiene brauchen wir?“ erreichte uns eine Zuschrift von unserem Leser und Friseurmeister Peter Milla aus Gießen, die sich vor allem auf die Meldung „Hygieneauflagen: Appell an Armin Laschet“ bezieht.

Sehr geehrte Frau Kandler,

der heutige Newsletter hat es in sich!
Es ist doch immer wieder erschreckend mit welcher Unkenntnis Kollegen in Führungsposition agieren. Die Pandemie lässt sich doch nicht wegleugnen. Sie beherrscht mittlerweile unser Leben, ob wir das wollen oder nicht.
Für unseren Betrieb kann ich im Nachhinein feststellen, dass der Lock-down perfekt war. Wir hatten bereits zwei Wochen vorher massiven Kundenverlust und Umsatzeinbußen, die durch die Verängstigung in der Bevölkerung hervorgerufen wurde. Durch den Lock-down wurde die Situation etwas entzerrt. Die staatliche Hilfe kam prompt und half in hervorragender Weise die finanzielle Situation auszugleichen.

Auf die aberwitzige Idee in diesem Jahr den gleichen Umsatz, wie im vergangenen Jahr zu erzielen, mit sechs Wochen Schließzeit, können nur Leute mit wenig betriebswirtschaftlichen Kenntnissen kommen. Dazu muss ich sagen, dass ich mich damit auch erstmal schwertat, dies zu begreifen. Mit Verlaub möchte ich nicht großspurig klingen, aber wenn wir in unserem Betrieb nicht achtgeben, machen wir dieses Jahr eventuell noch einen Gewinn, was natürlich nicht passieren darf. (Rückzahlung!?!)
Die Angst vor der Ansteckung ist bei vielen Menschen stark ausgeprägt. Einige unsere Kunden finden den Weg nicht mehr zum Friseur. Ich habe mit der BGW während der Schließzeit ein Hygienekonzept für unseren Salon ausgearbeitet, der von den Kunden mit Lob überschüttet wird und welcher uns tatsächlich Kunden brachte. Ich muss hierbei erwähnen, dass ich das Krankenpflegeexamen vor meiner Friseurtätigkeit erlangt habe. Dadurch bin ich im Vorteil, da ich Fachwissen über Hygiene besitze.

Nun zum Wesentlichen:
Bei den Schutzmaßnahmen in unseren Salons geht es primär und ausschließlich um die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter. Da interessiert das Privatvergnügen der Menschen in Cafés überhaupt nicht. Da verstehe ich diesen Brief an Herrn Laschet überhaupt nicht.
[ Anm.d.Red: Die Interessenvertretung des Friseurhandwerks in Dortmund und Lünen hat sich mit einem Offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewandt, und darum gebeten, die hohen Hygieneauflagen zu überprüfen]Hier haben einige nicht verstanden was Arbeitsschutz bedeutet. Und die beiderseitigen Masken, Händewaschen und Desinfektion helfen nun mal enorm!
Sie erinnern sich bestimmt an die Forderung angestellter Friseure vor dem Lock-down die Geschäfte zu schließen, da sie Angst vor einer Ansteckung hatten. Diesbezüglich wurde die Gewerkschaft ÖTV angerufen. Mir gefallen die momentanen Arbeitsbedingungen auch nicht. Nur die Pandemie ist da und Schutz soweit als möglich sollte jedermanns Interesse sein. Ich nenne das Respekt und Solidarität.

Mich nerven die Diskussionen mit den Kunden, die sich nur unter Zwang eine Maske beim Friseurbesuch aufsetzen. Ich kann aber nicht alle Querulanten wieder wegschicken, es hängt letztendlich die Existenz am seidenen Faden.

Zu guter Letzt: Ab nächster Woche haben wir zwei UVC-Luftentkeimungsgeräte im Salon. Allein die Bekanntgabe an unsere Kunden über diese Geräte löste ein allgemeines Frohlocken hervor. Wir arbeiten mit unserem Team mit der Pandemie und nörgeln nicht jede Minute über die Hygienemaßnahmen. Unsere Mitarbeiter sind stolz in solch einem sicheren Raumklima Kunden zu bedienen. Was mich stört, ist die lasche Kontrolle der zuständigen Behörden in den Betrieben. Es gibt speziell bei uns in Gießen einige Salons, in denen ohne Maske gearbeitet wird. Und was passiert von Seiten der Behörden – nichts! Das ist ein Aufreger.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Milla, Gießen

Anm. d. Red.: Leserbriefe werden unaufgefordert zugesendet und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.