05.07.2018
Immer weniger Gesellen
Alarmierend: Die Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zeigen einen nachhaltigen Rückgang bei den bestandenen Gesellenprüfungen.
Die Salons leben, was die Zahl der Mitarbeiter anbelangt, aktuell "von der Substanz". Der Fachkräftemangel ist eklatant. Verstärkt wird dies auch durch den massiven Rückgang an bestandenen Gesellenprüfungen. Bestanden im Jahr 2010 noch 11.049 Azubis ihre Gesellenprüfung, so legten in 2017 nur noch 5.563 Azubis ihre Prüfung erfolgreich ab. Somit hat sich in den letzten sieben Jahren die Zahl der bestandenen Gesellenprüfungen halbiert (Zahlen siehe Tabelle_1 unten).
Massiver Rückgang
1990 hatten in Deutschland noch 15.785 angehende Gesellen die Prüfung bestanden. Bei 51.311 in der Handwerksrolle eingetragenen Salons entfielen somit rein rechnerisch 0,31 neue Gesellen auf einen Betrieb. Somit hätte damals theoretisch jeder dritte Salon einen neuen Mitarbeiter beschäftigen können.
2017 ist dieser Wert auf 0,07 abgesackt. Für 80.769 Salons stehen 5.563 neue Gesellen zur Verfügung, um Abgänge auszugleichen. Heute kann also nicht einmal jeder zehnte Salon einen ausgelernten Mitarbeiter einstellen.
Immer weniger trauen sich ein zweites Mal
Der Anteil der „Durchfaller“ ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben und liegt 2017 bei 17,4 Prozent (2005 waren es im Vergleich 17,2 Prozent). Allerdings trauen sich immer weniger, die Gesellenprüfung ein zweites Mal zu wiederholen. 2005 machten noch fast alle einen zweiten Anlauf. 2017 leider nicht, da gaben 6 Prozent der Betroffenen das Unterfangen Gesellenprüfung komplett auf. Sie scheiden aus dem Beruf aus oder werden als (preiswerte) Hilfskräfte weiter beschäftigt.
Nachschub für’s Männergeschäft?
2010 waren 6,2 Prozent der Prüflinge männlich. 2017 sind es bereits 10,3 Prozent. Betrachtet man hierzu noch die absoluten Zahlen wird deutlich, wie massiv sich Frauen aus dem Mitarbeitermarkt für das Friseurhandwerk verabschieden (Zahlen siehe Tabelle_2 unten).
Beim immer noch grassierenden Barbershop-Fieber sieht es vor dem Hintergrund der vorliegenden Zahlen so aus, also ob es personell eng wird, den Barber-Hype zu einem umsatz- und renditeträchtigen Trend zu entwickeln. Also allerhöchste Zeit, den Abwärtstrend bei den Gesellenprüfungen zu drehen.
Jahr | abgelegt | bestanden | Anteil (%) nicht bestanden | |
---|---|---|---|---|
2000 | 12.768 | 10.575 | 17,2 Prozent | |
2010 | 13.320 | 11.049 | 17,0 Prozent | |
2016 | 7.128 | 5.940 | 16,7 Prozent | |
2017 | 6.733 | 5.563 | 17,4 Prozent |
Jahr | weiblich | männlich | Anteil (%) Männer |
---|---|---|---|
2000 | 9.919 | 656 | 6,2 Prozent |
2010 | 10.120 | 929 | 8,4 Prozent |
2016 | 5.671 | 604 | 10,2 Prozent |
2017 | 4.988 | 575 | 10,3 Prozent |
Quelle: Verlag/Vertrieb Osinski, Inhaber Diplom-Ökonom Ralf Osinski