Gehen ab jetzt gemeinsame Wege: Dirk Brinkmann (li.) und Lars Nicolaisen Credit: Petersen Relation

20.11.2020

Fusion de luxe

Zu viele Köche verderben den Brei? Das Gegenteil zu beweisen sind Lars Nicolaisen, Dirk Brinkmann und Marc Breckwoldt angetreten. Die drei etablierten Hamburger Friseur-Unternehmer gehen seit November gemeinsame Wege in Nicolaisens Stadtpalais. Ein Modell auch für Kollegen?

TOP HAIR: Ich falle mit der Tür ins Haus: Corona – Krise – zwei High-Class-Salons – ein großes Palais: Ist Ihre Kooperation aus der Not geboren?
Lars Nicolaisen:
Ausdrücklich nein. Die Zahlen haben sich nach dem Lockdown erholt, im Gegensatz, wir hatten ohnehin überlegt, das Team im Stadtpalais aufgrund der hohen Nachfrage zu verstärken. Doch bis sich ein neuer Mitarbeiter in diesem Konzept rechnet, kann das gern mal ein Jahr dauern. Gut, dass Dirk und sein Team in Hamburg etabliert sind und einen festen Kundenstamm mitbringen.

Dirk Brinkmann: Ich musste mein Ladenlokal räumen, da das Haus verkauft und luxussaniert wird. Als ich Lars – schon lange vor Corona – davon erzählt habe, ist uns die Idee gekommen, es doch einmal zusammen zu versuchen. Für mich schließt sich damit ein Kreis, da ich meine Laufbahn in den 90er-Jahren genau hier gestartet habe.

Lars Nicolaisen: Wobei mein Partner im Salon Stadtpalais, Marc Breckwoldt, ein Zahlenmensch ist und natürlich sofort die Chance erkannt hat, das Palais wirtschaftlich noch attraktiver zu machen.

Marc Breckwoldt: Abgesehen davon ist es auch ohne Not nicht verwerflich, sich gerade in diesen unruhigen Zeiten in einem Unternehmen die Kosten genauer anzusehen. Jetzt zahlen wir eben nur eine Miete.

Und wie sieht diese Kooperation genau aus?
Lars Nicolaisen:
Wir haben uns für eine „Verlobungszeit“ entschieden, in der Dirk zunächst als Geschäftsführer unserer GmbH fungiert, bevor die „Hochzeit“ in Form einer Partnerschaft folgen soll. Wie im echten Leben möchten wir einfach prüfen, ob unser Modell auch nach Ablegen der rosa Brille noch funktioniert.

Und die jeweiligen Teams?
Dirk Brinkmann:
Die sollen langsam zusammenwachsen. Es war sehr emotional, als wir das meinen Leuten verkündet haben. Immerhin waren wir viele Jahre eine eingeschweißte Gemeinschaft im Salon. Die Mitarbeiter waren in erster Linie froh, dass die Zukunft geklärt ist und klar war, wie es nach dem Auszug weitergehen sollte.
Mit Lars’ Leuten haben sie sich auf Anhieb gut verstanden, sodass wir gleich am ersten Abend bei Cremant lange zusammengesessen sind.

Fusion heißt oft auch Stellenabbau.
Lars Nicolaisen:
Hier hat es sich gut gefügt, dass die aktuelle Salonleiterin nach ihrer Elternzeit flexibel war und gern an den Salon am Ballindamm wechselt. Dort ist gerade die Position der Salonleitung vakant, und dort war sie bereits über acht Jahre mit der Leitung vertraut.

Dirk Brinkmann: Ich habe jedem Mitarbeiter angeboten mitzukommen, und bis auf einen sind alle im Stadtpalais am Start. Insgesamt sind wir jetzt 4 plus 5, also zu Neunt.

„Wir kommunizieren immer offen und transparent mit dem Team.“ Lars Nicolaisen

Also kräftig verstärkt. Macht das Probleme in Sachen Corona-Mindestabstand?
Lars Nicolaisen:
Nein. Wir werden mit zwei zusätzlichen Bedienplätzen im Wintergarten starten. Die richten wir jetzt extra ein, damit alle Mitarbeiter und Gäste ganz viel Platz haben. Wir starten also mit elf Bedienplätzen auf mehr als 400 Quadratmetern.

Das klingt alles sehr geschmeidig. Gab oder gibt es denn keine Hürden oder Probleme bei diesem Projekt?
Lars Nicolaisen:
Wir haben versucht, im Vorfeld alle Abläufe bis ins Detail runterzubrechen und zu klären und waren uns jedes Mal erstaunlich schnell einig.

Dirk Brinkmann: Das stimmt. Mein Team und ich werden unsere Kunden erst einmal bedienen wie zuvor. Das Telefon wird umgeleitet, die Software ist zum Glück die gleiche, sodass wir nahtlos starten können. Wir haben zwar andere Preise, einen anderen Lieferanten, sogar ein anderes Schneidesystem. Aber das alles bleibt erst einmal wie gehabt. Wichtig ist, dass alle langsam zusammenwachsen. Wie das gelingt, wird sich zeigen.

„Die wichtigste Überlegung im Vorfeld: Teilen wir die gleichen Werte?“
Marc Breckwoldt

Was können Sie Kollegen empfehlen, die – aus welchen Gründen auch immer – überlegen, sich mit einem anderen Salon zusammenzutun?
Marc Breckwoldt:
Am Wichtigsten ist, dass man die gleichen Werte teilt. Ticken wir ähnlich? Dann spielt es eine untergeordnete Rolle, ob im Salon z.B. die Zahlen oder die Kreativität im Fokus stehen.

Lars Nicolaisen: Man muss im Vorfeld klar die Kompetenzbereiche absprechen und festlegen. Wer ist wofür verantwortlich? Wer hat den Hut auf? Natürlich gibt es da ganz viele graue Felder, wo sich Kompetenzen überschneiden, doch am Ende müssen Entscheidungen fallen - und dann muss es klar sein, wer bei welchem Thema das letzte Wort hat.

Dirk Brinkmann: Mein wichtigster Rat ist: Alles ansprechen, was einem auf der Seele liegt, das Gegenüber kann nicht Gedanken lesen. Und auf das Bauchgefühl hören. Wenn man sich nicht 100prozentig vertrauen kann, funktioniert das nicht.

Das Trio im Stadtpalais

Dirk Brinkmann
- viele Jahre Salonleiter und rechte Hand von Marlies Möller
- seit 15 Jahren selbständig
Lars Nicoaisen
- Friseurunternehmer seit über 25 Jahren, 3 Salons in Hamburg
Marc Breckwoldt
- Geschäftsführer der „Ryf“-Salonkette, Beteiligungen an etlichen weiteren Salons
- Teilhaber im „Nicolaisen Brinkmann“ Stadtpalais