15.11.2017
Friseurunternehmer im Parlament: Marktverschiebung stoppen
Thomas L. Kemmerich, Vorstandsvorsitzender der masson Friseure, zieht für die FDP in den Bundestag ein.
TOP HAIR: Herr Kemmerich, Glückwunsch zum Bundestagsmandat! Was wollen Sie für die Friseurbranche im Parlament erreichen?
Thomas L. Kemmerich: Die Regelung, dass Kleinunternehmer mit bis zu 17.500 Euro Umsatz von der Umsatzsteuer befreit sind, führt zu immensen Marktverschiebungen in der Friseurbranche. Sicher braucht man das für viele freiberufliche Tätigkeiten und in der Gründungsphase, aber im Friseurhandwerk ist das oft eine Lebenseinstellung. Es ist ein Detailproblem unserer Branche, und dadurch wird es durchaus schwierig, das Thema anzugehen: Wenn ich das auf Bundesebene erkläre, treffe ich nicht immer auf Verständnis. Wie gesagt, für viele Berufe ist es auch durchaus sinnvoll und es vereinfacht vieles. Eine Kompromisslinie könnte sein, dass die Umsatzsteuerbefreiung drei Jahre nach Gründung wegfällt. Das Thema muss man jetzt auf jeden Fall mit Fachpolitikern angehen.
Sie sind Realist. Wie hoch schätzen Sie denn die Chancen für eine Veränderung bei der Kleinunternehmerregelung ein?
50:50. Aber wer es nicht versucht, der wird auch keinen Erfolg haben.
Werden Sie am dualen Ausbildungssystem und dem Meisterbrief festhalten?
Ja, selbstverständlich. Die duale Ausbildung liegt mir sehr am Herzen, sie ist immer noch das Erfolgsgeheimnis, um das uns viele andere Länder beneiden. Wir müssen den jungen Leuten wieder beibringen, dass eine Ausbildung goldenen Boden hat, und dafür auch in Schulen investieren. Das wurde in den letzten Jahren vernachlässigt. Ich rufe sicherlich nicht nach dem Staat, aber Bildung ist eine staatliche Aufgabe, und wenn wir hier nichts tun, wird sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen. Alle Angriffe auf den Meisterbrief habe ich immer abgewehrt und werde mich auch weiterhin für seinen Erhalt einsetzen.
In einem Interview haben Sie gesagt, Sie wollen nur für zwei Jahre im Bundestag bleiben. Das müssen Sie uns bitte erklären!
In zwei Jahren haben wir in Thüringen Landtagswahl. Derzeit haben wir eine rot-rot-grüne Regierung, und mein Ziel als Landesvorsitzender der FDP ist es, dieses Experiment zu beenden. Für den Wiedereinzug in den Landtag würde ich das Bundestagsmandat niederlegen – im Wissen, dass unsere genannten Ziele nicht aus den Augen verloren werden: Der Kollege, der für mich nachrücken würde, ist mittelständisch beheimatet. Außerdem bin ich Mitglied im Bundesvorstand und werde mich weiterhin für das Handwerk einsetzen.