Natalie und Maxyne Lippert (v. l.) führen die Salons L1 und L2 im Sinne ihres Vaters weiter. ::: Foto: Egbert Krupp

30.05.2016

Das Erbe des Vaters

Wie geht es nach Wolfgang Lipperts Tod weiter mit den beiden Salons in München? TOP HAIR im Gespräch mit dem Management und den Töchtern.

Die beiden Salons L1 und L2 von  Starfriseur Wolfgang Lippert sind in München eine Institution, so wie er selbst eine war. Er führte sein Unternehmen inmitten der bayerischen Metropole in dritter Generation mit viel Herzblut, Charisma und dem Anspruch, alle Kunden perfekt zu bedienen und zu begeistern. „You are all welcome“ war einer seiner bevorzugten Wahlsprüche, die er auch lebte. Und so schätzten ihn und sein Unternehmen prominente und weniger prominente Kunden gleichermaßen. Wolfgang Lipperts früher Tod - er verstarb am 21. Januar 2016 - hinterlässt eine riesige Lücke und große Fußstapfen für die nachfolgende Generation. Wie es weitergeht? Darüber spra­chen wir mit Natalie (25) und Maxyne (23) Lippert, mit Geschäftsführer Markus Ruidl (48) und Alexander Voit (31), Creative Art Director und seit Kurzem ebenfalls Geschäftsführer. Die beiden gehören, wie die Salonleiter Angelina Salger, Marcello Steck, Josef Baranowski und Mahmud Al-Smadi, zum derzeitigen Management-Circle, den der Chef bereits zu Lebzeiten etabliert hatte.  

Nachfolge bereits geplant

„Wolfgang Lippert hat das Was-wäre-wenn schon vorher genau überlegt“, sagt Markus Ruidl. „Er hatte da keine Berührungsängste.“­ Es gibt also eine Nachfolgeregelung mit Beteiligungspositionen. Alle sechs Mitglieder des Managements haben demnach die Möglichkeit, Anteile des Unternehmens zu erwerben. In welcher Höhe entscheidet selbstverständlich jeder Mitarbeiter selbst, das letzte Wort haben dann Natalie und Maxyne Lippert, die nun die neuen Inhaber der Salons sind. Bis Oktober dieses Jahres ist eine Art Bedenkzeit vereinbart, in der sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnen und auch den Tod von Wolfgang Lippert verarbeiten können. „In dieser Zeit kann jeder für sich und auch für das Unternehmen fühlen und erfahren, was für ihn geht und was nicht“, betont Markus Ruidl, der schon 18 Jahre mit an Bord ist. Bislang war Lippert eingetragener Kaufmann, bis Oktober soll auch eine neue Geschäftsform etabliert und das Unternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt werden.  

Neu im Rampenlicht

Ganz wichtig, und da sind sich alle einig: „Das Unternehmen soll optimal und zukunftsorientiert weitergeführt werden“, versichert Alexander Voit, auch bereits 13 Jahre bei Lippert’s Friseure. Er ist jetzt das neue „Gesicht“ des Unternehmens und vertritt die Salons nach außen. Für alle öffentlichen Belange ist er nun Ansprechpartner. Auch dies wurde von Wolfgang Lippert schon zu Lebzeiten so entschieden, und er selbst hat Alexander Voit dahingehend aufgebaut.

Handwerk immer im Vordergrund

„Bei allem, was in Zukunft passiert mit dem Unternehmen – wir wollen nach wie vor Qualität und unser Handwerk in den Vordergrund stellen“, so Markus Ruidl. „Es wird auch keine Kehrtwendung im Salon geben, aber wir wollen auch keinen Stillstand, sondern Gas geben. Unsere Mission ist, uns zu fragen, wie man wachsen kann.“ Das ist auch eine Hommage an Wolfgang Lippert, der sich in einem Gespräch mit der TOP HAIR im letzten Jahr geärgert hat, dass sich in der Branche nichts bewegt. Überhaupt Hommage – das ist ein Wort, das sehr oft fällt an diesem Vormittag. Auch Natalie und Maxyne Lippert sehen es als eine Hommage an ihren Vater, mit in das Unternehmen einzusteigen. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, denn beide hatten ganz andere Pläne – Maxyne wollte ihr Jurastudium beenden, Natalie nach ihrem Bachelor in Germanistik weiter auf die Uni –, die sie jetzt erst einmal auf Eis legen. „So können wir unserem Vater etwas von dem zurückgeben, was er uns ermöglicht hat. Er hat immer für uns gekämpft und gearbeitet.“ Dabei war ihm eine gute Ausbildung seiner Töchter sehr wichtig. „Lernt’s was G’scheits“, hat er immer gesagt und dafür gesorgt, dass sie das beste Ausbildungskonzept bekommen, das für sie stimmig war. Und „vertragt euch!“ Wie wichtig diese Maxime ist, das zeigt sich gerade jetzt, denn „jede für sich wäre alleine im Moment verloren, zu zweit aber haben wir Mut“, sagen beide unisono. Und so haben sie auch ein klares Ziel vor Augen: „Wir halten an der Philosphie unseres Vaters fest, wollen also vor allem gute Dienstleistung bieten, die bis ins kleinste Detail reicht. Das hohe Level soll auf alle Fälle bleiben, wir werden dafür alles geben. Die Kunden sollen sich jetzt nicht scheuen zu kommen, sondern sich wie gewohnt willkommen fühlen.“  

Familientradition hochhalten

Maxyne und Natalie Lippert sind nun fast täglich im Salon und bei allen Meetings dabei, wo alles gemeinsam mit den Geschäftsführern und Salonleitern besprochen wird, von den Finanzen über personelle Entscheidungen bis hin zur Frage, wer welche Aufgaben hat. Hilfreich bei all dem ist die Tatsache, dass Wolfgang Lippert seine Töchter von klein auf mit dem Geschäft vertraut gemacht hat – 24/7 wie sie das nennen – und dass ihnen Wilfried Lindloff, der frühere Wella-Chef, vorübergehend beratend zur Seite steht. „Unser Vater hat ihn uns als außenstehenden Berater empfohlen. Er bringt sowohl fachliches als auch unternehmerisches Know-how mit und ist daher momentan für uns und auch das Team ein guter zusätzlicher Ansprechpartner.“  

Text: Sibylle Timm