Spitzenteam: Zu Michael Engel (l.) kommen alle gerne zum Arbeiten. Foto: Melanie Fredel

03.09.2019

Vier-Tage-Woche für Alle

Vier Tage arbeiten, drei Tage frei? Klingt traumhaft! Ist es auch sagt Michael Engel, der das für sich und seine Mitarbeiter umgesetzt hat.

Gelesen hatte Michael Engel, TOP Salon-Sieger 2019 (Kategorie Employer), von der Vier-Tage-Woche im Urlaub in einem Wirtschaftsmagazin. Die Idee, die in Skandinavien und USA umgesetzt wurde, ließ ihn nicht mehr los. „Wo kann man es besser ausprobieren als bei uns? Wir tragen uns selbst die Termine ein“, sagt Engel.  „Wir haben einen Fachkräftemangel und müssen was ändern. Das kann man über die Löhne machen, aber was noch besser ist ein besseres Zeitmanagement“, ist sich Engel sicher. So viele Menschen würden durch die Arbeit krank, haben Magen- und Rückenbeschwerden oder Kopfschmerzen. Das wollte Engel für seine Mitarbeiter nicht. Also hat er beim nächsten Teammeeting die Idee einfach mal in den Raum geworfen: Seine Mitarbeiter waren Feuer und Flamme, Bedenkenträger gab es aber auch: Das geht doch nicht! Also hat sich das Team auf eine Testphase von drei Monaten geeinigt. Die Arbeitszeit wurde von 39 auf 37 Stunden reduziert  - bei gleichem Lohn – und den Samstag sperrte man auch gleich zu. Der Samstag - einst der stärkste Tag in der Woche - eine „heilige Kuh“ sagt Engel: „ Wir haben dafür Alternativen geschaffen und öffnen jetzt drei Mal in der Woche bis 20 Uhr. Und die Kunden lieben es!“ Am Samstag zum Friseur? Das war einmal: „Kein Mensch will am Samstag freiwillig zum Haareschneiden gehen, da wollen auch die Kunden Zeit mit der Familie verbringen. Ich kann das nur allen Kollegen raten: Macht den Samstag zu und schafft Alternativen.“

Drei Monate Testphase

Das Team konnte es fast nicht glauben, dass es so einfach gehen soll: Derselbe Lohn bei reduzierten Wochenstunden. Und dann fiel die Testphase auch noch in die starken Monate Oktober, November, Dezember – und das lief so gut, dass die Vier-Tage-Woche beibehalten wurde. Jetzt bereits seit anderthalb Jahren und erfolgreich: „Die Umsätze sind absolut identisch und sind sogar eher noch gestiegen.“ Und die Arbeitsstätte ist zu einem Ort geworden, wo die Mitarbeiter gerne hingehen. Das zeigt sich auch an den Fehltagen. Die Krankheitstage seien nahezu auf null runter, berichtet Engel. Entscheiden durfte jeder Mitarbeiter selbst, ob er Montag bis Donnerstag oder Dienstag bis Freitag arbeiten möchte. Auch die Frühaufsteher und Nachteulen konnten sich ihre zeitliche Komfortzone selbst aussuchen.

Verändert hat sich die Auslastung im Salon: Laut Statistik hat man eine Auslastung von 75 bis 80 Prozent: „Das hat man dann nicht mehr, das wird schon alles komprimiert. Aber Sie können hier jeden fragen: Stressiger ist es dadurch nicht geworden.“ Im Gegenteil: Enorm entspannt sei das Arbeiten im Salon nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden, die von Anfang bis Ende von einem Mitarbeiter betreut werden. Zwischentermine gibt es bei Engel Haardesign nicht.

Überstunden gibt es nicht

Auch Überstunden werden bei Engel in Murnau nicht mehr gemacht: „Das ist doch idiotisch, das ist ja nur eine Verschiebung und man hat den Stress an einem anderen Tag.“ Engel hält sogar eine Reduzierung der Arbeitswochenzeit um eine weitere Stunde für machbar – ohne finanzielle Einbußen. Man müsse nur die Zeit, die man hat, gut nutzen, Zusatzdienstleistungen verkaufen und gut beraten. „Ich kann gerne Jedem, der mir nicht glaubt, die Zahlen geben. Ich kann es schwarz auf weiß beweisen, dass es geht. Die Leute müssen sich nur trauen!“

Die Vier-Tage-Woche gilt bei Engel nicht nur für die Mitarbeiter, auch er selbst nimmt sich zurück: Aus der 6-Tage-Woche wurde eine 5 oder 4,5 Tage Woche: „Ich habe zwei kleine Kinder. Von denen möchte ich etwas haben und die Zeit mit Ihnen genießen.“

Autor: Yvonne Rieken

Hat der Samstag ausgedient? Ist der blaue Montag passe? Mehr zum Thema Salons und ihre unterschiedlichen Öffnungszeiten lesen Sie in der TOP HAIR Business Ausgabe vom 15. September.

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