Gabriel Galozi hat in seinem Salon Highlights die Vier-Tage-Woche eingeführt >< Foto: Christine Lipski für Schwarzkopf Professional

21.02.2023

Vier-Tage-Woche im "Salon Highlights"

Fachkräftemangel und Work-Life-Balance bestimmen in der Friseurbranche die Diskussionen. Kann die Einführung der Vier-Tage-Woche helfen, diese Probleme zu lösen?

„Ich wollte als Chef immer alles anders machen“, sagt Gabriel Galozi. Selber lange Zeit angestellt, bevor er in Leipzig 2018 den Salon Highlights eröffnet, hatte er immer das Gefühl, die Friseure würden mit sehr langen Öffnungszeiten verheizt. Genau das will der Friseur und Betriebswirt in seinem Laden nicht. Zudem plagen den 37-Jährigen die Sorgen der Branche: Es fehlen Mitarbeiter*innen, der Salon ist nicht durchgehend ausgelastet, die Energiepreise steigen. „Das muss effizienter gehen“, überlegt Galozi. Er betrachtet umsatzstarke Tage und Hohlzeiten und kommt zum Schluss: Ich öffne nur noch an vier Tagen, laste den Salon besser aus und spare obendrein Energie.

Ungerade und gerade Wochen

Seine vier Mitarbeiterinnen sind begeistert, als er die Idee im Oktober vorstellt. Gemeinsam tüftelt das Team aus, wie alle Friseurinnen gleichzeitig an vier statt an fünf Tagen arbeiten, kalkuliert das Buchungssystem neu durch. Galozi wandelt die Öffnungszeiten ab: War der Salon bisher an fünf Tagen von 9 bis 19 Uhr geöffnet, stehen seit 1. Januar alle Mitarbeiterinnen in ungeraden Wochen von Dienstag bis Freitag, in geraden Wochen von Mittwoch bis Samstag am Stuhl. Ist Highlights am Samstag zu, arbeiten alle donnerstags eine Stunde länger und öffnen später. Für Brautstyling am Samstag außer der Reihe gibt es für die Mitarbeiterinnen eine Gutschrift mit späterem Überstundenausgleich. Nach neun Stunden ist Schluss. Die Arbeitszeiten der Mitarbeiterinnen, alle zwischen 32 und 35 Wochenstunden, lassen sich problemlos ohne Änderung der Arbeitsverträge unterbringen, das Schichtsystem entfällt. Das Gehalt seiner Mitarbeiterinnen behält Galozi bei, will gucken, „wie das anläuft“.

Bildzeitung berichtet

Im November informiert Galozi seine Kund*innen in persönlichen Gesprächen über die neuen Öffnungszeiten, Ende Dezember geht er damit an die Öffentlichkeit. Er verkündet über die Website sowie Aushänge im Salon und Social Media die Umstellung auf die Vier-Tage-Woche. In Leipzig schlägt das ein wie eine Bombe, selbst die Bildzeitung berichtet. Galozi ist überrascht, dass „das so eine große Welle schlägt“. Die öffentliche Aufmerksamkeit beschert ihm sogar neue Kund*innen, die ihn „unterstützen“ wollen. Negative Stimmen sind selten.

Ein paar Wochen nach dem Start ist Galozi zufrieden mit dem neuen Modell. „Alle sind wieder gleichzeitig da, es herrscht ein neuer Teamgeist. Wir arbeiten jetzt stärker Hand in Hand, das habe ich vorher gar nicht so auf dem Radar gehabt.“ In wöchentlichen Besprechungen justiert das Team flexibel nach, gibt etwa einen Viertelstunde Luft zwischen den Terminen zu, „um im Wartebereich ein Gefühl der Enge zu vermeiden und mehr Luft zum Durchschnaufen zu haben“. Probleme sieht der optimistische Unternehmer bisher nicht. Sollten sie auftauchen, wird das Team eine Lösung finden.