20.06.2018
In Kontakt bleiben
Viele Bankfilialen machen dicht. Wie Sie trotzdem keine anonyme Kontonummer werden, weiß unser Finanzexperte Michael Vetter.
Nicht neu, aber dennoch brisant: Die Bankenlandschaft dünnt immer weiter aus, die langjährige Filiale vor Ort gehört vielfach der Vergangenheit an. Und damit auch der vertraute Kundenbetreuer, der nun, wenn überhaupt, irgendwo in der Hauptstelle zentral und für eine Vielzahl von Kunden tätig ist. Die frühere enge Kundenbindung ist oft ein Relikt. Zugegeben, diese Schilderung ist ein wenig zugespitzt, aber die Tendenz ist da, dass immer mehr Bankfilialen schließen. Da stellt sich die Frage, wie es mit der Hausbank zukünftig weitergehen soll. Das gilt insbesondere dann, wenn es um die wichtigen Fragen der privaten und betrieblichen Finanzierung geht. Aber auch banalere Dinge wie Bargeld abheben oder das Einzahlen von Barbeträgen werden künftig nicht mehr überall möglich sein. Ganz zu schweigen vom schnellen persönlichen Gespräch vor Ort mit dem Kundenberater, der „mal eben“ unbürokratisch für vier Wochen den Überziehungskredit um ein paar Tausend Euro erhöht. Das gilt auch für den „Klassiker“, die Lieferantenrechnung, die plötzlich das Konto belastet. Dazu erhielt der Kunde im Idealfall einen sofortigen Anruf „seines“ Bankmitarbeiters und konnte somit rechtzeitig für Kontodeckung sorgen.
Fordern Sie die Aufmerksamkeit ein
Es ist nachvollziehbar, dass Banken insbesondere vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase, über Kostenoptimierung nachdenken müssen. Allerdings sollte dabei die bewährte Geschäftsbeziehung nicht gefährdet werden. Es gibt durchaus Möglichkeiten, die Verbindung zu Ihrer Bank auch vor diesem schwierigen Hintergrund zu festigen:
- Halten Sie Kontakt zu ihrem Kundenberater und, sehr wichtig, seinem Stellvertreter. Auch wenn durch eine Filialschließung ein persönlicher Kontakt schwieriger wird, sollte er zumindest telefonisch oder per Mail möglich sein. Lassen Sie sich ggf. diejeweilige Durchwahl und die direkte Mailadresse des Bankmitarbeiters geben
- Steht Ihr bisheriger Ansprechpartner nicht weiter zur Verfügung, sollte trotzdem ein konkreter Bankmitarbeiter(auch hier einschließlich seiner Vertretung) für Ihre Wünsche da sein. Dieser kann durchaus Teil eines „Kompetenzzentrums“ oder einer ähnlichen Bündelung von Fachwissen innerhalb des Kreditinstitutes sein, er sollte aber Ihr Kreditengagement und Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse sehr gut kennen.
- Versuchen Sie, sich mindestens zweimal im Jahr ausreichend Zeit zu nehmen, mit dem jeweiligen Ansprechpartner sämtliche wichtigen Punkte zu besprechen. Diese Gespräche können in der Bankzentrale oder in Ihrem Büro stattfinden. Auch hier gilt: Ein schriftlicher Informationsaustausch ersetzt nicht den persönlichen Kontakt. An diesen Gesprächsrunden sollten am besten auch der Stellvertreter Ihres Ansprechpartners und Ihr Steuerberater teilnehmen.
- Es kann auch hilfreich sein, die jeweiligen Schwerpunkte der anderen Kundenberater im Kompetenzzentrum zu kennen. So kann man beispielsweise mit dem Experten für öffentliche Finanzierungen, Controlling oder Firmenversicherungen direkt ins Gespräch kommen.
- Sie sind der Kunde!Ist Ihnen wichtig, dass Ihre Bank ein dichtes Filialnetz hat, dann wechseln Sie. So kann zum Beispiel Ihre bisherige Zweit- oder Drittbank schnell zu einem wichtigen Pfeiler zukünftiger Unternehmenspolitik werden, wenn zum Beispiel die nächste Filiale in wenigen Minuten erreichbar ist.
- Wenn Sie technikaffin sind, nutzen Sie die individuellen Hard- und Softwareangebote der Banken. Außerdem gibt es mittlerweile auch „mobile Filialen“, die helfen können, den direkten Kontakt zu halten.