Helene Žugčić und Michaela Bauer bilden seit Mai 2023 das Führungsduo beim Naturkosmetikhersteller Culumnatura. In ihrer gemeinsamen Leitung stehen sie für eine moderne, werteorientierte Unternehmensführung, die auf Nachhaltigkeit, Natürlichkeit und ethisches Wirtschaften setzt – zentrale Grundsätze der Marke Culumnatura.
Inhaltsübersicht
- TOP HAIR: Was hat sich verändert seit Willi Luger die Geschäftsführung an euch abgegeben hat?
- Dauern Entscheidungsprozesse dadurch nicht viel länger?
- Hat sich die Firmenphilosophie geändert oder bewahrt ihr das, was Willi Luger aufgebaut hat?
- Ist Willi als Berater ansprechbar für euch?
- Was war der Grund, das Unternehmen über eine Stiftung laufen zu lassen?
- Culumnatura und Nachhaltigkeit sind untrennbar verbunden. Was sind die Grundpfeiler der Nachhaltigkeit für Culumnatura?
- Willi sagte im Interview, das wir 2017 mit ihm geführt haben, dass es spätestens 2030 mehr Naturfriseure geben wird als andere. Liegt er mit dieser Prognose noch richtig?
Wir sprachen mit den beiden Geschäftsführerinnen über ihre Unternehmensführung und das Ziel, Nachhaltigkeit in der Friseurbranche weiter voranzutreiben.
TOP HAIR: Was hat sich verändert seit Willi Luger die Geschäftsführung an euch abgegeben hat?
Helene: Es war am Anfang schon eigenartig – von der Kollegin zur Vorgesetzten zu werden. Aber jetzt nach fast zwei Jahren ist es super. Wir haben am Unternehmensstil ein bisschen was verändert.
Michaela: Wir haben die Soziokratie eingeführt. Die Kolleg*innen sind stärker in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Es gibt einen Kreis aus Delegierten, die aus den Teams gewählt werden. So ist aus jedem Team jemand im Führungskreis mit dabei und spricht für das Team – aus seiner Sicht und mit den Hintergrundinformationen aus seinem Fachbereich.
Dauern Entscheidungsprozesse dadurch nicht viel länger?
Michaela: Zu Beginn war es wirklich so, dass diese Meetings sehr lang gedauert haben und es sich mühsamer angefühlt hat. Aber mittlerweile sind wir so flott in den Entscheidungen. Es gibt einen Rahmen, in dem die Meetings ablaufen, mit einer Moderatorin.
Helene: Zudem haben die Teams selbst einen großen Handlungsspielraum und Budgetrahmen, sie entscheiden sehr viel autonom. Das beschleunigt die Prozesse ebenso.
Hat sich die Firmenphilosophie geändert oder bewahrt ihr das, was Willi Luger aufgebaut hat?
Helene: Ja, das tun wir. Dadurch, dass wir in einer Stiftung sind, gibt es eine Urkunde, in der alles niedergeschrieben ist. Das war Willi total wichtig. Die Grundsätze werden bleiben. Zum Beispiel, dass wir unsere Produkte nur fachexklusiv über die Friseure verkaufen. Dass wir bio-zertifizierte Naturkosmetik erzeugen, die weder dem Menschen noch der Umwelt schadet. Dass es ohne Schulung keine Produkte gibt und dass jeder Kunde bei uns den gleichen Preis zahlt.
Ist Willi als Berater ansprechbar für euch?
Helene: Wenn er nicht gerade auf Reisen ist, können wir Willi immer ansprechen. Er wohnt ja im Ort. Er hat einfach sein enormes Wissen, und das versuchen wir zu erhalten. Er ist immer da, wenn wir ihn brauchen.
Was war der Grund, das Unternehmen über eine Stiftung laufen zu lassen?
Helene: Dahinter steckt, dass die Kinder von Willi die Firma nicht übernehmen werden. Und er wollte die Firma auf keinen Fall verkaufen. Die einzige Möglichkeit, in Österreich derzeit eine Firma auf lange Sicht zu bewahren, ist, eine Stiftung zu gründen. Die Firma gehört als GmbH der Stiftung. Es gibt einen Stiftungsvorstand, der genau auf die Einhaltung dessen, was in der Stiftungsurkunde festgeschrieben ist, achtet. In diesem Vorstand sind derzeit Willi, Astrid, unsere externe Beraterin und ein Rechtsanwalt. Scheiden Willi und Astrid einmal aus dem Stiftungsvorstand aus, wird neu gewählt. So könnte zum Beispiel auch eine Kollegin oder sogar Kundin in den Stiftungsvorstand kommen. Voraussetzung ist lediglich, dass es jemand im Nahbereich der Friseure oder der Naturkosmetik ist. Es geht bei dieser Stiftung einfach um das Bewahren, auf die Unternehmensführung hat die Form der Stiftung keine Auswirkungen. Der Stiftungsvorstand ist lediglich Beratungsorgan.
Culumnatura und Nachhaltigkeit sind untrennbar verbunden. Was sind die Grundpfeiler der Nachhaltigkeit für Culumnatura?
Michaela: Natürlich sind unsere Produkte an sich grundsätzlich schon nachhaltig. Wir schauen auf nachhaltige Rohstoffe, wir achten auf nachhaltige Verpackung. Dazu gehört, den Teilnehmer*innen bei unseren Schulungen zu lehren, achtsam mit dem Verbrauch von Produkten umzugehen. Aus diesem Grund sind wir nicht auf maximalen Verkauf ausgerichtet. Uns ist die Aufklärung ganz wichtig, auch schon in den Berufsschulen.
Helene: Zu Nachhaltigkeit gehört der Grundgedanke von Willi, Produkte zu entwickeln, die nicht krank machen. Wir kennen alle das Thema Friseurekzeme und Schlimmeres. Wenn wir neue Produkte entwickeln, achten wir auch darauf, Rohstoffe möglichst regional zu beziehen. Beim Thema Verpackung tut sich gerade auch sehr viel. Doch hier prüfen wir immer, was möglich ist. Bio-Plastik wäre für uns zum Beispiel kein Thema, da die Haltbarkeit nicht gewährleistet ist. Und auch bei Karton-Verpackungen für Kosmetik tut sich viel. Sie werden zum Beispiel immer stabiler. Oder bei Nachfüllungen: Unsere Pflanzenfarbe ist zum Beispiel in Papiersäcken verpackt.

Seit Kurzem hat Culumnatura sublimare Einzelöle auf den Markt gebracht. Diese 14 Öle gibt es in einem Koffer, mit Beschreibungen der Pflanzen. Die Kund*innen können sie zum Beispiel in der Kopfmassage anwenden, im Raum diffusen oder verdünnt in den Haar- und Hautpflegeprodukten einsetzen.
Willi sagte im Interview, das wir 2017 mit ihm geführt haben, dass es spätestens 2030 mehr Naturfriseure geben wird als andere. Liegt er mit dieser Prognose noch richtig?
Helene: Das wäre schön. Doch da wussten wir noch nicht, dass Corona kommt. Vielleicht wird dieser Wendepunkt 2030 noch nicht erreicht sein, doch es geht immer mehr in die Richtung. Was wir hier in Österreich merken, was aber in Deutschland nicht anders sein wird: Die Lehrlingszahlen gehen rapide runter und man muss sich etwas einfallen lassen. Viele werden in den ersten zwei Lehrjahren mit Ekzemen krank. Da müssen die österreichische Wirtschaftskammer und Innung endlich aktiv werden und Jugendlichen Alternativen zum konventionellen Weg aufzeigen. So eine Umorientierung ist immer mit Veränderung verbunden, aber dafür können wir Hilfestellung geben.
Michaela: Es sollte einfach schon in der Berufsschule bekannt gemacht werden, dass es die Option Naturfriseur gibt, ohne Wertung, was besser oder schlechter ist.
Culumnatura auf einen Blick:
– Derzeit 39 Mitarbeiter*innen – 34 Frauen und fünf Männer
– In der Akademie unterrichten zwölf selbstständige Fachreferentinnen
– Vertrieb nach Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen, Italien, Belgien, Frankreich, Luxemburg & Liechtenstein
– Aktuell arbeiten über 1.000 Friseur*innen mit Culumnatura
– Mehr als 65 Prozent der Culumnatura-NATUR-friseurinnen sind in Deutschland beheimatet
Mehr Infos unter www.culumnatura.at
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