21.12.2017

Was kommt nach der Berufstätigkeit?

Jeder wünscht sich einen glücklichen Lebensabend ohne finanzielle Sorgen nach dem Ende der Berufstätigkeit. TOP HAIR-Experte Wolf Davids rechnet es vor.

Man spricht nicht so gerne darüber. Und noch weniger gibt es bei vielen dazu klare Vorstellungen und entsprechend eine frühzeitige, konsequente Planung. In dem mit mir geführten Interview – „Wolf Davids spricht Klartext“ in der Juli-Ausgabe der TOP HAIR (siehe auch tophair.de) kam ein Satz vor, auf den ich so viel Resonanz erhalten habe wie niemals zuvor. Ich sagte: „Mit 70 noch am Stuhl stehen, wenn man das eigentlich nicht will, ist mit das Traurigste, was einem passieren kann.“ Leider wird es für viele Kollegen so kommen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Ist in diesem Fall nicht so leicht, aber es hilft doch sehr bei der Weichenstellung.

Ein Rechenbeispiel

Die folgenden Zahlen und Fakten sind nicht auf die letzte Stelle nach dem Komma genau, können sie bei einem Zeitraum von angenommenen 30 Jahren bis zur Rente auch nicht sein.Klar spielen Zinsen, Zinseszinsen, Kapitalerträge,­ Inflation und vieles andere mehr eine Rolle – mir geht es hier um Größenordnungen und Zeitspannen: Angenommen, man möchte mit 65 Jahren sein Berufsleben abschließen. Heute kann man sicher davon ausgehen, dass ab 2030 die Rente mit 70 kommen wird. Das hieße dann, dass man fünf Jahre ohne Rente überbrücken muss. Extrem wichtig ist es, sich so früh wie möglich klarzumachen, wie hoch dann der monatliche Geldbedarf ohne geschäftliche Einkünfte sein wird.Nehmen wir mal an, das wären 3.500 Euro netto. Das bedeutet, um die Diskrepanz von fünf Jahren überbrücken zu können, bräuchte­ ich einen Geldbetrag von 210.000 Euro. Ab 70 kommt dann also die Rente dazu, mit angenommenen 1.000 Euro monatlich – den genauen Betrag kennt man ja aus seinem Rentenbescheid. Damit bliebe dann eine monatliche Lücke von 2.500 Euro ab dem 70. Lebensjahr. Geht man von der theoretischen bzw. statistischen Lebenserwartung von 85 Jahren aus, ergibt dies dann einen Betrag von 450.000 Euro. Wir sprechen also über einen Gesamtbetrag von 660.000 Euro, um für 20 Jahre einen monatlichen Geldbedarf von 3.500 Euro abdecken zu können!

Bleiben Sie realistisch

Wenn man diese Summe von einer ausgezahlten Lebensversicherung bzw. angespartem Geld entnimmt, müsste man dann ab 85 Jahren mit der Rente von 1.000 Euro auskommen. Kommt der Betrag, ohne das Vermögen anzutasten, aus Erträgen von angelegtem Geld, zum Beispiel Immobilien, fließt der Betrag zwar dauer­haft, aber der Anlagebetrag müsste bei einer Verzinsung von zwei Prozent etwa doppelt so hoch sein.Die Gegenrechnung: Woher könnten zusätzliche Deckungsbeiträge kommen? Da steht meist an erster Stelle der Erlös aus dem Verkauf des Salons. Einmal abgesehen davon, dass der gewünschte Verkaufspreis fast immer erheblich von Wunschdenken beeinflusst ist, lohnt es sich, sich rechtzeitig über eine realistische Größenordnung im Klaren zu sein. Da können der Steuerberater, Berater der Handwerkskammern oder Unternehmensberater helfen. Auf jeden Fall müssen Sie Klarheit über die notwendige Größenordnung der Rücklagen haben. Natürlich spielt es eine wichtige Rolle, ob man in der eigenen, abbezahlten Immobilie lebt und die Miete bei der Berechnung des Geldbedarfs wegfällt – wenn auch leider nicht die Instandhaltung, Abgaben und Nebenkosten.Man müsste, wenn man von angenommenem Anfangsalter von 30 Jahren ausgeht, 35 Jahre lang einen Betrag von 1.600 Euro monatlich ansparen bzw. anlegen. 1.600 Euro monatlich, die dem Einkommen mit dem höchsten Steuersatz entnommen werden – das ist dann schon eine Hausnummer. Glücklicherweise trägt in den meisten Fällen die Rente des Ehepartners mit zur Finanzierung bei. Bedenken Sie allerdings: Wahrscheinlich ist aber unter anderem wegen der Gesundheitskosten der Geldbedarf höher als 3.500 Euro.

Was also ist mindestens erforderlich, um das zu stemmen?

  1. Ein ertragreicher Salon mit einem Brutto­gewinn von circa 20 Prozent.
  2. Eine klare Lohn-, Provisions- und Kostenstrategie.
  3. Disziplin bei der Privatentnahme.
  4. Überwachung des Warenverbrauchs. Fünf oder zehn Prozent Wareneinsatz  sind ein Riesenunterschied.
  5. Konsequente Rabatt-, Bonus- und Werbekostenzuschuss-Verhandlung mit den Lieferanten.
  6. Abgleich von SOLL und IST mit entsprechenden Maßnahmen.
  7. Qualität und Preis in permanenter Beobachtung und Anpassung.

Zum Schluss ein Satz, den ich in jedem meiner Seminare gebetsmühlenartig wiederholt habe:
Sie können jeden eingenommenen Euro nur einmal ausgeben. Jeder Euro, der an der falschen Stelle ausgegeben wird oder, obwohl es möglich war, erst gar nicht erlöst wurde, fehlt unweigerlich an der richtigen Stelle. Zum Beispiel bei der Altersvorsorge. 

Autor: Wolf Davids